Warum gibt es keinen Falschfahrerin?



Vor einigen Tagen hörte ich in den Frühsendung bei MDR aktuell in der Rubrik " Hörer machen Programm " einen Beitrag zu der aufgeworfenen Frage, warum in den Verkehrsmeldungen immer nur von " Falschfahrer " gesprochen wird. Der besorgte Hörer wollte zudem wissen, ob es nicht richtiger sei von " Falschfahrer*in " zu sprechen, denn es gäbe ja schließlich Autofahrer sowie Autofahrerinnen.

Im Zuge der Genderisierung eine durchaus nachvollziehbare Frage.

Das Team des MDR wollte alsdann versuchen, sowohl diese als auch das sich möglicherweise dahinter verbergende Problem auszuzeigen.

Das Autofahren scheint immer noch eine männliche Domäne zu sein. Eine Erkenntnis, die sich oberflächlich anhand des Anteil von Frauen in den Riegen der so genannten Rennsportteams festhalten lässt. Es gibt dort keine Fahrerinnen und auch die Teams werden - meines Wissens - nur von Kerlen besetzt.

Aber, dieses sei nur am Rande erwähnt.

Im grauen Alltag aber, zeigt sich ein anderes Bild.

Eine im vergangenen Jahr durchgeführte Umfrage ergab, dass in Deutschland 77,9 % der zum Erwerb einer Fahrerlaubnis berechtigten Frauen und 84,8 % unter den Männern auch eine Fahrerlaubnis vorweisen können. Das sind immerhin mehr als 57,4 Millionen Führerscheininhaber.  

Rund um den Fetisch Auto ranken sich unzählige Behauptungen, die indes mutmaßlich längst überholt sind. So wurde von den Kerlen einst heraus posaunt, dass Frauen nicht Einparken " könnten, dass sie eher zu defensiv Auto führen, sie deshalb insgesamt die schlechteren Autofahrer seien, woraus deshalb der Reim " Frau am Steuer, Ungeheuer! " kreiert wurde ( natürlich kam dieser aus der Männerwelt ).

Inzwischen sind jene gängigen Vorurteile längst widerlegt worden.

https://auto-presse.de/autonews.php?newsid=532485

Dennoch bleibt ein Restbestand an tradierten Sprachwendungen, die sich eventuell als diskriminierend zeigen könnten. Ob dieses nun auch bei dem - allerdings nur 1.700 Mal pro Jahr - auftretenden Meldungen über Falschfahrer der Fall ist, dürfte denn eher zweifelhaft sein. Hier wird es eher darum gehen, ein vermeintlich verkehrsvorschriftswidrig geführtes Fahrzeug zu benennen, als die hinter dem Steuer sitzende Person. Häufig dürfte diese nicht sofort zu erkennen sein. Ob es sich dabei um einen der, statistisch öfters erfassten, Männer handelt, dürfte für die hieraus resultierende Gefahrensituation völlig unerheblich sein.

Dennoch gab sich das MDR - Team alle erdenkliche Mühe, um jene Frage wertneutral zu beantworten:


https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/hmp-gendern-falschfahrer-falschfahrerin-100.html


Wie dem auch sei, letztendlich sind Falschfahrer*innen, bezogen auf die Häufigkeit der gesamten Verkehrsbewegungen je Tag, als ein verschwindend kleiner Teil zu sehen. Und zudem wurde durch präventive Maßnahmen das Risiko selbst einmal als falsch fahrender Verkehrsteilnehmer angesehen zu werden, ständig verringert. Ein marginales Problem?

Während sich der MDR - Beitrag mit der angeblich sprachlichen Inkorrektheit der Begriffes auseinandersetzte, sinnierte ich bei einem Pott heißem Kaffee aus unserem Automaten, wie es denn sein würde, wenn ich vielleicht in 30 bis 50 Jahren noch auf dieser Erde existieren würde. Dann könnte ein bewusst oder unbewusst in falscher Fahrtrichtung geführtes Fahrzeug vielleicht keine Gefahrensitationen mehr herauf beschwören, weil es möglicherweise durch elektronische Vorrichtung daran gehindert wird. Es wäre auch denkbar, dass ein Auffahren entgegen der vorgeschriebene Fahrtrichtung durch elektronische Schranken nicht möglich wird, weil das Fahrzeug in irgendeiner Weise daran gehindert wird ( sofortige Motorabschaltung etc ).

Nun, wie dem auch sei. In meiner mehr als 49jährigen Fahrpraxis ist mir ein sich in falscher Richtungen bewegendes Fahrzeug noch nie vorgekommen. Wohl aber in meiner beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwalt.  

An einem Tag in den Millenniumsjahr war ich in einem Copy - Shop in Delmenhorst damit beschäftigt, meinen Aktenstapel zu kopieren, weil mein Kanzleigerät mal wieder " den Geist aufgegeben " hatte. Beim Abrechnen bediente mich eine Mitarbeiterin, die ich dort bereits früher gesehen hatte. Während die den Zähler des Geräts ablas und das Ergebnis auf meine Kundenkarte eintrug, sah ich auf ihre rechte Hand. Diese durchzog eine mindestens 10cm lange, beinahe fadendünne Narbe, die ernst beim genaueren Hinsehen erkennbar war. Auf meine neugierige Frage, was die Ursache dafür gewesen sei, antwortet sie mir etwas schroff, dass dieses von einem Verkehrsunfall mit einem Falschfahrer herrühre. Dieser sei damals in der Nacht auf der Autobahn A1 ihr entgegen gekommen und habe ihr Auto zu Schrott gefahren. Es sei ein " alter Knacker " gewesen, der die Falschfahrt nicht einmal bemerkt habe.

Nachdem der MDR - Bericht beendet war, erinnerte ich mich an diese Begegnung. Die jüngere Mitarbeiterin tat mir irgendwie leid. Sie muss nach dem Unfall über lange Zeit wohl auch psychische Problem gehabt haben. Vielleicht hat sie auch eine Verkehrsmeldung nicht gehört, dass ein Falschfahrer gemeldet wurde. Wie auch immer, ob es nun Falschfahrer oder Falschfahrerin heißen muss ist dann völlig schnuppe. Wie wäre es geschlechtsneutral? " Auf der A 1 kommt ihnen ein falsch fahrendes Fahrzeug entgegen......."       



DANDELION  -  Sometimes  -  1979:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!