Alle gegen Sahra?
Heute ist Mittwoch, der Aschermittwoch. Da soll " alles vorbei " sein. Das trifft auch in 2023 nur auf den Karneval zu. Immerhin eine winzige Erleichterung für die von sonstigen Katastrophenmeldungen geplagten Gehörgänge. Vorbei ist allerdings nicht der von Russland ausgegangene Krieg in der Ukraine. Der tobt nun über ein Jahr lang und wird mutmaßlich mehr als 200.000 Tote und zudem 50.000 Verwundete sowie eine nicht bekannte Anzahl von Traumatisierten erbracht haben. Da die beteiligten Länder sich mit der Veröffentlichung derartiger Zahlen dezent zurück halten, kann es dazu allenfalls Schätzungen geben. Die tatsächlichen Zahlen werden von beiden Seiten nicht nur wegen dieser Zahlen bewusst zurück gehalten. Zudem bleibt festzuhalten, dass es hier nicht " nur " um Soldaten gehen kann, sondern auch um Zivilisten. Weil der Krieg nun einmal auf ukrainischem Territorium ausgetragen wird, dürften diese Toten allesamt Ukrainer sein.
Ist das aber so?
Wem werden denn jene Menschen zugerechnet, die bei oder nach der russischen Propaganda - Initiative in den vormals besetzten Gebieten mit russischen Pässen ausgestattet worden sind? Sind es Russen oder Ukrainer? Oder gar russische Ukrainer? Vielleicht ukrainisch stämmige Russen?
Die gesamte Absurdität solcher Informationen zu und über das von Russland ausgehende, staatlich gelenkte Morden, wird nicht nur an diesem Beispiel deutlich. Was oder wem aber nützen diese? Mit Sicherheit den Propagandisten ( wohl auf beiden Seiten ), um die Bevölkerung weiterhin im Unklaren darüber zu lassen, was tatsächlich hinter diesem unsinnigen Morden steht.
Weil die NATO und die EU sich beinahe bedingungslos hinter das angegriffene Land stellt und nicht nur Waffen in Milliarden Höhe liefert, ist Putins Plan, die Ukraine binnen weniger Wochen zu annektieren und die westlich orientierte Regierung Selenskyj aus dem Land zu jagen, nicht aufgegangen. Putin muss mit einem so genannten Abnutzungskrieg rechnen, in dem weitere Zehntausend Menschen getötet werden.
Deshalb sind Initiativen, die sich für Friedensgespräche oder gar Friedensverhandlungen einsetzen möchten, hoch willkommen. Doch, wie sollen die erwünschten Gespräche und die Verhandlungen aussehen, wenn von der russische Seite aus solche weder angestrebt, noch erwünscht sind?
Eine Versuch, eine Lösung aus dieser Zwickmühle finden zu wollen, hat nun die Politikerin Sahra Wagenknecht gestartet, die aktuell mit der Verlegerin und mehr Alic Schwarze eine Petition auf den Weg bringen möchte, innerhalb derer auch der Stopp weiterer Waffenlieferung an die Ukraine vorgesehen ist.
Damit schafften sich die beiden Damen nicht nur Freunde in der billig und gerecht denkenden Bevölkerung. Die sehen jenes Vorhaben mehr als skeptisch. Bestens durch die nahezu gleichförmig gegen den Aggressor Russland gerichteten Medien informiert, richten sich die nicht selten mittels bitterböser Kommentare gegen ein derartigen Plan. Der Grundtenor hierbei lautet: " Mit verhandlungsunwilligen Angreifern aus Russland verhandelt man nicht und stellt auch nicht einseitig die militärische Verteidigung ein. "
Was die Politikerin Wagenknecht mit ihrem Aufruf zum Stopp von Waffenlieferungen aus Deutschland möchte, scheint zudem nicht völlig klar zu sein. Eine Einstellung ( Unterbrechung ) der Waffenlieferungen an die Ukraine würde zwar einen Schritt in Richtung Gesprächsbereitschaft darstellen. Doch ohne eine konkrete Gegenforderung dürfte ein solcher Schritt sinnlos sein. Ein Angebot zu Verhandlungen über die Beendigung der des Krieges dürfte bei dem " Stalin - Anhänger " Wladimir Putin unter dem Gesichtspunkt vorab formulierter einseitiger Zugeständnisse als eine Position der Schwäche ausgelegt werden.
Bereits wenige Wochen nach des von der russischen Propaganda zur " Spezialoperation " herunter gespielten sinnlosen Überfalls auf das Nachbarland haben eine Reihe von Politikern und dem russischen Staatspräsidenten nahestehende Personen ( nicht nur Ex - Kanzler Schröder ) versucht, den Russen von der Weiterführung des Kriegs abzubringen. Ohne Erfolg!
Was also soll, was kann, eine Initiative, wie jene, die von den Salon - Damen Wagenknecht und Schwarzer angeleiert wurde, dann noch bringen?
Zunächst ließt sich der veröffentlichte Text wie ein K - Gruppen Pamphlet aus den 60er und 70er Jahre. Aus jedem Rhetorik - Töpfchen wurde ein wenig eingerührt ( z. B. " brutal überfallene Bevölkerung ", " Solidarität ", " ). Zudem werden einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und so platziert, dass sie im Kontext zu der Zielrichtung des schriftlichen Aufrufs sinnentstellt zu lesen sind. Kanzler Scholz und auch die Außenministerin Baerbock haben nicht von " wir " und " führen Krieg " sowie " gegen Russland " gesprochen, sondern dieses vergleichend im Zusammenhang mit den diskutierten Waffenlieferungen formuliert.
Nun, ja, das " Manifest für den Frieden " mag in die richtige Richtung gehen, wenn es dazu beitragen könnte, die unsinnige Invasion des russischen Präsidenten gegen das Nachbarland zu stoppen und den Rückzug seiner Truppen herbeizuführen. Doch danach sieht es eher nicht aus. Es ist eher dazu geeignet, die Lager der Gegner und Befürworter von Waffenlieferungen in die Ukraine weiter gegeneinander aufzubringen. So kritisiert der Berliner Politologe Herfried Münkler den Aufruf der beiden Damen und nennt ihn unter anderem " verlogen ":
https://www.change.org/p/manifest-für-frieden
Auch in den Medien kommt die Initiative von Schwarzer / Wagenknecht nicht unbedingt kritiklos an:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/wagenkecht-putin-kritik-ukraine-krieg-russland-lanz-100.html
Andrerseits darf in diesem, unserem, nicht selten uneinigem Lande, noch jeder eine differenzierte Meinung über bestimmte gesellschaftliche und vor allem politische Entwicklungen publizieren und seine eigenen Gedanken in Form eines solchen Aufrufs kundtun. Dass dieses wiederum nicht unbedingt auf Zustimmung trifft dürfte klar sein.
Alle gegen Sahra?
TOUNDRA - Strelka - Toundra IV - 2015:
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