Heeßen ist nicht gleich Heessen.


Wer hat sich beim Suchen von Orten nicht schon mal geirrt? Wohl alle! Selbst das teuerste, das technisch aufwändigste und das vielleicht einfach zu bedienende Navigationsgerät streikt, wenn es die falschen Eingaben erhält. Mal davon abgesehen, dass nicht wenige dieser Wunderdinger tatsächlich programmierte Fehler vorweisen.

Der Mensch, also der Nutzer und Herr über jene technischen Hilfsmittel ist jedoch zumeist die ursächliche Fehlerquelle. Das mussten wir kürzlich fest stellen, als wir in der Stadt Freising, unserer Kreisstadt ( Kfz. - Kennz.: FS ) Weidenruten für unseren Sichtschutz gekauft hatten. Kollege Navi war darauf ausgelegt, uns auf dem kürzesten Weg zu unserem eingegebenen Ziel zu führen. Das tat er / sie / es auch, allerdings fuhren wir dabei durch für den allgemeinen Kraftfahrzeugverkehr gesperrte Straßen. Sicherlich das Navi hatte uns daraufhin gewiesen, doch wir verstanden den Zusammenhang nicht, denn Dr. Navi dachte so:

" Wenn Du, mein Herr und Gebieter, mich so programmierst, dass ich für das mir aufgegebene Ziel den kürzesten Weg finden soll, dann muss ich Dich durch Wege und Straßen leiten, die Du eigentlich nicht befahren darfst. Machst Du es dennoch, übernehme ich dafür keine Haftung und bezahle auch nicht das Verwarnungsgeld, wenn Du dabei von der Polizei angehalten wirst. "

Nachdem wir es nun endlich geschnallt hatten, dass wir eben jenen abverlangten, kürzesten Weg nicht befahren dürfen, wählten wir - trotzt gegenteiliger Aufforderung des Mini - Computers - eine andere Strecke und zwar nach eigenen Überlegungen. Doch die muss erst jeder Autofahrer anstellen, bevor er sich beim Fahren entscheidet.

Nach jenem Fauxpas, jener kleineren Irrfahrt, erinnerte ich mich an ein Ereignis aus den ersten Jahren der 1980er ( es könnte Mitte 1982 gewesen sein ). Eine Mitarbeiterin des bekannten, " ruhmreichen " Instituts für Demoskopie GmbH in Allensbach am Bodensee ( IfD Allensbach ) hatte mich angerufen.

  https://de.wikipedia.org/wiki/Institut_für_Demoskopie_Allensbach

Es ging um die Forstsetzung einer so genannten Langzeitstudie. Innerhalb dieser sollten Daten aus einem Zeitraum von 10 Jahren von Befragten meines Jahrgangs erhoben und alsdann statistisch verarbeitet werden.

Dazu gab es aber bereits eine Vorgeschichte. Jenes Institut, dass einst von der Gründerin Noelle - Neumann über Jahrzehnte geführt worden war, hatte mich bereits im Sommer 1972 in Munster / Örtze in der vormaligen Kaserne der " KTS II / III " aufgesucht und befragt.

1972 wurden die Fragen von einem allerdings in Zivil auftauchenden Berufssoldaten gestellt, der hier als " Freier Mitarbeiter " des IfD Allensbach fungierte. Das umfangreiche Interview war selbst verständlich freiwillig und wurde nach Dienstschluss um 16.30 Uhr geführt. Ich hatte mich als Proband deshalb gemeldet, weil hierfür ein Tag Sonderurlaub ausgelobt worden war. Der damalige Kompaniefeldwebel  ( auch " Spieß " genannt ) erklärte uns beim " Antreten ", worum es bei diesem Interview ginge. Nun, die Sache hatte mich zwar nicht überzeugt, doch ein Tag Sonderurlaub nahm ich dennoch gerne mit.

Nach Ende des mehr als einstündigen Befragens durfte ich dem nebenberuflichen Interviewer noch eine Unterschrift leisten, mit der ich ihm die Absolution erteilte, dass er mich auch tatsächlich aufgesucht und befragt hatte. Bereits damals gab es nämlich eine Reihe " Schwarzer Schafe ", die jenes Konvolut an Fragebögen " frei Schnauze " ausfüllten und dazu noch die Unterschrift des Befragten fälschten.

Aber, dieses nur so ganz nebenbei.

Dieser Herr, der als Berufssoldat sich so nebenbei ein paar Mark verdienen wollte ( es vielleicht auch musste ) war eben grundehrlich. So redlich, wie es auch jene, 10 Jahre danach auf mich angesetzte Kollegin war, die während der Semesterferien, die ich üblicherweise im Elternhaus verbrachte, um von dort aus bei Heye Glas meine Moneten für das folgende Semester zu verdienen, mich anrief. Die Nebenberuflerin hatte jene Telefonnummer noch aus den ihr zur Verfügung gestellten Unterlagen erhalten.

