Forever Young?


 Joggen soll bekanntlich fit halten und auf lange Sicht besehen, zu häufige Arztbesuch verhindern. Joggen soll auch dazu beitragen, dass durch zuviel und zu ungesundes Essen zu viel Körpergewicht aufgebaut wird. Joggen hat nämlich etwas mit Bewegung zu tun und Bewegung wirkt dem Vorgenannten entgegen. Doch jede Art Bewegung erbringt nur bedingt einen Erfolg im Kampf um unnötige Pfunde, wenn dazu und dabei begleitend, nicht auf die Ernährung ( besser: die gesunde Nahrungsaufnahme ) geachtet wird.

Aber: Das eigene Kampfgewicht lässt sich auch durch kontrolliertes Essen beeinflussen, ohne dass sich der Mensch in anstregender Weise bewegen muss. Diese Art von Martyrium nennt sich " Runterhungern ". Will heißen: Stat eines Schnitzels, einer gegrillten Wurst oder eines gebratenen Stücks Schweinelende gibt es Rohkostsalat, Suppen in allen Variationen und die Tasse Kaffee wird natürlich ohne Zucker getrunken. Bier, Schnaps, Likör ist zudem verpönt,weil Mann / Frau " nur " Mineralwasser trinkt. 

Wer aber nicht nur lustlos in einem selbst zubereiteten Salat herum stochern will, nicht nur irgendwelche Pillen, Tees, Tabletten, Granulate, Säfte, Sirups oder sonstwas noch in sich hinein würgen möchte, kann einen Mittelweg wählen. Er / Sie lässt einfach eine Hauptmahlzeit aus, nämlich das Frühstück und koppelt dieses mit der Mittagsmahlzeit. Diese Form nennt sich dann Brunch. Dafür wird alsdann ab 18.00 bis maximal 20.00 Uhr eine warme Vollmahlzeit zu sich genommen. Diese Ernährungsform heißt " Intervall - Fasten ".

Merke also: Bewegung ( am ehesten Joggen ) plus " Intervall - Fasten " hält gesund, vermeidet zu viele Arztbesuche, verhindert übermäßige Pillen - Fresserei und kann in Kombination mit einer Ernährungsumstellung das eigene Körpergewicht beeinflussen.

Dazu benötigt aber jeder daran Interessierte eine charakterliche Eigenschaft, die nennt sich Disziplin. Alle - zumeist nach dem Jahreswechsel gefassten - guten Vorsätze müssen dann auch eingehalten werden. Dass so mancher Schwergewichtige diese erst gar nicht fasst, weil er ohnehin weiß, er wird sie nie einhalten können, ist nicht nur verständlich sondern vor allem menschlich zu sehen.

Seit zirka einem Jahr dürfen wir uns vielleicht auch in den erlauchten Kreis jener Freizeit - Läufer aufgenommen fühlen, die mittels der körperlichen Ertüchtigung durch das Laufen im Freien, sich für die künftigen Jahre und auch Aufgaben fit zu halten versucht. Bei der zirka 8,5 Kilometer langen Laufstrecke, die uns zumeist um den nahe gelegenen Hollener See führt, lässt sich neben langsam wieder grüner werdender Natur, einer Vielzahl von Vögeln und weiterem Getier, auch so mancher Mitstreiter sehen. Als nicht mehr ganz so Unerfahrene werden wir bei den Begegnungen mit Läufern, Gehern oder Spaziergängern öfters freundlich gegrüsst. Man kennt sich inzwischen.

Ab und zu aber kommt das eine oder andere neue Gesicht hinzu. Sehr oft sind es die " einfachen " Spaziergänger, die sich in den Morgenstunden rund um den Baggersee bewegen.

So war es auch am letzten Samstagmorgen. 

Bereits einige Hundert Meter von uns entfernt spazierte eine Person, die wir dann als Frau ausmachen konnten, am gegrünten Uferrand und schien dort ihre Beobachtung machen zu wollen. Jene Frau lief deshalb etwas unkoordiniert durch Gegend. Was auch immer sie zu suchen vor hatte, sie wurde von uns dabei gestört und begab sich alsdann wieder auf den Weg, der rund um das einstige Baggerloch führt.

Etwas irritiert betrachtete ich mir jene Dame beim Vorbeilaufen etwas genauer. Sie war schlank, gut frisiert und modisch angezogen. Mit Strickmatel, Jenas und - ich glaubte zu träumen - mindestens 15 cm hohen Plateau - Schuhen. Sofort stellte ich mir die Frage, wie sie auf diesen Stelzen artigen Schuhen überhaupt laufen kann? Dann grüsste ich die Dame und erkannte das, was zuvor durch ihre trendige Kleidung ein wenig kaschiert werden sollte: Die Dame war nicht mehr so ganz taufrisch. Ich vermutete, dass sie die Mitte Vierzig längst hinter sich gelassen hatte.

Wir liefen an ihr vorbei. Sie betrachtete uns ein wenig genauer und setzte dabei eine anerkennenden Gesichtsausdruck auf. Nun, ja, man tut, was in unserem Alter noch möglich ist. Immerhin waren wir damals auch nicht dick, sondern genau so schlank. Allerdings nicht durch Herunterhungern sondern auch durch Bewegung. Nun, ja, vielleicht wird jene Frau innerhalb des Besten Jahre irgendwann auch dem Laufen als Freizeitsport nachgehen statt sich durch extrem reduzierter Nahrungsaufnahme das Gewicht eines Teenagers oder Twens, so wie wir ihn aus den 1960er bis 1970 Jahren kannten, zuzulegen.

" Die war aber auch nicht mehr so ganz taufrisch! ", kommentierte ich meine Beobachtungen gegenüber meiner besseren Hälfte, als wir die Dame dann mehr als aus der Hörweite gelegen, passiert hatten. Meine bessere Hälfte stimmte mir zu. " Und? Geliftet? ", wollte ich von ihr anschließend wissen. " Aber, klar doch! ", antwortete sie mir. " Aber, die hatte Klamotten von einer 16jährigen von vor 50 Jahren an? ", fragte ich sie weiter. " Das ist jetzt wieder in! ", erhielt ich zur Antwort. 

" Den Strickjacke oder so, dass kenne ich doch noch von damals. Dann die Plateau - Schuhe, die waren in den 70ern Mode. ", ergänzte ich noch. " Na, klar, das kommt eben alles wieder. ", bestätigte meine mit laufende Frau mir.

" Nur, wir werden nicht jünger. ", stellte ich kurz vor der Kurve am See fest. Immerhin hatten wir da bereits 1/3 der vorgesehenen Stunde unseres Laufes absolviert. Immerhin - forever young?

Nö, will ich gar nicht werden und auch schon gar nicht sein. Die Zeit ist eine andere, das Leben wurde viel komplizierter, ungerechter und vieles ist heutzutage nur Staffage, reine Oberflächlichkeit, ohne großen Tiefgang. Daran ändert auch kein aufgepimptes Äußeres.

Aber, Joggen hält fit; wenngleich äußerlich nicht jung!


JINKO VILOVA  -  Cru!  -  Cru ! -  2016:








     


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