Als in der DDR das Licht ausging

Zu den nachhaltig in Erinnerung geblieben Ereignissen meiner alsbald ablaufenden 7 Lebensjahrzehnte zählt zweifelsohne auch der " Schneekatastrophenwinter 1978 / 1979 ). Ich habe dazu noch Bilder vor Augen, wie sie hauptsächlich in den ausländischen Gebieten immer wieder mal zu sehen sind. Haushohe Schneeverwehungen, klirrende Kälte und der beinahe Stillstand jedweden, bislang als Selbstverständlichkeit nur zu gerne in Anspruch genommenen,  zivilisierten Lebens, paarten sich mit einem mulmigen Gefühl des Ausgeliefertseins in den Fängen der Natur.

Es begann im Dezember 1979 eher harmlos, unspektakulär und wie immer. Die letzten Spätherbsttage des Jahres ließen das Thermometer zwar langsam sinken, jedoch in keine Frostbereiche. Selbst die länger werdenden Nächte blieben zum Teil immer noch fast frostfrei, wenn auch empfindlich kühl.  In einigen Regionen Europas und Deutschlands herrschten vor und während der Weihnachtstage 1978 sogar zweistellige Plusgrade. Die weißen Feiertage blieben daher eher ein unerfüllter Wunsch.     

Das änderte sich dann ab dem 27. / 28. Dezember des Jahres 1978 als skandinavische Kaltluft und eine westlich abziehende Sturmfront sich über den nord - und nordöstlichen Gebieten Deutschlands sowie Teile Osteuropas trafen und zu einem extremen Temperatursturz führten. Es schneite nahezu zwei Tage lang ununterbrochen. Dazu weht ein orkanartiger Wind, der zu eisigen Temperaturen führte. 

Diese Wetterlage driftete dann langsam in Richtung Osten und traf am 30. und 31. 12. 1979 auch die Region im Thüringischen Oberhof. Einen Wintersport - und Erholungsort im einstigen Bezirk Suhl. 

https://wetterkanal.kachelmannwetter.com/die-schneestuerme-in-norddeutschland-im-winter-197879/

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2018/20181220_schneewinter1979_news.html

In Oberhof hatten die DDR - Machthaber bereits 1969 eine Hotelanlage der Luxusklasse durch Architekten aus Jugoslawien hoch ziehen lassen, die dank ihre Lage und des Ausblicks den Namen " Panorama " erhielt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Panorama

Hierzu stellte der " SPIEGEL " bereits 1974 fest:

"    


https://www.spiegel.de/politik/die-arbeiterklasse-ist-uns-teuer-a-0c99a9ff-0002-0001-0000-000041784634?context=issue

Allerdings war den Oberen in Berlin nicht nur das Wohlergehen der aus ideologischen Erwägungen heraus gepamperte Arbeiterklasse ein grundlegendes Bedürfnis. Auch die Hautevolee des Arbeiter - und Bauernstaates sollte es - zumal auch Devisenbringer - nicht so schlecht haben. Zu diesem erlauchten Kreis zählten unter anderem damals Armin Müller - Stahl, Manfred Krug, Angelika Domröse. Eine Reihe anderer bekannter Namen aus Rundfunk und Fernsehen der DDR waren damals auch vor Ort, als etwa 1.500 geladene Auserwählte ein Fest zum Jahreswechsel 1978 / 1979 feierten.   

Was die mehr als 1.500 Geladenen in jenen Stunden vor dem Jahreswechsel nicht wissen konnten, war die prekäre Lage der gesamten Energieversorgung, die durch die wetterbedingten Probleme zusammenzubrechen drohte. Da die landesweite Stromerzeugung überwiegend durch Braunkohlekraftwerke bewerkstelligt werden musste, die Kohle bei der Förderung wegen der extremen Temperaturen auf den Transportbändern fest fror, erreichte der Brennstoff nicht die Kraftwerke. Verzweifelt versuchten die dortigen Verantwortlichen dieses Problem zu lösen und kauften beim Klassenfeind in der BRD mehrere Hundert Hochleistungsföns ( Lieferant war der Versandhändler Quelle in Fürth ). Die Aktion erbrachte jedoch nicht den erwünschten Erfolg, so dass schließlich Triebwerke aus ausgemusterten MIG - Kampfflugzeugen heran gekarrt wurden, die durch den Ausstoß heißer Luft die festgefrorenen Bändern wieder flott machten. 

Diese Aktion dauerte indes einige Tage, so dass die Stromerzeugung stark eingeschränkt werden musste. Was wiederum zur Folge hatte, dass bestimmte Verteileranlagen und Umspannungsaggregate ganz oder teilweise abgeschaltet werden mussten. Damit kam es in einer Vielzahl von Regionen der DDR zu zeitweisen Stromabschaltungen. Um einen Kollaps des Netzes zu verhindern erfolgte dieses überwiegend prophylaktisch. 

So auch in Oberhof. Der einst zuständige technische Leiter des Ortes gab deshalb die Order aus, dass für das Luxushotel " Panorama " die Stromversorgung zu unterbrechen sei, um sie an wichtigeren Bereichen noch aufrecht erhalten zu können.

Und so schildert dieser, aber auch andere Zeitzeugen in einer Fernsehdokumentation, wie es zu eben jener äußerst problematischen Situation kommen konnte. 

Der MDR wiederholt nun heute Abend jene Sendung, in der auch klar zum Ausdruck kommt, dass der " Katastrophenwinter " 1978 / 1979 nicht nur viele Tote ( 17 in der BRD; die Zahl in der DDR war mutmaßlich - weil hierzu nichts veröffentlicht wurde - wesentlich höher ) enorme Schäden verursacht hatte, sondern auch, dass in einer solchen bedrohlichen Situation eben alle Menschen wieder gleich werden. Auch jene erlauchte Kreis von Feiernden im " Panorama " in Oberhof.

Die DDR - Nachrichten berichteten hierzu in der üblichen Form:


 

CARAVAN  -  Winter Wine  -   In The Land Of Grey And Pink  -  1971:

   




 

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