Lost Places: Das Erlebnis - und Freizeitbad Basso


 

Als die so genannte Wende im vollen Gange war. Als der Westen, die ehemalige BRD, den Osten, die frühere DDR, aufkaufen durfte, viel Gutes zerstörte und Schlechtes gleichzeitig abwickelte, entdeckten gewitzte und wahnwitzige Ost - Kommunalpolitiker eine ihnen angediente Möglichkeit, der Tristesse des realen Daseins im noch immer grauen Osten zwischen Sachsen - Anhalt, Thüringen, Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg - Vorpommern, einige Farbtupfer einzusprenkeln. Es sollten zu jeder größeren Stadt, jedem Gemeindeverbund, Frei - und Spaßbäder gehören, in denen sich das auf Abwechselung gierenden Fußvolk vergnügen konnte.

Gesagt, beschlossen und getan.

Die neuen Städte und Kommunen erhielten solche Bespassungseinrichtungen. Wenngleich diese dafür keine müde ( D ) Mark übrig hatten. Sie mussten sich eigentlich anderen, wesentlich wichtigeren Dingen widmen. Die Sanierung und der Ausbau der daniederliegenden Infrastruktur hätte eigentlich vor allem Priorität gehabt. Doch so mancher Lokal - Fürst wollte sich selbst ein Denkmal errichten, wodurch er in ewiger, in guter Erinnerung bei seinen Wählern geblieben wäre.

So gingen Hunderte Bürgermeister und Stadträte jeden Vertretern und Verfechtern der kapitalistischen Kollektiv - Bespaßung auf dem Leim, deren Ansinnen es war, aus der Unkenntnis jener gewählten Ossis heraus sich alsdann die eigenen Taschen zu füllen.

Die Städte - und Kommunen verschuldeten sich hierfür bis unter die Halskrause und ließen eben jene Erlebnis - und Freizeitbäder in der Pampa auf dem Boden stampfen. Der Boom erlebte in den frühen 1990er Jahren seinen absoluten Höhepunkt. Und dieses, obwohl längst klar war, dass derartige Einrichtungen so überflüssig wie ein Kropf waren, denn sie mussten möglichst kostendeckend bewirtschaftet werden. Hierfür hätte es einer zuvor kalkulierten Mindestanzahl von Besuchern bedurft. Doch daran hapert es vieler Orts.

Die ostdeutsche Wirtschaft wuchs kaum, die Einwohner verließen massenhaft jene Regionen, in denen die Wiedervereinigung zu gravierenden ökonomischen und sozialen Verwerfungen führte. Geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven, verließen zumeist jüngere Bewohner solche Regionen, um im " Goldenen Westen " ihr Glück zu suchen. Damit fehlten sie als potentielle Besucher solcher Bespassungseinrichtungen.

Zu diesen zählte einst auch das Erlebnis - und Freizeitbad " Basso " in dem sachsenanhaltinischen Städtchen Bad Schmiedeberg. Dieses liegt im Landkreis Wittenberg, zirka 30 Kilometer von der Kreisstadt und etwa 50 Kilometer von der sächsischen Metropole Leipzig entfernt, inmitten des Landschaftsgürtels Dübener Heide, und weist knapp 8.100 Bewohner aus, die sich auf 25 Stadtteile verteilen ( Einwohnerdichte 50 auf 1 Km² ).

https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Schmiedeberg

Hier pflanzten ab den ersten Nachwendejahren die von der Stadt beauftragten Firmen eines dieser überteuerten Bespassungseinrchtung an den Rand, das dann ab 1993 eröffnet wurde. Doch statt eines gut besuchten Freizeitbades ( offizieller Name " Bad Schmiedebeger SchwimmOase "  - kurz:  " Basso " ) musste dieses, an dem nahe gelegenen Freizeitpark befindliche Badeangebot schon bald mangels erforderlicher Besucherzahlen die Tore schließen. Mutmaßlich betrugen die Baukosten für das Spaßbad 36 Millionen DM.

So gammelt das Gelände seit Jahrzehnten vor sich hin. Statt im Sommer eine Erfrischung und mehr suchenden Menschen, wurde die " Basso " zu einem Objekt für interessierte Hobbyfotografen und mehr. Im Netz befinden sich einige Beiträge zu und über jene Invest - Ruine aus der wilden Nachwende - und Wiedervereinigungszeit. So unter anderem dieser:

 

https://iamlost.de/project/badschmiedeberg-schwimmbad-basso/



Das Spaßbad zählt längst zu einem verlassenen Ort. Jenen Schand - Mahnmalen, die uns immer wieder aufzeigen, was es heißen kann, sich selbst zu überschätzen.


GROWING SEEDS  -  New City  -  Miraculous Journey  -  1997:




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