Der bransende Sachse am Nordstrand
Während unseres Darß - Aufenthalts konnten wir auch in diesem Jahr dann und wann einige Studien an den Miturlaubern betreiben. Da gab es die eingefleichsten FKKler, deren Bestreben es zu sein schien, trotz der mitzuschleppenden Fleischmassen irgendwo doch noch eine sportliche Figur abzugeben. Dann gab es die Hard - Core - E - Biker auf ihren High Tech - Gefährten, die locker mit 25 Km/h an uns vorbei brausten und ihre Übergewicht sie überhaupt nicht hinderte, von Prerow nach Zingst und zurück binnen einer halben Stunde zu fahren. Und dann waren da die Camper und Zeltplatz - Bewohner, deren Bestreben es war, möglichst wenige Schritte vom " Waldzeltplatz " bis zum Strand hinter sich zu bringen, um dann im FKK - Bereich sich dickfällig niederzulassen.
Ja, die Regelung in der untergegangenen DDR war eine andere, eine klare dazu. Wer den FKK - Bereich betreten wollte, musste sich entkleiden und zwar vollständig. Seitdem die prüderen Wessis auch den Darß entdeckt haben, war ein Mischmasch die Folge. Sowohl als auch ist aber keine gute Lösung.
Sei´s drum.
In diesem Ambiente durften wir denn so einige Exemplare unserer Spezies etwas genauer beobachten. Und darunter waren auch solche der Unterart des Saxonicum. Rein vom Äußeren unterscheidet er sich nicht großartig von dem Durschschnitts FKKler. Auch er ist übergewichtig, weil er sich ab dem Alter von 12 Plus nicht nur falsch ernährt, sondern zudem ab 18 auch noch fleissig Bier und andere alkoholische Getränke zu sich nimmt.
So hat er sich ein voluminöses " Haake Beck Geschwür " angefressen. Eine zarte Thailänderin formulierte es einst in englischer Sprache als Frage gestellt, so: " How many month? "
40 Jahre danach erinnerte ich mich an jene lustige Begebenheit im thailändischen Pattaya als ich so einige Dicke ( Frauen und Männer ) am Nordstrand beobachtete. Einige dieser Dickschiffe spazierten am Wasser entlang in Richtung Weststrand und umgedreht. Andere saßen auf ihren Handtüchern, ihren Stühlen oder einfach - dann aber mit Badehose / Badeanzug bekelidet - auf dem Sandboddn. Noch andere hatten sich vor der Sonne schützend in eine der wenigen Strandmuscheln gelegt.
Eine ausgeprägte Form des Saxonicum erlebten wir denn in der dritten Woche am Nordstrand von Prerow. Ein dickwanstiger Dresdner hatte sich mittig des FKK - Bereichs mitsamt seinen Utensilien breit gemacht, stand alsdann genauso vor seinen Habseligkeiten und schwadronierte über seine neu erworbenen E - Bikes, die bei einem Dresdner Händler vor Monaten kaufen konnte, weil dieser die Preise senkte. Selbst ein Display war an die High Tech - Gefährt installiert worden. Nun, ja, so ließ der übrigen FKK - Gemeinschaft wissen, dass er denn auch seinen kostpieligen Drahtesel - ohne Display - noch billiger gekauft habe, weil jener eben kein Display vorwies.
Boah, ey, wen interessiert das?
Der Dresdner aber produzierte sich weiter. Er sabbelte im feisten Dresdner Sächsisch, warum er denn diese beiden E - Bikes gekauft habe und dass sie inzwischen fleissig genutzt worden wären. Von Prerow nach Zingst und zurück; von Peow zum Weststrand und zurück; von Prerow über Wieck nach Ahrenshoop und zurück. Nahezu anstrengungsloses Radfahren auf dem geliebten High Tech - Esel war ihm und seiner übergewichtigen Frau garantiert.
Am folgenden Tag, einem Donnerstag saß er nochmals am Strand und branste herum.
Am Freitag war das Wetter eher schlecht. Wir konnten seine Selbstdarstellungseinlage nicht genießen. Am Samstag suchten wir ihn vegeblich. Der Branser aus Dresden war abgereist.
Weil die beiden E - Bikes und alles andere im Leben erheblich teuerer geworden ist, leistete sich der bransende Dresdner nur 7 Tage Urlaub.
Lohnt das überhaupt?
Anscheinend doch; zumindest um Nordstrand herum zu bransen.
HUMAN INSTINCT - I Think I´ll Go Back Home - 1969:
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