Mit Hundekot beschmiert
Auch die hoch subventionierten schöngeistigen Künste unterliegen in ihrem Dasein durchaus bestimmten Abläufen und sogar Regeln. Das ist einem Angehörigen dieses Genres bewusst, wenn er / sie sich auf dem weiten Feld der Künste begibt. Zu jenen wiederkehrenden Automatismen zählt zweifelsohne die kritische Bewertung ihres Wirkens und die eines Werkes.
Dass es Literaturkritiker gibt ist nicht erst seit dem Ableben eines der bestbekannten und gehassten Vertreter jenes Personenstandes, mit dem Namen Marcel Reich - Ranicki, bekannt. Dann lassen sich noch die Theaterkritiker nennen, die ihr Unwesen in dem Bereich der vielen Aufführungen treiben und den dazu gehörenden Personen in nicht immer sorgsam gewählten Worten öffentlich oben oder nicht selten an den Pranger stellen.
Zu den eher exotischen Beteiligten in dem schöngeistigen Lebens - und Berufsumfeld zählen jene, die sich mit dem Ballett befassen. Sie stellen einen Nebenbereich innerhalb der breiten Palette der Künste dar. Und so führen sie trotz aller nicht immer positiver Entwicklungen, das menschliche Dasein überall und nirgends medial unter die Lupe zunehmen, ein eher schattiges Leben.
Ballett hat zumindest in den unsrigen Gefilden, nicht unbedingt jenen Stellenwert, der diesem eigentlich gebührt.
Da las ich gestern diesen Beitrag, der sich x - fach, wenn auch in leicht abgewandelter Form, im Internet auf diversen Seiten irgendwelche Online - Ausgaben einer Reihe von Zeitungen wieder findet:
Was war da denn los?
Tja, es war wohl jener Beitrag der bekoteten Kritikerin mit dem Namen Wiebke Hüster, der am 11. Februar 2023 in der Wochenendausgabe der " Frankfurter Allgemeine Zeitung ( FAZ ) " erschien und dem Hundekot - Verschmierer und zu diesem Zeitpunkt noch verantwortlichen Mitarbeiter der Ballett - Abteilung in der Staatsoper Hannover mit Namen Marco Goecke missfiel.
Wer aber sind den diese Beiden überhaupt?
Sowohl die Kritikerin Hüster als auch der Bekrittelte Goecke dürfen auf einen " wikipedia " - Eintrag verweisen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiebke_Hüster
https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Goecke
Beide sind demnach " vom Fach ". Was also brachte den noch 50jährigen dazu, auf die mindestens 57jährige los zu gehen?
Er behauptete, dass sie für die nicht näher belegten Abonnementskündigungen " in Hannover " verantwortlich zu sein. Eine kühne Hypothese, zu der er sich die berechtigte Nachfrage gefallen lassen muss, ab wann jene Kündigungen und für welchen Bereich diese erfolgt sein sollen. Sicherlich nicht unmittelbar nach dem hier im Raum stehenden, durchaus kritischen " FAZ - Feuilleton " - Artikel über Goeckes inszeniertes Werk " In the Dutch Mountains "!
Wie auch immer, des Kritisierten Reaktion war nicht nur unangemessen, sondern stellt - strafrechtlich besehen - eine Körperverletzung dar. Was treibt einen Mann, so mitten im prallen Künstlerleben dazu, die normierten Wege des zwischenmenschlichen Miteinanders zu verlassen? Wieso verlor der, nolens volens, mit der nicht immer sachlich ausgeübten Kritik, darunter auch solcher, die eher von Laien abgesondert wird, gestandene Kunstschaffende derartig die Contenance?
In den Post - Corona - Zeiten liegen die Nerven blank. Das trifft uneingeschränkt auf die schöngeistigen Metiers uneingeschränkt zu. Hinzu gesellen sich - die Gesamtsituation verschärfend - jene Auswirkungen der so genannten Gas - und Energie - Krise, die zur Folge haben, dass die Gürtel enger geschnallt werden. Oper - Theater - Ballett - Abos sind nun nicht gerade günstig, da über legt so mancher Abonnent, ob er ein solches weiterführen wird. Insbesondere dann, wenn die gesamten Lebenshaltungskosten - wie im vergangenen Jahr - exorbitant gestiegen sind.
Ein Euro auf dem Konto oder in der Tasche kann eben auch nur einmal ausgegeben werden. Dann stellt sich somit die übliche Frage: " Für was und für wen? "
Wenn die Besucher - und Dauerbesucherzahlen rückläufig sind, das staatlich garantierte Budget nur begrenzt, muss demgemäß irgendwo gespart werden. Nur, wo? Da können die Nerven dann schon mal blank liegen.
So, wie im zum Eklat hoch gejazzten, allerdings sehr peinlichen Vorfall an jenem 11. Februar 2023 in Hannover. Für den Ausraster hat sich die Leitung des Hauses in der Landeshauptstadt bei der Betroffenen, der Frau Hüster, nunmehr entschuldigt. Der Hundekot - Verteiler Goecke indes nicht.
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/start-staatsoper
Er sei nur über sich selbst erschrocken gewesen, gab dieser lediglich an. Die " FAZ " echauffierte sich indes über das unangemessene Verhalten des Herrn Goecke und sah gar die " Pressefreiheit " in Gefahr:
Ja, der Vorfall war ungewöhnlich und ja, er war summa summarum widerwärtig, aber die Presse - Meinungs - oder sonst wie - Freiheit wird durch einen derartigen Einzelfall nicht in eine akute Gefahrensituation hinein gedrängt. Da wird von Seiten der " FAZ " ein Popanz aufgeblasen. Und auch hier gilt grundsätzlich: " Wo gehobelt wird, fallen auch Späne ".
Nun ist Herr Goecke fristlos entlassen worden. Tante Justitia wird sich des Vorfalls und seiner arbeitsrechtlichen Konsequenzen wohl noch annehmen.
Damit ist dem Rechtsstaat und dem Verfassungsgrundsatz der freien Meinungsäußerung genüge getan.
Wir dürfen zur Tagesordnung übergehen und uns der wichtigeren Dinge im Alltag widmen.
PETER FRAMPTON - Do You Feel Like I Do - Comes Alive - 1975:
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