Bareinzahlung unerwünscht!
Seit einigen Wochen gehört der 10 Jahre alte MAZDA 6 2,2 D Kombi nicht mehr uns. Dafür rechnen wir uns um 8.000 Euro reicher. Immerhin hat der Privatverkauf des Fahrzeugs mindestens 1.500 Euro Mehrerlös erbracht. Gut, ein Gewerbetreibender, ein Autohändler, muss da anders kalkulieren. Er möchte schließlich ein paar Euro übrig haben. Der Käufer, es war ein junger Mann aus Rheinland - Pfalz, zahlte den vereinbarten Preis mit 40 Banknoten zu 200 Euro. Er hatte diesen Betrag in einen weißen Briefumschlag hinein gelegt. Und dieser liegt seitdem in einem Möbel im Haus. Zwar nicht sonderlich gut versteckt, aber auch nicht sofort gut auffindbar.
Da liegen die Schein nun und warten, dass sie irgendwie auf ein Konto der Bank gut geschrieben werden und damit dort aufbewahrt werden, wo sie vermeintlich sicher sind. Dafür gibt es allerdings keine Zinsen mehr. Im Gegenteil: Wer zuviel Geld " bunkert " hat in einigen Fällen sogar Negativzinsen zu zahlen. Verkehrte Welt? Eher nicht, weil jeder potentielle Bankkunde mittlerweile beinahe täglich irgendwelche Post von irgendwelchen Banken erhält. Da wird mit " billigen " Krediten ohne " Schufa " - Anfrage ganz frech geworben. Da wird über " Heiße Kredite, eiskalt abgekühlt ", der Bankkunde zu einer Umschuldung ( besser wäre Neuverschuldung ) animiert. Da wird das Volumen der vergebenen Geldsummen in nahezu grob fahrlässiger Weise aufgebläht.
In den Hochzeiten des " billigen " Geldes gibt es aber eben keine Zinsen auf die eigenen Einlagen, weil der Markt sich derartig verändert hat, sind Spareinlagen unattraktiv. Also soll der Verbraucher nicht nur sein Geld möglichst schnell wieder ausgeben, sondern dazu noch neue Kredite aufnehmen, damit die Banken überhaupt noch ein wenig innerhalb dieses Segments verdienen.
Das traditionelle Bankgeschäft, so wie ich es noch vor einem halben Jahrhundert kennen gelernt habe, es ist mega - out. Keine Bank und sei sie noch so unbedeutend, interessiert sich mehr für die Sparer, den " alten " Kunden, der bemüht ist, seine Moneten zusammen zu halten, damit er im Bedarfsfall etwas auf der " hohen Kante " hat. Weil das Sparen inzwischen unerwünscht ist, legen die meisten Geldinstitute keinen sonderlichen Wert auf jeden Kunden - Typus, der von seinen Einnahmen auf dem geführten Konto sittsam einen Betrag je Monat auf ein Sparkonto transferiert. Und wenn er es doch tut, wird ihm dieses Verhalten durch die Banken und deren Geschäftspolitik vermiest. Das gilt auch für den noch vor einigen Jahren durchaus üblichen Geschäftsvorgang des Bareinzahlens auf das eigene Konto.
Weil das Filialnetz der meisten Banken sukzessive " ausgedünnt " wurde, fällt die Umsetzung des Kundenwunsches, sein Konto mittels einer Bareinzahlung ein wenig aufzufrischen, immer schwerer.
Nun, das konnten wir kürzlich selbst erfahren. Jener Betrag, den das junge Paar für den alten MAZDA an uns in bar aushändigte, liegt seit Wochen in einer Schublade. Er fristet dort sein Dasein, wie einst das " Klimpergeld " in Großmutters Sparstrumpf unter dem Kopfkissen. Alle bisherigen Versuche, den Betrag irgendwie loszuwerden, schlugen fehl.
Zunächst suchten wir nach einer Möglichkeit, die Scheine über eine Filiale oder notfalls einen Geldautomaten der eigenen Bank, der so genannten Hausbank, loszuwerden. Ernüchternd stellten wir fest, dass es eine solche ohne große Mühewaltung nicht gibt. Unsere Online - Bank unterhält keine eigenen Filialen, sondern nur Geldautomaten. Weshalb eine Bareinzahlung nur über bestimmte fremde Filialen und an vorgesehenen Automaten möglich ist. Die nächst gelegenen Stellen wären da eine " Reisebank " am Münchner Flughafen oder Münchner Hauptbahnhof. Hier wird das Barzahlungsgeschäft noch gepflegt. Der gravierende Nachteil ist jedoch: Wie komme ich dort hin und wie hoch sind Zeitaufwand und Kosten für ein derartiges Abenteuer?
