R.I.P. - Dory


Wenn ein Tier als langjähriger Begleiter des Menschen verstirbt, geht das eigentliche Leben zwar weiter, doch die Trauer und die Erinnerungen an den Weggefährten blieben. 

Vorgestern Abend wurde die neunjährige Labradorhündin unserer Tochter eingeschläfert. Sie litt zuletzt unter einer Anämie verbunden mit einer akuten Niereninsuffizienz. Die letzten 6 Tage hatte sie in der Tierklinik in Haar bei München verbraucht. Weil sich ihre Blutwerte rapide verschlechterten und die Tierärztin keine klare Diagnose stellen  konnte, empfahl sie, sich nach dorthin zu wenden.

Um es gleich vorweg zu sagen: Damit wurde gute Rat teuer. Aber: Der teure Rat erbrachte genauso wenig ein Ergebnis wie die Behandlung der Tierärztin, die über jene technische Ausstattung eben nicht verfügt.

So sah ich einen vollkommen apathischen Hund vor mir liegen, dessen glasige Augen zusammen mit der kaum noch sichtbaren Iris auf den nahenden Tod hinwiesen.

Ich kenne diesen Zustand. Einst, als ich von einem bekannten Tierarzt aus Bremen über einige Jahre von einer Vielzahl von Erkrankungen bei Hunden und Tieren schlechthin, Kenntnis erlangen durfte, weil ich versuchte, dessen offen stehende Forderungen beizutreiben.

Dadurch wusste ich von ähnlichen Fällen. Auch da gab es keine Rettung mehr. Das Tier war dem Tod geweiht. Es litt, nicht nur unter Schmerzen. 

Etwa 30 Jahre später lag nun der Familienhund ( ich möchte ihn hier mal so nennen ) vor mir und sollte von seinen Qualen erlöst werden. Die Hündin schaute auch mich nicht mehr an. Sie empfing mich und meine bessere Hälfte nicht mehr, mit ihrer Rute wedelnd an der Tür. Sie würde sterben. So oder so. Die Frage war nur: Wann?

Seit dem ich vor knapp zwei Jahrzehnten meine Deutsche Dogge " Floyd " mit etwa 14 Jahren einschläfern ließ, weil ich ihn nicht mehr in dem vorüber gehenden Wohnsitz aufnehmen und unterhalten konnte und der Rüde zudem unter altersbedingter Arthritis litt, hatte ich mir vorgenommen, keinen - eigenen - Hund mehr zu halten.

Nun, unsere Tochter war eher auf Hunde fixiert und schaffte sich vor eben 9 Jahren die Labradorhündin " Dory " an. Ein Familienhund eben, der über jene Zeit eine Unzahl von Malträtierungen durch die drei Kinder ertrug. Ihrem gutmütiges Wesen war es geschuldet, dass die Kinder ihren Gefährten bekamen, der über Jahre in stoischer Gelassenheit ihre dann und wann zu grobschlächtigen Liebkosungen ertrug.

Dann waren da noch jene Zeiten, in denen die Familie ihre Urlaubsreisen per Flugzeug starteten und an denen die Hündin nicht teilnehmen konnte. Hier betreuten und versorgten wir beide den Hund, unternahmen Radtouren mit ihr. Ich durchlief beinahe jede Straße in Unterschleißheim. Wir ließen unsere Katzen zurück und von einem Nachbarn versorgen, um die Labradorhündin zu betreuen.

Jetzt lag sie dort auf ihrem großen Hundekissen und würde bald von uns gehen.

Davor aber durchlitt sie ein Martyrium in der Tierklinik. Sie wurde - obwohl ohne klaren Befund - mit allerlei Chemie und zum Schluss über eine Bluttransfusion behandelt. Ohne Erfolg! 

Außer 3.700 Euro Spesen, nichts gewesen!

Okay, die vielen Mediziner, die frei praktizierenden  Tierärzte, die Kliniken, die Heilpraktiker, die Tiernahrungs - und Zubehörindustrie möchte von dem Milliarden Euro großen Kuchen, den es jährlich zu verteilen gilt, jeweils auch ein Stück erhalten. Und darum geht es - wie in der Humanmedizin auch - zum überwiegenden Teil.

