Lieber tanzend in der Sonne als arbeitend im Regen!
Heute scheiben wir den 16. November 2022. Nur noch 38 Tage bis Weihnachten, 45 Tage bis zum Jahreswechsel und 4 Tage bis zur Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft in Katar. Das letzte Datum ist eigentlich nicht so wichtig, denn das allgemeine Interesse an diesem Turnier dürfte hierzulande eher mau sein.
Draußen zeigt sich ein echter Novembertag. Der Himmel ist grau, die Temperaturen liegen bei knapp 7 Grad und es regnet dazu. Obwohl an einen Nächten leichter Frost die Landschaft mit einem zarten weißen Band abdeckt, dürfte es für die Jahreszeit eher zu warm sein. Das ist gut im täglichen Kampf gegen die explodierten Heizkosten. Bei mäßigen Plusgraden springt die Heizung nicht an. Somit wird auch kein Gas verbraucht.
Heute Morgen las ich in einem älteren " SPIEGEL " einige Horror - Geschichten von Energievorauszahlungen, die von der Vermieterseite einseitig um bis zu 500 % angehoben worden sein sollen. Nun, als juristisch beschlagener Mann könnte ich mich gegen einen solchen Wahnsinn zur Wehr setzen. Doch der immer und ewig zitierte " Otto Normalverbraucher " hat derartige Kenntnisse nicht. Er ist somit gezwungen, die jetzt überall in die Briefkästen flatternden " Nebenkosten - Erhöhungsschreiben " nahezu klaglos hinzunehmen.
So wird allerorts demonstriert, gemeckert oder zumindest lautstark gejammert. Dabei sind wir alle sehenden Auges in eine solche Katastrophe hinein gelaufen. Der Wohlstand, den die Mehrzahl der Bundesbürger im Laufe der Nach - Nullerjahre generieren konnten, ist zweifelsohne auf Kosten der weltweiten Rohstoff - und Energievorräte sowie der eher unterentwickelten und somit armen Länder der Erde zustande gekommen. Das fliegt uns jetzt wie ein Bumerang um die Ohren.
Stürmische Zeiten?
Doch so wenige Tage vor dem Heiligen Geschenkefest gibt es auch Lichtblicke.
Der längst vergammelte Garten des Nachbarn wurde doch tatsächlich jetzt ein wenig auf Vordermann gebracht. Dazu bedurfte es nicht nur einer sehr langen Überlegungszeit, sondern wohl auch der Überredungskünste des ältesten Sohnes, dem das Reihenhaus vor vielen Jahren übertragen wurde.
Seit dem hat sich dort nicht sehr viel verändert; außer, das der einst doch recht individuell angelegte Garten zu einem Wildwuchs - Areal verkommen ist. Der noch lebende Ex - Eigentümer, der Vater nämlich - seines angegebenen Berufs ehemaliger Fernsehproduktionsleiter beim hiesigen BR - ist gesundheitlich nicht mehr in der Lage, dort ein wenig Ordnung zu schaffen. So stehen ältere, davor aber sehr teure Blumengefäße in den von Grün überwucherten Ecken. Der Kompost ist nicht mehr begehbar, weil mit Gestrüpp zugewuchert. Usw., usf.
Jetzt aber kam Bewegung in den " Urwald " von nebenan. Eine Gartenbaufirma aus dem hiesigen Landkreis durfte an den Grenzseiten Hand anlegen. Es wurden die 40 Jahre alten Begrenzungselemente heraus gebaggert und entsorgt. Dafür setzten die Arbeiter Randsteine. Der alte Apfelbaum wurde auch fachmännisch beschnitten. Er zeigte sich zwar im April mit einer wunderbaren Blütenpracht, entwickelte aber nur ungenießbare und wurmstichige Früchte, die im Herbst abfielen und von den durchfahrenden PKW zermatscht wurden. Ein Ärgernis, denn die Pampe trugen nicht nur wir unter den Schuhen klebend in das Haus.