Nach eingehender Internet - Recherche und tagelanger Diskussion zum Für und Wider, haben wir jen Möglichkeit verworfen.
Dann bot sich über das all wissende Netz doch tatsächlich eine andere Variante an. Wir eröffneten ein weiteres Konto bei der " Comdirect ", einen Online - Bank - Ableger der Commerzbank. Freudig erwarteten wir die Kontounterlagen und später die allseits begehrten Plastekarten, mit denen ein freier Bundesbürger seinem freien Konsum frönen kann, sofern er Geld zu seiner freien Verfügung erhält. Wir wollten allerdings keinen Kredit, sondern nur ein profanes Konto, auf dem wir jenen brach liegenden Geldbetrag einzahlen können. Frohen Mutes fuhren wir in das nahe gelegene Oberschleißheim. Dort gibt es eine Commerzbank - Filiale. Doch ernüchternd mussten wir feststellen, dass auch dort Tante " Corona " ihre tiefen Spuren hinterlassen hatte. Die Filiale war bis auf weiteres geschlossen. Der kleine Raum in einem Betonklotz war so klein, dass der übliche " Schalterbetrieb " mit jenen staatlich verordneten " Corona " - Auflagen nicht bewerkstelligt werden kann. Stattdessen stand ein Blechklotz inmitten des Vorraumes zu der Mini - Filiale. " Bankautomat " , ist dort immer noch zu lesen.
Doch dieser Bruder bockte. Wir schoben die " Comdirect " - " Visa " - Karte in seinen Schlitz und warteten. Dann wurde Bruder Automat geweckt. Er fragte höflich an, welche Art von Vorgang wir in welcher Sprache wünschen. Tja, in " Deutsch " selbstverständlich, schließlich leben wir in Deutschland und sprechen die Sprache auch. Dann wollte der Blechkasten wissen, wie viel Geld wir von ihm möchten?
Hah? Warum Geld von ihm? Wir wollten ihm doch Geld geben. Davon war aber auf seinem schon leicht ramponierten Display nichts zu sehen. Nach einigen Versuchen, wobei wir die Plastekarte erneut in das Geräte schoben, mussten wir unsere geplante Aktion, den mitgeführten Geldbetrag nun endlich wieder loszuwerden, abbrechen. Wir dachten tatsächlich, Rentner und Technik, das passt hier nicht wirklich. Dann nahte vielleicht unsere Rettung. Vor der gläsernen Eingangstür zu dem Raum stand ein Mann. Er schien darauf zu warten, dass wir den Automaten endlich frei geben. Ich sprach ihn mit der existenziellen Frage an, ob er sich mit dem widerborstigen Kasten auskenne. Bei dem anschließenden Rettungsversuch, musste auch er aufgeben. Die Display - Oberfläche, so stellte er ernüchternd fest, war verändert worden. Und dieses so, dass nunmehr keine Bareinzahlungen mehr möglich waren. Das war´s denn wohl?
Frustriert fuhren wir in unserem neuen E - Auto davon. Wieder kein Geld los geworden.
Einige Tage später versuchte ich es dann bei einem Automaten der ING - Bank in Garching. Angeblich sollen dort auch Barzahlungen möglich sein. Angeblich deshalb, weil wir zuvor im Internet dazu recherchiert hatten und die Auskunft entsprechend abgegeben wurde. Angeblich bedeute aber im nie vergessenden Netz, dass es eben auch nicht so ist, wie es dort geschrieben steht. Ich fuhr zu einem letzten Versuch nach Garching. Der Automat befindet sich am Gebäude einer Tankstelle. Tja, das allein kam mir schon sehr dubios vor. So ein kleiner Bankautomat soll jene Funktionen besitzen, über die andere bereits nicht mehr verfügen?
Nun, ich wurde das Geld erneut nicht los. Ernüchternd begann ich meine Heimfahrt.
Inzwischen wissen wir, dass wir den Geldbetrag bei der Sparkassen - Filiale im Ort einzahlen könnten. Die bietet tatsächlich noch Einzahlung von Geld am Schalter an. Leider nur für eigene Kunden. Wer auf ein fremdes Konto Bargeld einzahlen möchte, muss saftige Gebühren entrichten. Das gilt auch für den in der Filiale vorhandenen Automaten. Aber, dort gibt es immerhin diese Möglichkeit noch. Wie es auch woanders längst zum Regelfall geworden ist: Service gibt es zumeist nicht mehr umsonst. Und Bargeldeinzahlungen sind offensichtlich so ungewöhnlich, dass sie von vielen Banken nur bedingt als übliche Dienstleistung angeboten werden.
Bareinzahlungen sind somit wohl eher unerwünscht!
TRAFFIC - Empty Spaces - John Barleycorn Must Die - 1970:
Kommentare