Beim " Italiener " gegessen
Vorgestern war Freitag. Freitag, der 10. Februar 2023. Das Wochenende wird eingeläutet. In nicht wenigen Lokalen, Bars, Restaurants und ähnlichem füllen sich die Räume. Nach den Restriktionen der letzten beiden Jahre, ein von den Inhabern, den Betreibern oder Eigentümern jener Unzahl an Gastronomiebetrieben nicht unbedingt ungern gesehenes Momentum. Die leeren Kassen, Konten, Sparstrümpfe usw. erhalten dadurch eine kleine Auffrischung.
Das ist zumeist auch bitter notwendig, denn die Unterhaltung derartiger Einrichtungen zur Steigerung des leiblich - seelischen Wohlergehens kosten Geld. Nicht wenig, dazu. Noch bevor eine Gaststätte ihre Tür für die erwarteten Besucher öffnet, fallen eine Vielzahl von Kostenpositionen, wie Pacht, Miete, Energie, Personal, Sozialversicherungsbeiträge, Versicherungsbeiträge, Steuern, Gebühren und ähnliche - zumeist - staatliche Abgaben an.
Dieser Kostenblock muss mit jedem Öffnungstag anteilig irgendwie gedeckt werden. Diese Gelder werden sodann in die Preiskalkulationen für die angebotenen Speisen und Getränke eingerechnet. Die grundlegenden betriebswirtschaftlichen Prämissen eines Gastronomen orientieren sich demnach auf der Feststellung, dass Umsatz nicht gleich Gewinn sein kann.
Selbst wer diese eherne Prämisse in seiner Betriebsführung beherzigt, kann und darf sich nicht sicher sein, dass sein Geschäftsmodel ihm letztendlich ausreichenden Überschuss erwirtschaftet, um damit seine eigenen Lebenshaltungskosten bestreiten zu können und zudem das gefräßige Maul des Fiskus zu stopfen.
Denn es gibt in diesem Wirtschaftszweig jede Menge Konkurrenz. Und auch die schläft sprichwörtlich nie.
Als wir nun am gestrigen Freitagabend ein italienisches Restaurant im nahe gelegenen Haimhausen ansteuerten, um den Geburtstag der Tochter nachzufeiern, waren mir diese Informationen für die Branche längst bekannt. Einst hatte ich als Rechtsanwalt einige Gastronomiebetrieb sowie deren Inhaber vertreten. Das ist zwar bereits einige Jährchen her, doch die elementaren wirtschaftlichen Bedingungen in jenem Haifischbecken haben sich auch danach kaum verändert. Ganz im Gegenteil: Die Masse der Anbieter ist noch wesentlich größer geworden. Womit auch die virulente Gefahr der Selbstausbeutung steigt.
Nun, die italienische Küche ist sehr vielfältig. Sie unterhält dem nicht nur auf Fleischgerichte erpichten Gast 7 Esser eine durchaus veritable Bandbreite an Alternativen dazu bereit. Zumal Fleisch eben nicht gleich Fleisch ist.
Wie auch überall in den weiteren Lebensbereichen gibt es auch in diesem Gastronomiesegment gute, weniger gute bis miese Anbieter. Und eben - wie schon oben angedeutet - deren viele ( viel zu viele? ).
Allein in der nur wenige Autominuten entfernt liegenden bayrischen Metropole München, einer Millionenstadt mit einem überaus üppigen Gastronomieangebot, sind nur allein bei dem Online - Portal " TripAdvisor " 574 " Italiener " gelistet. Natürlich auch dort mit sehr unterschiedlichen Bewertungen. Die nicht selten laienhaften " Rezensionen " umspannen den gesamten Bereich von " sehr gut " bis " schlecht " ( https://www.tripadvisor.de/Restaurants-g187309-c26-Munich_Upper_Bavaria_Bavaria.html ).
Dennoch geben sie einige Anhaltspunkte, um vielleicht einen jener mindestens 2.794 dort gelisteten ähnlichen Anbieter zu beglücken. Herunter gebrochen auf die Provinz, den Speckgürtel der Landeshauptstadt also, bedeutete dieses jedoch nicht, dass es hier kaum Gastronomie gibt. Mitnichten!
Allein in Eching finden sich 20 Speisegaststätten, davon drei mit italiensicher Küche. Auch in den umliegenden Städten oder Gemeinden gibt es eine Vielzahl von Gastronomieeinrichtungen. So auch in Haimhausen.
Und zu dem dortigen italienischen Restaurant " Il Fagio " ( " der Fasan " ), das nahezu idyllisch an der Haimhauser Schlossanlage zu finden ist, zog es uns an diesem Freitag, den 10. Februar 2023, hin.
Nun, den Kindern und Enkeln war das Restaurant bestens bekannt. Meiner besseren Hälfte und mir, eher nur durch den Spaziergang entlang der " Amper ". Nicht gerade ohne freudige Erwartungen betraten wir sodann gegen kurz nach 18.00 Uhr den Eingangsbereich des " Fasan ". Das Speiselokal zeigt sich dem eintretenden Gast in einem nicht so ungewöhnlichen Ambiente. Der stilgerechte Parkettfußboden wird durch in weiß gehaltene Wände ausgeglichen; das Mobiliar hat zwar seine besten Jahre bereits hinter sich, was durch die bekannten Tischdecken üblicherweise gut kaschiert wird. Dennoch ist die gastronomische Einrichtung ohne weiteres dem Altbau so angepasst worden.