Das ist für einige Jahre vorbei. So, wie der Wildwuchs entlang des öffentlichen Rad - und Fußwegs der Vergangenheit angehört. Die Gemeinde und auch der Bürgerverein " Schachtelhausen e.V. " haben dem Eigentümer ordentlich die Leviten gelesen. Okay, ein Außenstehender mag solche Dinge für Kinkerlitzchen halten. Doch wer diesen Teil des Weges nutzte, der musste in der dunklen Jahreszeit darauf achten, dass ihm nicht die Zweige und Äste ins Gesicht schlugen.
Jetzt also hat die Gartengestaltungsfirma, der Gartenbau - Fachbetrieb also professionell Hand angelegt und jene Ärgernisse beseitigt. Dass diese Arbeiten nicht gerade preiswert waren, steht auf einem anderen Blatt Papier. Der mutmaßliche Geizhals von nebenan wird sicherlich einen mittleren vierstelligen Betrag zu berappen haben. Dafür erreichen ihn keine " bösen " Briefe der Gemeinde und des gegründeten Nachbarschaftsvereins mehr.
Während der dreitägigen Gartenbauaktion sahen wir die Arbeitsstufen und die hierfür Verantwortlichen ein wenig genauer an. es waren knorrige, typische Oberbayern, die mit Bagger, Hacke, Schaufel, Säge und mehr, dort herum werkelten. Und sie arbeiteten auch bei diesem Regenwetter.
Der Beruf des Gartenbauers oder des Landschafts - und Gartenbauer / Gärtners ist vielfältig. Hierzu bedarf es einer durchaus fundierten Ausbildung, diese umfasst drei Jahre. Die Ausbildungsvergütung ist gestaffelt und beträgt beispielsweise im 1. Jahr zwischen 560 € bis zu 930 €.
Da es mittlerweile zu wenige Ausbildungsbewerber gibt und die Betriebe beinahe Hände ringend nach Bewerber Ausschau halten, sind die schulischen Eingangsvoraussetzungen nach unten korrigiert worden.
https://www.karrieresprung.de/jobprofil/gaertner/
https://www.karrieresprung.de/jobprofil/gaertner/
Tja, das war vor einigen Jahren noch nicht der Fall. Es gab zu jener Zeit zu wenig Ausbildungsbetriebe, aber zu viele Ausbildungsnachfragende. Die Firmen durften sich die Bewerber sogar aussuchen. Danach änderten sich die Marktverhältnisse.
Als ehemaliger Schulabgänger mit einem berufsqualifizierten Abitur in der Tasche zunächst eher orientierungslos nach der Fortsetzung seines beruflichen Werdegangs suchte, erhielt er eine Ausbildungsstelle bei einem Landschafts - und Gartengestaltungsbetrieb. Doch statt die sich ihm bietende Chance zu ergreifen, sagte er einen Tag nach seiner Vorstellung dem Kleinunternehmen ab.
Als wir dieses erfuhren, schüttelten wir nur mit dem ergrauten Kopf. Wie kann ein junger Mann eine derartige Ausbildungsmöglichkeit so einfach sausen lassen? Was ist das heute nur für ein Anspruchsdenken? So oder so ähnlich stellten wir uns die Fragen.
Als ich heute Vormittag aus dem Küchenfenster sah, erkannte ich drei Männer des Gartenbaubetriebs, die trotz des Regenwetters mit Schubkarre, Schaufel und Harke in den Händen, die restlichen Arbeiten in dem Garten des Nachbar erledigten. Der nasse, trübe, sehr ungemütliche Novembertag lud nun wahrlich nicht dazu ein, sich in das Freie zu begeben. Doch die Arbeit, der Job, machten für die Arbeiter keinen Unterschied. Das dabei verdiente Geld muss nämlich am nächsten Ersten des Monats reichen, um die jeweiligen Lebenshaltungskosten decken zu können. Und Geld muss n der Regel irgendwie verdient werden. Es sei denn, ein junger Mensch ist von Beruf aus Sohn.
Dann lässt sich das Leben vermeintlich leichter nehmen und man kann das " Tanzen in der Sonne " zu seiner Passion erklären. Doch die Realität sieht eher so aus, dass es irgendwann auf eine Arbeit im Regen hinaus laufen wird.
THE BAVIS FROND - The Miskatonic Variations II - The Auntie Willie Album - 1988:
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