Sie wollte während des Gesprächs von mir wissen, ob ich generell bereit wäre den Frage - und Antwortmarathon über knapp eine Stunde auf mich nehmen möchte. Nach einigem Zögern sagte ich ihr zu. Sie vereinbarte einen Termin mit mir. Dieser sollte dann einige Zeit später im elterlichen Haus stattfinden. Es war wohl ein Augusttag als ich auf die Ankunft der Interviewerin wartete. Der vereinbarte Zeitpunkt war längst um mehr als eine Stunde überschritten. Die Mitarbeiter von Noelle - Naumann erschien nicht. Ich hatte die ganze Sache längst abgehakt, als gegen 18.00 Uhr das Telefon klingelte.

Jene Dame war am anderen Ende der Leitung. Sie hatte die ihr vorliegende Adresse nicht gefunden. Auch ein Taxifahrer, bei dem sie im Auto saß, nicht. Aufgeregt wollte sie von mir wissen, wo den jene " Feldstraße " mit der Hausnummer 13 in Heeßen läge. Ich erklärte ihr etwas holperig, wie sie zu dem Haus finden würde. Sie sei jetzt am Bahnhof und möchte den Hörer nun an den Taxifahrer übergeben, dem ich die Fahrstrecke noch mal beschreiben möge.

Das tat ich dann auch. Nein, hier gäbe es keine Feldstraße oder eine ähnlich klingende Adresse mit der Hausnummer 13, behauptete dieser. Er sei in dem Ort herum gefahren und kenne sich eigentlich dort aus. Ob ich denn in dem Heeßen mit der Postleitzahl 4702 Heessen wohnen würde. Ich stutze sofort. Nein, wieso 4702, die Postleitzahl meines Heeßen lautete 3064. Dann schummerte es dem ebenso aufgeregten Taxifahrer. Er übergab den Autotelefonhörer seinem Fahrgast. Ich erklärte der Dame, dass es nicht das richtige Heeßen sei, dass dieses Heeßen mit " scharfe S ", als mit " ß " geschrieben werde und es einst nur deshalb zu einer Verwechselung gekommen sei, weil die üblichen Schreibmaschinen jenes " ß " nicht immer auf der Tatstatur hatten.

Die gestresste Dame wurde immer kleinlauter und fragte schließlich, ob ich auch später noch Zeit für die Befragung habe; also nach 22.00 Uhr. Nun, ja, ich musste am folgenden Tag erst zur Mittagsschicht in die Fabrik. Ich sagte ihr zu, weil sie mir irgendwie ein wenig leid tat. Wenn sie für jene Befragung, die vielleicht im Rahmen einer so genannten Feldstudie durchgeführt worden ist, vielleicht 100 bis 150 DM erhalten hat, wäre das ein sehr mickriger Stundenlohn.

Die Interviewerin setzte sich in den nächst besten Zug von Hamm nach Minden und von dort in das nächste Taxi. Die Spesen für jene Irrfahrten in Hamm erhielt sie mutmaßlich ebenfalls erstattet. Gegen 22.00 Uhr klingelte es an der Haustür. Die Dame war endlich angekommen. Ich bot ihr Kaffee und ein Glas Wasser an und setzte mich mit ihr in das Esszimmer der Eltern. Danach legte sie gleich los. Das mir inzwischen nicht mehr so geläufige Frage - Antwortspiel dauerte etwas länger als geplant. Ind so war es gegen 23.30 Uhr als sich die Dame von mir verabschiedete, um ein Zimmer im nahe gelegenen Bückeburg aufzusuchen. Wie sie dieses als Spesen begründete, blieb indes ihr Geheimnis. Andererseits war die arbeitslose Akademikerin aufgrund der Ausbildung durchaus in der Lage, dem Hause Noelle - Neumann, das für jene Langzeitstudie einige Hunderttausend DM und mehr kassierte, jenes eklatanten Fauxpas nachvollziehbar zu erklären.

Bei mir im Leben hatte sich so einiges verändert. Ich war längst kein Bundeswehrgefreiter mehr, sondern ein diplomierter Betriebswirt, der über den Zweiten Bildungsweg sein Fachabitur nachgeholt hatte und zudem zu Staat, Gesellschaft sowie seinem eigenen Leben ein überaus kritischen Verhältnis entwickeln durfte. Das ließ ich der Dame bei den neben den Ja - oder Nein - Fragen deutlich spüren. Sie ließ dann und wann während des Gesprächs durchklingen, dass sie seit einiger Zeit als studierte Germanistin keinen Job bekäme und diese Befragung erdigen müsse, um überhaupt Geld zu verdienen.

Sie tat mir dann doch ein wenig leid, die Noelle - Neumann - Hilfskraft, die wohl chancenlos an der Uni Dortmund Germanistik studiert hatte und jetzt freiberufliche Interviewerin war. Doch, dass Heeßen im Landkreis Schaumburg nicht gleich Heessen als Ortsteil der Stadt Hamm in Nordrhein - Westfalen sein konnte, hatte sie eben nicht gemerkt - das ach so " tolle " " IfD Allensbach " bei der Vermarktung der bereits vor 10 Jahren von mir erhaltenen Daten aber auch nicht.


 


MY SLEEPING KARMA
  -  Brahama  -  My Sleeping Karma III  -  2010:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!