Katze ruft

 


Seit zirka einem Monat sind wir Halter von vier Katzen - allesamt männlich, somit vier Katern. Vier Katzen bedeutet auch - vier mal die Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen und als Halter der Tiere dafür einstehen, dass es ihnen gut geht.

Das ist so eine Sache. Nicht im rechtlichen Sinn, sondern im Zusammenhang mit den Bedürfnissen des Lebewesens, was aber auch damit zusammenhängt, dass ein Tierhalter Erfahrungen im Umgang Katzen haben sollte.  Daran hapert es bereits bei vielen Menschen. 

Somit füllen sich die Tierheime oder auch die Tierpensionen in jedem Jahr aufs Neue. Zehntausende Hunde und genauso viele Katzen werden hier abgelegt, weil ihre Halter keine " Verwendung " mehr hat oder sie während der Urlaubszeit übrig sind. Statt sich vor dem Anschaffen eines Tieres mit den hierdurch eingegangen Verpflichtungen, die nicht selten selbst beschränkend sind, auseinanderzusetzen, wird das Tier einfach für den Haushalt erworben. Wie es dem Menschen beliebt, alsdann auch wieder abgegeben.

Der Mensch als größtes Raubtier auf unserer, von uns so gequälten Erde, zeigt unter anderen mit diesem Verhalten, dass er eben nicht gewillt ist, auf die Natur und hier die mit und in ihr lebenden Tiere Rücksicht zu nehmen. 

Jenseits all jener Grundvoraussetzungen unter denen jeder Erdenbürger versucht, irgendwo, irgendwie zu überleben, gibt es auch das Luxussegment der Haustierhaltung. Und darunter zählen auch Katzen. 

Als Katzenfreund erinnere ich mich noch gerne an jene Erlebnisse, die wir in den frühen 1960er Jahren mit unserer Hauskatze hatten. Diese - wie vormals durchaus üblich - nicht sterilisiert in schöner Regelmäßigkeit Junge bekam. Mal waren es fünf, im November allerdings nur zwei bis drei. Schon damals hatte ich zu der Katze ein sehr inniges Verhältnis, auch wenn sie mir beim " Bauchkraulen " immer wieder beide Hände zerkratzte und die aufgerissene Hautoberfläche beim Waschen mit Kernseife wie Feuer brannte. Die " Mietzi " - so nannten wir die Katze - wuchs mir ans Herz. Sie gehörte längst zur Familie, so lange, bis sie eines Tages am Randstreifen der Bückeburger Straße lag - eines der dort fahrenden Autos hatte sie erwischt.

Das ist fast 60 Jahre her. Die Katzenliebe ist bei mir jedoch nie richtig erloschen. Und so hatte ich auch keinerlei Einwände als meine bessere Hälfte mir eines Abends zur fast nachtschlafender Zeit ein Bild eines jungen Katers zeigte, die im fernen Spanien in einem winzigen Käfig saß und dort mit tief traurigen Augen aus der vergitterten Tür heraus blickte. 

" Helli " hat auffällig hellrot - weiße gestreiftes Fell und wurde im April dieses Jahres geboren. Die Mutter konnte zuvor von privaten Tierschützern eingefangen werden. Nach dem Wurf wurde sie sterilisiert und wieder in die Freiheit entlassen. Die Spanier haben ein sehr eigenes Grundverständnis zu Hunden und Katzen entwickelt, weshalb eines unzählig längst ausgewilderte und streunenden Tier gibt. Sie vermehren sich explosionsartig, wenn nicht einige Organisationen dagegen den nahezu aussichtslosen Versuch unternehmen würden, hiergegen zu steuern.

Tja, also " Heilli " - jetzt " Joschi " kam mit dem Flugzeug aus Spanien zu uns. Eine freiwillige Transporteurin nahm den jungen Kater mit und übergab ihn uns am Münchner Flughafen. 

Das ist jetzt mehr als ein Monat her. " Joschi " hat sich inzwischen bei uns eingelebt. Er wird hier nicht nur - so wie die drei älteren Kater auch - täglich versorgt, sondern erhielt in der letzten Woche die Gelegenheit, sich in den anderen Räumen ein wenig umzusehen. " Joschi " ist ja ebenfalls von Natur aus sehr neugierig. Er untersuchte auch die Waschküche und entdeckte dabei die eingebaute Katzenklappe.

Seit letzten Freitagvormittag ward " Joschi " nicht mehr gesehen. Wir suchten ihn überall. Im Schuppen, im Keller, in den oberen Etagen. Nichts! Unser " Joschi " war verschwunden. Spurlos, geräuschlos, wie es Katzen so an sich haben.

Der Freitag verging, von " Joschi " war keine Mucks zu hören Wir suchten ihn am Samstagnachmittag entlang der Gärten in der Nachbarschaft und im Neubauten - Areal. Doch der kleine Spanier kam uns nicht vor die Augen. Der Samstag verging, der Sonntag mit dem " Todesspiel " gegen die Auswahl seines Geburtslandes stand an. Doch " Joschi " entzog sich dem Grauen auf dem grünen Rasen in dem Wüstenstaat Katar.

Wir saßen bei unserer Tochter und warteten auf den Anpfiff in dem fernen arabischen Land als mich ein Telefonanruf von den Sorgen um den kleinen Torero befreite.

Die Nachbarn, die ich sinnigerweise vorher über den angeblichen Abgang des Katers informiert hatte, meldeten sich per Handy mir und schickten mir dazu eine "Whats app " - Nachricht. Darin stand nur kurz und knapp:   

" Katze ruft! "

In dem anschließenden Telefonat löste sich das Problem " Joschi " dann so auf:

Der neugierige Kater entschwand im Laufe des Donnerstags durch die Katzenklappe in den Garten und erkundete von dort seine Umgebung. Dabei geriet er durch die offen stehende Garage in den Innenraum und wurde dort eingesperrt. Solange, bis die Nachbarin das Miauen des Katers hörte.

So sind sie halt, unsere geliebten Hauskatzen - neugierig!

   

STEAMHAMMER  -  Autumn Song  -  1969:

 


     

 

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