Da wir zu der errechneten " Stosszeit " ab 18.00 Uhr eintrafen, dauerte es knapp eine Viertelstunde, ehe sich die Servicekraft ( Bedienung ) an unseren Tisch bemühte. Sie wirkte zunächst ein wenig schroff bis abweisend. Den Grund dafür erkannte ich sofort - sie war allein ( den Inhaber jetzt mal nicht eingerechnet ). In den Post - Corona - Zeiten dürfte ein solcher Zustand nicht gerade ungewöhnlich sein. In dem der Vollbeschäftigung sich beinahe immer annähernden Arbeitsmarkt des Freistaats Bayern ist dieses schon fast der Regelzustand.
Nun, von dem flauen Service mal abgesehen, war das aus der hier einlesbaren Speisekarte ausgewählte Essen akzeptabel.
Ich hatte - auf Anraten meiner besseren Hälfte - als Vorspeise " Capaccio " bestellt ( fein geschnittenes, rohes Rinderfielt, garniert mit Rucola, Tomaten und über belegten, gehobelten Parmesankäse ). Der Preis liegt mit 11,90 Euro im mittleren Bereich der Palette an Vorspeisen.
Meine bessere Hälfte bestellte ihrerseits einen " Insalata di Pomodori e Cipolla " ( was nichts anderes als: Tomatensalat mit Rucola und Zwiebeln heißt ).
Tja, mein " Capaccio " war für den beinahe doppelten Preis zwar ohne die avisierten Tomaten; dafür lagen diese reichlich auf dem Teller meiner besseren Hälfte. Leider, waren diese qualitativ eher minderwertig und ähnelten geschmacklich eher einer Kohlrabi, denn er bissfesten Tomate. Während ich schon allein deshalb der fehlenden Zutat nicht nachweinen konnte, war die Enttäuschung bei meiner besseren Hälfte groß. Der mit sehr reichlich Zwiebeln angereicherte Tomatensalat war summa sumamrum ein Flop ( Tomaten sollten trotz der ganzjährigen Erntemöglichkeiten in Italien, Spanien oder in Gewächshäusern im Landkreis Dachau ) eher im Sommer verspeist werden.
Dafür war die von uns beiden bestellte " Lasagne Classiche " zumindest heiß, also direkt aus dem Ofen kommend. Für meine immer noch provisorischen Zahnreihen eine Wohltat, denn das Gericht konnte ich ohne große Kauaktivitäten verzehren. Dass die Speise in einer durchaus stilgerechten Terrine kredenzt wurde, hatte den Nachteil, dass die schichtartige Speise nicht mehr als solche zu erkennen war. Immerhin war ich in der Lage, die üppig aufgelegte Käsedecke und die Pasta nebst Fleischauflage gerade noch so zu unterscheiden. Die avisierte Vorderschinken - Einlage fehlte indes.
Ob sie zwingend in die Teigspeise eingebracht werden muss, bleibt wohl eher dem Koch oder dem Esser überlassen. Im Netz steht die klassische Lasagne jedenfalls auch so:
https://frisch-geschluepft.blogspot.com/2014/10/lasagne-classiche-alla-mutti.html
Insgesamt sind wir beiden satt geworden. Was wohl auch dem Umstand geschuldet ist, dass ein Mensch im letzten Jahr des siebten Lebensjahrzehnts nicht Berge an Nahrung in sich hinein schaufeln sollte und wir zudem als Hobby - Läufer, denn eher nicht zu viel Pfunde mit auf die Strecken nehmen sollten.
Wie die Hauptfamilie, unsere Tochter, der Schwiegersohn nebst der drei Enkelkinder, die Qualität der Speisen bewerten würden, kann ich natürlich nicht so ohne weiteres sagen. Die von dem jüngsten Enkel bestellte Portion " Spaghetti Bolognese " schien ihm wohl aber geschmeckt zu haben, denn der Junior verputzte die durchaus üppige Portion ohne mit der Wimper zu zucken.
Insgesamt haben wir das nachgeholte Geburtstagsessen in einem ruhigen Umfeld verbracht. Viel Kritik - so, wie sie aus einigen der 318 " Bewertungen " bei Tante " Google " oder den " nur " 9 Benotungen bei " TripAdvisor " - heraus zu lesen ist, hatte ich nicht.
Als es ans Bezahlen ging, streikte die Plastik - Kreditkarte des Schwiegersohns drei Mal hinter einander. Sie zeigte mittig einen deutlich sichtbaren Knick und war damit für das Gerät " unlesbar ". Er zahlte dann die zirka 175 Euro - Rechnung eben in bar.
Dass die Inhaber des Lokals nicht gerade typisch italienische Zunamen macht den Gesamteindruck nicht schlechter.
Leider lag mir das reichliche Abendmahl etwas später wie Blei im Magen. Das lag wohl daran, dass ich größere Essensportionen aufgrund unseres sonstigen Tagesablaufs eben nicht mehr ohne weiteres gewohnt bin?
Aber, dafür sind die beiden kosovarischen Inhaber wohl kaum verantwortlich zu machen.
JACK RADICS - No Matter - Love And Laughter - 1999:
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