Harry auf Abwegen
Das Jahr 2023 war erst 10 Tage alt, da produzierte die Medien wieder eine Vielzahl von unappetitlichen Nachrichten übe Ereignisse, die bei einem Durchschnittsmenschen die Frage aufkommen lassen muss, ob die hierin vorkommenden Protagonisten nicht alle Tassen im Schrank haben.
Neben dem Sturm auf das brasilianische Regierungsgebäude in der Landeshauptstadt Brasilia durch verblendeten Anhänger des einstigen Präsidenten Bolsonaro am 9. Januar 2023 und der Aufarbeitung jener Krawalle an Silvester, hat sich nun ein anderes Ereignis in den Vordergrund geschoben. Es geht um das am 10. Januar 2023 veröffentlichte Buch des Prinzen Harry aus der englischen Königsfamilie.
Das Traktat trägt den Titel " Reserve " ( im Original " Spare " ), es umfasst mehr als 500 ( ! ) Seiten und wird hierzulande im Handel für 26 Euro ( Englisch sprachig für 23,99 Euro ) angeboten.
Viel Geld für viel Klatsch, Tratsch und einige Skandälchen?
Der Prinz ( eigentlich: Prince Henry ....., Duke of Sussex ) lässt es in seinen als Memoiren angepriesenen Machwerk dann und wann ein bisschen nach Systemkritik aussehen ( auch wenn die Verfilmung dessen noch ein wenig warten muss; sie wird garantiert auf die Menschheit hernieder prasseln ). Systemkritik vielleicht deshalb, weil er den gesamten Zinnober der vor, mit und nach dem Tod seiner ( eher nicht geliebten ) Großmutter, Königin Elisabeth II, veranstaltet wurde und auch weiterhin wird, ein wenig in Frage stellt.
Warum aber " pinkelt " der Gute nur an jenen Baum, der jene ungezählten süßen und sehr schmackhaften Früchte ( Privilegien, materielle Wohltaten aller Art ) trägt, von denen er selbst tagtäglich isst?
Stellt jenes Buch des Adligen aus England ( er ließ es natürlich von J.R. Moehringer schreiben, denn seine eigenen Fähigkeiten sind auf diesem Gebiet eher sehr überschaubar ) eine Variante der oft zitierten Zeitenwende dar? Oder ist es schlicht und einfach ein plumper Versuch, den " Untertanen " sowie jenen überwiegend ärmeren Menschen jenseits der " Insel " ihre Moneten aus der Tasche zu ziehen zu wollen?
Wen aber ( außerhalb der Fraktionen der voyeuristischen Trendsetter, der Royalisten und ähnlicher Romantiker ) interessiert das Geschreibsel rund um das vom Prinzen Harry bislang Erlebte?
Zunächst dürfte der Begriff " Memoiren " in etwa jene nieder geschriebenen Erinnerungen an Begebenheiten erfassen, die der Prinz mit seinen gerade mal 38 Lenzen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Memoiren ). Weil diese subjektiven Wahrnehmungen überwiegend nicht belegbar sein dürften, müssen sie mit Vorsicht behandelt werden.
Das wird aus Gründen des Selbstzwecks von der Krawall - und Regenbogenpresse nicht beachtet. Dieses ist aber durchaus verkaufsfördernd. So verwundert es denn auch nicht, dass der Verlag, der dem Prinzen - so die Mutmaßungen in den Medien - ein " Millionen schweres " Honorar für jenes Erinnerungsstück zahlte. Weil das investierte Geld auch Rendite abzuwerfen hat, wird innerhalb der mehr als 500 Seiten ( die sollen den hohen Verkaufspreis rechtfertigen ) ordentlich herum fabuliert, geschwurbelt und gemutmaßt.
Ob sich der Prinz nun als " menschliches Ersatzteillager " für seinen älteren Bruder William betrachtet oder ob er die - rein optisch nicht unbedingt zu widerlegende - Behauptung aufstellt, dass er gar nicht das Kind von dem amtierenden König Charles sei, bleibt hierbei dann vollkommen außen vor. Es geht einzig und allein um Kohle, um Penunsen, um Pfund, Dollar und Euro.
Die kann auch Harry gut gebrauchen. Schließlich führen er und seine Meghan ein überirdisch luxuriöses Leben im fernen Florida. Hierfür ist das ihnen aus der Staatskasse zugewiesene Geld sehr schnell verbraucht. Damit ist er auf Gedeih und Verderb gehalten, sich anderweitige Einnahmequellen aufzutun. Warum dann nicht ein Buch schreiben, das viel Spekulatives anbietet, wenig Konkretes mittteilt und Unsinniges verbreitet?
Vor Harry haben viele selbst ernannte Promis solche Versuche gestartet. In Deutschland waren es hoch gejazzte Sportler, wie Boris Becker, Maria Höfl - Riesch, Oliver Kahn etc, Politiker, wie Helmut Schmidt / Kohl, demnächst Angela Merkel oder Künstler, wie etwa David Garrett, Campino oder die Schlägertante Marie Roos. Sie alle hatten irgendwann, irgendwie, irgendwo aus und von ihrem Leben einiges zu erzählen.
Langweilig wird es demnach für diejenigen Menschen unter uns nicht, deren Leben ehe langweilig, trostlos, eintönig, trist, traurig, träge, verläuft. Irgendwann wir wieder irgendwer, irgendwas zu erzählen, noch besser zu schreiben haben. Damit kann die voyeuristische Seite, die in jedem von uns - wenn auch manchmal nur latent - vorhanden ist vielfach befriedigt werden.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " gab dem Prinzen den Aufmacher, besser den Titel und die dazu abgedruckte Geschichte. Wen interessiert es eigentlich, ob das britische Könighaus traditionell von einer rassistischen Grundeinstellung geprägt ist, ob die verstorbene Prinzessin Diana mit dem jetzigen König Charles nur deshalb verheiratet wurde, weil sie quasi als Zuchtstute zum Werfen von Thronnachfolgern vorgesehen war und Charles die ältere Camilla nach wie vor bestieg? Für die zum Nachwuchsgebären vorgesehene Diana wohl eine Demütigung?
Wie dem auch immer gewesen sei, die Spekulationen des Prinzen rund um seine wahre Herkunft sind deshalb gar nicht so abwegig. Abwegig indes dürften andere Geschichten aus seinem jetzt veröffentlichten Buch sein. Gerade dieses ist es aber, was es für nicht wenige Erdenbürger interessant machen könnte. Immerhin sind bereits mehr als 1, 4 Millionen Exemplare verkauft worden. Der Rubel rollt - zumindest für den Verlag!
HIGHLANDS - You Stay Up - Dark Matter Traveler - 2014:
https://de.wikipedia.org/wiki/Reserve_(Memoiren)
https://de.wikipedia.org/wiki/Harry,_Duke_of_Sussex
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