Das Globe Unity Orchestra oder wenn der Jazz frei ist.



Vor etwas mehr als einem Monat starb der Musiker Peter Brötzmann im Alter von 82 Jahren in Wuppertal. Der Verstorbene galt bei vielen Anhängern des Free Jazz zu den bekanntesten Vertretern dieser Musikrichtung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Brötzmann

Als ich die Meldung von seinem Tod in den Radionachrichten hörte, kamen mir sofort Erinnerung an eine kurze Zeit ab Mitte der 1970er Jahre, in denen ich mich auch ein wenig, eher am Rande, mit der Jazzmusik befasste. 

In diesen Jahren war die populäre Musik jenseits der Klassik, der seichten U - Musik oder des normierten Schlagers, in Bewegung. Es wurde fleissig experimentiert. So auch auf dem Sektor des Jazz. 

Wer Jazz als den eher typischen  " Hot " - Stil, die " Dixie " - Richtung oder den " Bebop " und " Swing " versteht, dürfte mit den seit den 1950ern kreierten " Free Jazz " - Varianten wenig bis gar nichts anfangen können.

Als sich 1966 die Musiker um das Peter - Brötzmann - Trio sowie das Manfred - Schoff - Quintett zu dem " Globe Unity Orchestra " zusammen fanden, dürfte vielleicht für so manchen Anhänger jener Free - Jazz - Vertreter (s)ein Herz aufgegangen sein. 

Aus jener Fusion von individuell ausgerichteten Free - Jazzern ließ sich im Verlauf der Folgejahre ein Projekt an, dass - wohl nie - den Anspruch vermitteln wollte, einen bestimmten, unverkennbaren Musikstil zu entwickeln, um hiernan sich selbst messen zu können oder von der Anhängerschaft gemessen zu werden.

Free - Jazz dürfte, wie es der Name bereits besagt, weder mess - noch erkennbar sein. Und so war denn auch das Wirken der Musiker um Peter Brötzmann in jenem " Globe Unity Orchestra " unverkennbar nicht erkennbar. Es verlief diametral zu den erkennbaren Strukturen des - summa summarum - kommerziell ausgerichteten Jazz in den dargereichten Formen des " Dixie -, Hot - BeBop " - Stils, des " New Orleans ", " Chicago " bis " Latin " - Stils.

Nein, die Fusion des " Globe Unity Orchestra " war nicht kommerziell ausgerichtet, wohl aber politisch ausgerichtet. Wenn Free - Jazz sich als nonkonforme Variante des - auf Mainstream angepassten Jazz - versteht, wird er zu einem Politikum, denn er richtet sch nolens volens gegen das Bekannte, das Bestehende, das Angepasste in der Gesellschaft, zu der zweifelsohne auch die Musik als Summe alles künstlerischen Schaffens zählt.   


https://de.wikipedia.org/wiki/Globe_Unity_Orchestra

https://de.wikipedia.org/wiki/Jazz


Tja, als ich mich eben ab Mitte der 1970er ein wenig mit nonkonformen Jazz - Ausrichtungen ( vornehmlich Jazz - Rock ) befasste, erhielt ich über einen damaligen Bekannten einige Hinweise auf eben jene Gruppierung rund um Peter Brötzmann, Manfred Schoof oder Alexander von Schlippenbach. Ich möge mir doch mal jene Musik anhören, so riet mir ein einstiger Schulkollege, der wiederum den auf Kommerz ausgerichteten Rock in seinen entsprechenden Ausprägungen als das bezeichnete, was er zweifelsohne auch war: Auf Kohle scheffelnde und Künstler knechtende Musikrichtung. Jener Bekannte, mit dem ich in Kneipen dann und wann hierüber diskutierte, hielt denn auch die zu jenem Zeitpunkt wohl klingenden Veröffentlichungen einer meiner favorisierten Band, nämlich " Pink Floyd " als " Tanzmusik ".

Ja, er lag einst damit nicht so falsch.

Nun, die Darbeitungen von Free - Jazzern von Schlage eines Peter Brötzmann waren für mich alsdann eher unhörbar, nichtssagend atonal, eben. 

Ja, ich kannte die Zwölfton - Darbietungen eines Karlheinz Stockhausen. Irgendwo hier lag für mich Peter Brötzmann mit seiner " Globe Unity ".    

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich noch heute an eine Diskussion mit einem anderen vormaligen Bekannten, der zu jener Zeit auf seichte " Country Music " aus dem best gehassten Amerika ( richtiger Weise: den Vereinigten Staaten von Amerika ) stand und lieber auf wimmernde Slide - Gitarren, zirpende Banjos und sanften Gesang stand. Dieser Bekannte wurde denn damals von dem Free - Jazz - Fan zu eben einem Auftritt des " Globe Unity Orchestra " mitgenommen.

Mitgenommen hatte ihn diese Veranstaltung mit Sicherheit, denn er erzählte mir, dass dort mindetens ein halbes Dutzend Männer auf einer Holzbühne standen und ihm zum größten Teil völlig unbekannte Instrumente entgegen hielten. Und jenen Utensilien entlockten diese Musiker übr mehr als eine halbe Stunde immer nur einen einzigen Ton. So echauffierte sich denn einst dieser frustrierte Bekannte aus Bückeburg, sinngemäß wie folgt:

" Du glaubst das nicht. Da standen sechs, sieben oder mehr Typen auf dieser Bretterbühne. Jeder von ihnen mit irgendeinem Blas - Dingsda in der Hand und pupten uns einen einzigen Ton entgegen. Dabei war auch so ein Berber, so einer mit einer Art von Alpenhorn. Der hatte eine zu große Manchester mit Hosenträgern an. Er bewegte dieses Monstrum von links nach rechts und blähte einen tiefen Furz heraus. Ich konnte das alles nicht fassen. "

Mir kamen bei den Erzählungen jnes Bückeburgers vor Lachen die Tränen.

Free - Jazz ist aber auch Musik, wenn auch für die erdrückende Majorität unter den Menschen nicht hörbar und somit unverdaulich.

Peter Brötzmann als einer jenr Musiker aus der Grade der sich durchaus als avangardistisch begreifenden Free - Jazzern ist nun nicht mehr unter uns. Sein Schaffen bleibt der Nachwelt dennoch für immer erhalten, wenn auch in den vielen Nischen der Musikhistorie.


GLOBE UNITY ORCHESTRA  -  Drunken In The Morning Sunrise  -  1970:




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