Der Unterhalt einer Tierklinik ist zweifelsohne kostspielig. Es sind Positionen, wie Kredite, Leasinggebühren, Personalaufwendungen, hohe Energiekosten, Medikamente und mehr zu bestreiten. Keine Frage, das Leben in einem reichen Land ist per se nicht billig. Wer sich ein Tier anschafft, wer ein Haustier halten möchte oder gar ein Pferd etc., der muss sich darüber im klaren sein, dass dieser Luxus Geld kostet - unter Umständen sogar viel Geld!    


Wie allerdings gleich nach dem Aufnahmegespräch in der Tierklinik Haar bei München ein pauschaler Betrag von 3.000 Euro in den Raum gestellt werden kann, ohne einen Befund zu kennen, eine eigene Diagnose gestellt zu haben; überhaupt das Tier, den Hund, zuvor zu untersuchen, ist mir als mit mäßigen Kenntnisse behafteter Tierhalter und Ex - Hundebesitzer, ein absolutes Rätsel.

Nachdem ich die Rechnung gelesen hatte, verfestigte sich bei mir der bereits davor latent vorhandene Eindruck, es geht auch dort nicht um das Tierwohl, sondern um den schnöden Mammon. Es geht nicht um medizinische Hilfe, sondern um Moneten. Zudem ist Empathie ein absolut fremder Begriff. Schlichtweg ausgedrückt: Sie ist dort und war wohl auch nie vorhanden.

Wo der geschäftsmäßige Profitgedanke im Vordergrund steht, haben Empfindungen keinen Platz!

 Und so experimentierten die Damen und Herren des Teams der Tierklinik Haar bei München an der Hündin herum, ehe sie zu dem nie geäußerten Ergebnis kamen, dass sie genau jene Erkenntnisse erhielten, die sie davor bereits besaßen: Nämlich gar keine!

Teuer, teuer, sehr teuer!

Als dann deren Mediziner - Latein am Ende war, gab die Tierklinik den Hund auf. Allerdings nicht heraus, weil davor eine gesalzene Rechnung in Höhe von 3.700 Euro sofort, nämlich vor Ort, zu begleichen war, die bereits ausgedruckt und unvermittelt der Tochter zum Fraß vorgelegt wurde. EC - Karte her, sonst gibt´s koa Tier!


Von der danach gerufenen Tierärztin erfuhren wir, dass eine andere - hier nicht näher genannte Tierklinik - vor der Aufnahme des Patienten gar eine Bonitätsüberprüfung - der bei Versandhändlern ähnlich - abfragt, ehe sie das Tier aufnimmt. Nun, ja, das Risiko, sich ein " faules Ei " ins eigene Nest geholt zu haben, ist auch innerhalb dieses Industriezweigs virulent. Es gibt eben bei einer gewissen Bevölkerungsgruppe die gewisse " Gratismentalität ". Ein derartiges Verhalten kann sich ein auf Profit getrimmter " Tierhelfer " nicht leisten.

Über eine andere, sich in der Nähe befindlichen Tierklinik, erfuhr ich, dass dort ab Freitagnachmittag keine Betreuung und Versorgung über einen Mitarbeiter gewährleistet ist. Das Gebäude wird abgeschlossen, die dort aufgenommenen Patienten - nur mit einem Futterspender bedacht - sich selbst überlassen. Kassiert wird allerdings der volle Tagessatz.

Business as usual, also!

Da lag sie nun. Friedlich eingeschlafen und hatte sich endgültig von uns verabschiedet. Die Trauer um das einstige Familienmitglied war groß. Wir konnten bei deren Bewältigung ein wenig Unterstützung leisten. Immerhin etwas.

Aufgrund einer Internetrecherche meiner besseren Hälfte und den bereits konkreten Angaben der Tierärztin, war unsere Dory an einer durch Zecken übertragenen Borreliose erkrankt, die in Kombination mit einer genetisch bedingten Immunschwäche zu einer akuten Niereninsuffizienz mit breitflächiger Ödembildung führte.

" Dory " wurde zu einem Tierkrematorium gebracht. Eine Urne bleibt. Sie findet ihren würdigen Platz im Garten.

R.I.P.  - Dory!

    


 

CACTUS  -  Song For Aries  -  One Way .... Or Another  -  1971:


    


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