" Das Fleisch stinkt! "




Vorgestern war es wieder so weit: Meine bessere Hälfte durfte ihren Geburtstag begehen. Von Feiern möchte ich hier nicht schreiben. In diesen, ach so schweren, von Tante " Corona " bestimmten Zeiten ist für uns Normalos nahezu nichts erlaubt, wohl aber alles verboten. Nur das Denken noch nicht. 

Auch den Enkelkindern wird seit mehr als einem Jahr so einiges an Einschränkungen aufgebürdet. Das macht das familiäre Zusammenleben nicht gerade einfacher. Da gibt es so manches Problem, dass im Spannungsverhältnis zwischen Kind und Eltern schnell zu einigem Streit ausartet. Nun, bei unseren Enkeln hält sich dieses eher in Grenzen. Die älteste Enkeltochter zählt zwar inzwischen zu den " Pubertieren ", doch das daraus entstehende Konfliktpotenzial lässt sich als eher überschaubar einordnen. Die zweite Enkeltochter wäre in die Kategorie Prä - " Pubertier " einzustufen. Da gibt es schon eher mal das leicht aufmüpfige Verhalten. Der Jüngste, der Enkelsohn, hat damit noch längst keine Schwierigkeiten; wenngleich er eher in die Grundordnung " sportlich, faul, Gamer " gehört.

Da saßen sie nun alle drei Enkel am Tisch und warteten auf das warme Essen. Wir hatten vom hiesigen Fleischer eine zirka 2 Kilogramm schweren Schweinsbraten mitgebracht, der seit mindestens 2 Stunden im High Tech - Ofen vor sich hin köchelte. Von dem edlen, aber auch nicht gerade billigen Stück, sollte jeder Geburtstagsteilnehmer mindestens 2 Stückchen erhalten. Doch daraus wurde nichts.

Beim Herausnehmen aus dem Ofen und anschließenden Hinstellen auf den inzwischen gedeckten Esstisch begann das Gemeckere der drei Enkel. Dabei tat sich der Jüngste besonders hervor. " Das Fleisch stinkt! ", behauptete dieser mehrfach und ließ sich von seiner Meinung auch nicht abbringen. Auf die Frage, warum das Fleisch denn stinke, wusste er natürlich keine Antwort.

Unabhängig davon, das der gute Schweinebraten doch zum Esszustand " Medium " tendierte und deshalb wieder zurück in eine Pfanne geriet ( was eigentlich eine kulinarische Freveltat darstellte ), weigert sich die drei Enkel kategorisch, das Fleisch überhaupt zu probieren. Abweisend stocherten alle drei Youngster in ihren Tellern herum und verzehrten lediglich die Beilagen ( DDR - Sprech: " Sättigungsbeilage " ). Nach zirka 10 Minuten der erwarteten Anwesenheit am Tisch standen sie sodann auf und verließen den Raum in Richtung eigenes Zimmer.

Vom teuren Schweinefleisch hatten sie nur pro forma einige, sehr winzige Stückchen gegessen. Da das Fleisch ja stinke und wir dieses nur nicht riechen könnten, weil wir eben alte Nasen hätten, wurden die zwei angedachten Scheiben kategorisch verweigert. Bei der Meckerei durch die Enkel ließ ich die zutreffende Behauptung fallen, es läge nicht an ihren vermeintlich besseren Nasen, dass sie einen anderen Geruchssinn empfinden würden, sondern einzig und allein an der Tatsache, dass das ihnen - zum Teil in der Schule - kredenzte Industriefleisch einen anderen Geruch entwickele, an den sich sich längst gewöhnt hätten. Nicht das Fleisch vom einem Schwein aus Freilandhaltung stinkt, sondern der Geruch des Schweinefleisches aus KT - Haltung ist eben ein anderer.

Dieses hatte ich nach vielen Jahren selbst festgestellt, als ich in einem polnischen Restaurant ein Schweineschnitzel bestellte und dann etwas serviert bekam, was eben völlig anders schmeckte. So, wie jenes Fleisch während meiner Kindheit, als die Eltern noch selbst geschlachtet hatten, um die siebenköpfige Familie durchbringen zu können.

Auch dieses Fleisch " stank ", aber war nahezu ohne Chemie.Während Tante " Corona " auch hier dem Wohlstandsbürger aufzeigt, dass Massentierhaltung zu Masseninfektion führt und dieser Wirtschaftsbereich längst zu perversen Auswüchsen geführt hat, sehne ich mich ein an jene Zeiten zurück, in denen das Schweinefleisch wirklich nach Schwein roch und nicht nach Chemie stinkt.



HURDY GURDY  -  Lost In The Jungle  -  1971:



  

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