Lost Places - Im Bann des Verfalls


Da der Mensch sich in allen nur erdenklichen Formen als das größte Raubtier auf dieser Erde gebärdet, so ziemlich alles, was ihm durch die Natur vorgegeben wird zerstört - zumindest manipuliert - hinterlässt er dabei auch sehr viele Spuren. Oft sind es Relikte aus vergangenen Zeiten, in denen ein anderer Geist, eine Mode, ein Trend vorherrschten. Hierbei werden nach Beendigung des Ausleben jener - sehr oft - Umwelt zerstörerischen Aktivitäten, die daraus resultierenden Hinterlassenschaften sichtbar. Es sind Gebäude, Anlagen, ja sogar ganze Areale, die alsdann von der Natur sukzessive zurück erobert werden.

In den großartigen Vereinigten Staaten von Amerika, wo Zeit, aber vor allem Raum, nicht die große Rolle spielen, haben Mensch und Zeitgeist ganze Städte, riesige Anlagen und gigantische Verwüstungen von Flächen hervor gebracht, die später gnadenlos dem Verfall überlassen werden. Ob es nun der Goldrausch vor sehr vielen Jahren war, ob es der Niedergang ganzer Industriezweige ist oder ob es die permanent geforderte Mobilität des gemeinen US - Amerikaners bleibt, der damit versucht, damit sein eigenes Leben irgendwie doch noch in den Griff zu bekommen, dieses zeugt eigentlich von wenig Rücksichtnahme auf die künftigen Genrationen.

Die unzähligen physischen Zeitzeugen dieser von Menschenhand herbei geführten, ständigen Veränderungen lassen sich aber - wenn auch in Miniatur - Format - in Deutschland finden. Es gibt von ihnen, wenn auch häufig versteckt und eher für Insider und Ortskundige sofort auffindbar, eine Unzahl von Bauwerken, Anlagen oder Flächen, die dem von der Zeit diktierten Verfall anheim gegeben werden. Vergessene Orte eben, die im englischen Sprachgebrauch " Lost Places " genannt werden.

Vor einigen Tagen sah ich zufällig im dritten Fernsehprogramm des Südwestfunks, dem " SWR ". einen Filmbericht hierüber, der diesen Titel trägt: 

Im Bann des Verfalls - Geheimes Leben in vergessenen Ruinen ".


Hierzu ist auf der Internet - Seite des Senders folgendes zu lesen:

"  Verwaiste Geisterhotels, unheimliche Bunker, stillgelegte Industriebauten: Sie lassen Glanz, aber auch Schrecken unserer Vergangenheit aufleben. Was brachte diese Orte in Vergessenheit?

Mal sind es feine Lichtstimmungen, gewaltige Strukturen oder schimmernde Farben, die in ihren Bann ziehen. Ein andermal vorhandenes Mobiliar oder ein handschriftliches Dokument. Weshalb wirken solche einsamen Orte anziehend, werden als ästhetisch und gar schön empfunden? Ist es eine Art postapokalyptische Romantik? Oder beruht die Faszination solcher Zeitkapseln vielleicht auf einem menschlichen Schuldgefühl, der Natur einst etwas geraubt zu haben, dass sie sich jetzt wiederholt? Zuweilen provozieren solche Erinnerungsorte blinde Zerstörungswut. Warum? Was treibt Menschen dazu, diese Orte erstarrter Zeit zu zerstören? Oder faszinieren gerade vandalisierte Orte als Projektionsflächen einer Zukunft ohne Menschen? Sven Fennema, einer der berühmtesten Fotografen der Lost-Placer-Szene, Cord Riechelmann, FAZ-Autor und Biologe aus Berlin sowie der Psychologe und Geisterforscher Dr. Gerhard Mayer aus Freiburg liefern Annäherungen dazu, was die Faszination der "Lost Places" ausmacht und was mit diesen Gegenpolen geordneten Lebens in Zukunft passieren wird. An ehemals glanzvollen Orten in Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg, eröffnet sich der Blick auf Menschen und ihre Geschichten aus einer vergangenen Welt. Ein Film von Christoph WürzburgerEin Film von Christoph Würzburger. 


- Zitatende - aus:

https://www.swrfernsehen.de/geschichte-entdeckungen/im-bann-des-verfalls-geheimes-leben-in-vergessenen-ruinen-100.html


Nun, die Szene und ihre Aktivitäten waren mir bereits vorher durchaus bekannt. Ich hatte vor längerer Zeit bereits einen ähnlichen Beitrag im Fernsehen angeschaut. Auch auf der Plattform " youtube " finden sich eine Vielzahl Videos über verfallene Bauwerk, Industriebrachen oder längst verlassene Flächen in Deutschland.

 Was mich in dem " SWR " - Beitrag besonders interessierte, war die Berichterstattung über ein einstiges Luxushotel mit dem nahezu poetischen Namen " Waldlust ". Es liegt im baden - württembergischen Freundenstadt. Einer Stadt mit knapp 24.000 Einwohnern, die dem Regierungsbezirk Karlsruhe angehört. Hier, am nordöstlichen Teil des Schwarzwaldes, hatte sich im Verlauf der Jahrhunderte ein heilklimatisches und durch Kneippkuren anerkanntes Heilzentrum entwickelt, dass über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Freudenstadt

Teil dieser Entwicklung war das Hotel " Waldlust ", dass ab 1902 von dem Eigentümer Ernst Luz betrieben wurde. Er ließ das Objekt als " Grand Hotel " erbauen. Hier residierte in den Folgejahren der so genannte Hochadel. Es ließen sich dort Fürsten, Sultane und Könige bewirten. Zudem besuchten auch Filmgrößen, wie Douglas Fairbanks oder Mary Pickford das Luxushotel.

In den 1940er Jahren erlebte das, von einer einstigen Villa zum Hotel umgebaute Gebäude erneut eine Blütezeit, ehe dessen damalige Betreiberin 1949 in ihrem dortigen Zimmer ermordet wurde. Ab den 1960er Jahren berichteten Mitarbeiter der Anlage, dass es in den Räumen zu merkwürdige Ereignissen gekommen sei. Hieraus entwickelte sich die Behauptung, dass der Geist der einst ermordeten Adele B. dort herum spuken würde.

Das Luxus - Ressort verzeichnete in der Folgezeit eine Vielzahl von Besitzerwechseln, die mit Leerständen einher gingen. Seit 2005 steht das noch relativ gut erhaltene Gebäude zum Verkauf an.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Waldlust_(Freudenstadt)

Ein gegründeter Kulturverein widmet sich seitdem der Hotelanlage und des anliegenden Parks. Zudem werden Führung durch das Hotel angeboten.

Dennoch verfällt das Gebäude zusehends und gilt im Bundesland Baden - Württemberg als eines der " Lost Places ".

Anhand dieses und weiterer gezeigter Beispiel in dem Dokumentationsfilm des " SWR " wird deutlich, dass nichts für die Ewigkeit bestehen bleibt. Gerade Gebäude dieser Art unterstehen dem längst rasanten Wechsel von menschlichen Trends. Was einst als " in ", als " en vogue " und " hip " galt, ist mittlerweile nicht mehr gefragt. Es wird zum vergessen Ort, zu einem " Lost Places ".



JINKO VILOVA  -  Last Beat  - Freedonia  -  2015:







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?