Vollmond


Dem Erdtrabanten werden vom Menschen nahezu mystische Fähigkeiten angedichtet. Sein Einfluss auf das Geschehen auf Mutter Erde soll enorm sein. Nicht nur, dass er die Gezeiten mit steuert, das Wachstum bestimmter Pflanzen fördert, nein, der Mond macht auch süchtig. Es ist seiner bloßen Existenz zu verdanken, dass einige Erdenbürger des nächtens Schlafwandeln und dabei sogar Tätigkeiten verrichten können.

Der erdumkreisende Trabant wird von Kunst - und vor allem Filmschaffenden dabei herangezogen, um unheimliche, gruselige Szenarien zu entwickeln. Der bei Vollmond heulende " böse " Wolf zum Beispiel stellt ein alt hergebrachtes Klischee dar, ein herunter gekommenes, Schloss artiges Anwesen, durch das das Licht des Vollmonds einfällt und somit dort hausende " böse " Geister weckt oder die kitschigen Abbildungen eines Liebespaares, dass sich bei vollem Mond, dazu Händchenhalten die ewige Treue auszusprechen droht, dieses und noch viel mehr, fantasieren Menschen in jenen zeitlich fest gelegten Ablauf hinein, der uns auf der Erde monatlich beschert wird.

Die Mondphasen sind ja von der Wissenschaft längst exakt dokumentiert, analysiert sowie statistisch bemessen worden. Jeden Monat zeigt sich somit dem Erdenbürger, je nach Standort oder Wohngebiet, ein beinahe identischen Bild, wenn er den von der Quelle jedweden Lebens, der Sonne also, hell erleuchteten Mond betrachten darf. Eine mit deutlich erkennbaren dunklen Flecken versehener Himmelskörper, der sich uns als Scheibe zeigt, weil wir von der Erde aus den rückwärtigen Teil des Trabanten, die dunkele, die abgekehrte Seite, eben nicht sehen können.

Die inzwischen alt gewordenen Herren der Musikformation " Pink Floyd " haben diesem Thema einst ein ganzes Album gewidmet. Tolle Musik, die zudem ein gigantischer, ein kommerzieller Erfolg war. " The darkside of the moon " ist ein Konzeptalbum, dass vor 50 Jahren durch den vormaligen Bassisten der Band, Roger Waters, kreiert wurde und in dem sich die Musiker wiederum mit dem körperlichen und seelischen Verfall des einstigen Band - Mitglieds Syd Barrett befassen. 

Barrett und auch der auf dem Album zu hörende Organist Richard Wright leben längst nicht mehr. Sie verstarben 2006 bzw. 2008. Den weltweiten Erfolg des 1973 als LP heraus gekommenen Musikwerks durften beide noch mit erleben.

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Dark_Side_of_the_Moon

Das, was beinahe 48 Jahre danach im Zusammenhang mit dem Mond zu berichten war, haben beide Musiker allerdings verpasst. Der Tage zu vor im Suez - Kanal auf Grund gelaufene Container - Frachter " Ever Given " konnte dank der gütigen Mithilfe des Erdtrabanten wieder frei geschleppt werden. Durch die aktuelle Vollmondphase stieg der Pegel in der künstlichen Wasserstraße höher als üblich an, womit sich genügend Wasser unter dem Giganten ansammeln konnte und diesem entsprechenden Auftrieb verschaffte. Den Rest erledigten alsdann die herbei gerufenen Schlepper.

Die Balance im Welthandel war wieder hergestellt. Die von dem Containerinhalten, also der Ladung des Riesen abhängigen Länder und die dortigen Profiteure durften laut aufatmen. Es gibt unter anderem bald wieder genügend Klo - Papier und der wegen des entstandenen Frachter - und Tankerstaus vor dem Kanal rasant steigende Öl - und Kraftstoffpreis, wird sich noch vor den Osterfeiertagen wieder normalisieren.

Die Betreiber, ja, ganz Ägypten feierten sich selbst. Ein einmaliger Vorgang sei es gewesen, weil der Havarist nicht ganz oder teilweise entladen werden musste, um diesen wieder " flott zu machen ". Ein Glanzleistung se es gewesen. Boah! Eigenlob stinkt aber auch hier gewaltig. Es ist wohl eher angebracht, intensiv zu hinterfragen, ob solche oder noch größere Kolosse überhaupt das Nadelöhr Suez - Kanal künftig passieren können. Die dort vorliegenden Gegebenheiten lassen erhebliche Zweifel aufkommen. 

Angeblich soll ja ein in der Wüstenregion rund um den Kanal ein Sandsturm aufgetreten sein, der das Kanalbett nur bedingt befahrbar gemacht habe. Ein kritischer Außenstehender kann aber für den Vorfall eine andere Erklärung erkennen. Die erforderlichen Wartungsarbeiten, nämlich das Ausbaggern oder Aussaugen des ständig versandenden / verschlickenden Kanalrinne ist nur unzureichend oder gar nicht erfolgt. Und dieses nicht, obwohl die ägyptische Betreibergesellschaft pro Durchfahrt durchschnittlich mehr als 300.000 US Dollar kassiert. Nun, ja, in anderen Ländern wird auch so vorgegangen.

Also: Die Bevölkerung der Industrieländer erhebt ein Gläschen, die anderen Betroffenen, einschließlich der Verantwortlichen jener Betreiberfirma, sendet ein Stossgebet gen Himmel und erhebt dabei die Arme in Richtung des sich zeigenden Vollmonds.



Øresund Space Collective  -  Time Compression  -  West, Space & Love II  -  2016:






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