" Schleich Di! "




Die Bewohner unseres Nachbarlandes, des schönen Österreich, des Bundeslandes mit den vielen Bergen, Seen und Wäldern, zählten gemein hin immer schon zu den besseren Deutschen. Ab und zu fallen die Österreicher aber irgendwie aus der Reihe, dann nämlich, wenn in ihrem Akzent beladenden Deutsch, ihrem Unmut freien Lauf geben. Was für den Außenstehenden dabei an phonetischen Wirrwarr zu hören ist, kann er nur mühsam - ein klarer Norddeutscher mit feinem Hochdeutsch groß Gewordener eher kaum - verstehen.

Die Vielzahl kehliger Laute, zudem in einem emotional hoch geladenen Redeschwall heraus geben, führt nicht selten dazu, dass der Fremde, der nicht Sprachkundige, eigentlich nur Bahnhof versteht. Oft ist ist es tatsächlich besser, das jener Singsang aus gurgelnden Lauten nicht verstanden wird, denn hinter so manchen Redeschwall kann sich eine üble Schimpftirade, ein beleidigendes Stakkato oder eine wüste Aneinanderreihung von Verwünschungen stecken.

Vor einigen Jahren, als wir in schöner Regelmäßigkeit den Weg von Dresden nach Istrien fanden, um dort ein wenig am offenen Meer und mit viel Frühjahrssonne am Tag auszuspannen. haben wir manches Mal im Ferienhaus der Kindern in der Steiermark Zwischenstation gemacht, denn die Anreise war eben über 1.000 Kilometer lang und nur bei einer Abfahrt in den frühen Morgenstunden, dann ohne die lästige Fortsetzung bei Dunkelheit, zu schaffen.

Österreich hat ja als Transitland die Finanzierung seiner Autobahnen eleganter und unkomplizierter gelöst, als es unser CSU - Garde in der Bundesregierung vergeblich versuchte. Mit der Autobahnmaut und den vielen Teilstrecken, die zudem Maut pflichtig sind, werden die Lasten der Instandhaltung und die Belastungen des Autoverkehrs auf jeden Einzelnen über gekübelt. Das erscheint gerechter als unser kombiniertes Besteuerungssystem zu sein. Immerhin nimmt die Alpenrepublik dadurch einige Milliarden Euro pro Jahr ein.

Dieses Maut - System hat aber auch so seine Tücken. Dann kann es für einen Reisenden schon mal unangenehm werden. So sollte dieser vor der Durchfahrt immer daran denken, dass er ausreichend Münzgeld einsteckt, um die Maut - Automaten damit füttern zu können. 

Just in einer solchen Bredouille befanden wir uns bei der Ausfahrt von der Maut pflichtigen Autobahn 10 von Salzburg in Richtung Villach. Der Automat, der sich linksseitig neben der Maut - Station befindet, weigerte sich partout den Zehn - Euroschein anzunehmen. Ich steckte diesen mehrere Male in seinen Schacht, doch er spuckte diesen postwendend wieder aus. Nach gut einem halben Dutzend versuchen gab ich auf. Ich schnallte mich ab, stieg aus dem PKW aus, griff in die Gesäßtasche und fingert meine Geldbörse heraus. Ich fütterte den Verweigerer mit den dort vorhandenen Münzen und versuchte mühsam jenen Euro - Betrag zusamen zu suchen, den der Automat immer noch anzeigte. Das Portemonnaie war fast leer. Bis auf jene Cent - Münzen, die das Monstrum an der Straße nicht annimmt, weil jenes " Klimpergeld " alsbald die im Inneren vorhandene Kassette überlaufen lassen könnte. Es reichte immer noch nicht. Der Automat weigerte sich, die Schranke zu öffnen. Ich bemühte meine bessere Hälfte und fragte nach weiteren Euro - und Eurocent - Münzen. Sie überließ mir ihr restliches  " Klimpergeld ".

Ich fütterte den Maut - Automaten weiter. Inzwischen hatte sich ein weiterer PKW im gebührenden Abstand hinter uns gesetzt. Der Fahrer hantierte einige Male mit der " Lichthupe ". Ich sah dieses nur aus den Augenwinkeln, während ich den " Metall - Kontrolleur " mit weiteren Münzen bestückte, damit dieser endlich die Schranke öffnet. Der ungeduldige Fahrer aus Österreich nervte mich weiter mit seinen aufleuchtenden Scheinwerfern. Mir platzte der Kargen: " Hasst Du keine Zeit? ", rief ich ihm herüber. Er brabbelte eine Antwort im tiefsten österreichischen Slang. Ich verstand nur Bahnhof und drehte mich wieder zu dem " Blech - Affen ". " Blödmann! Depp! ", entfuhr es mir dabei. Das konnte der Österreicher nicht hören.

Endlich gab der Maut - Kassierer den Weg frei und ließ seine Schranke nach oben steigen. Ich fuhr fluchtend los. " Scheiß Maut - Blödes Österreich, diese Abzocker! " kam es mir beim Anfahren über die Lippen. Der Einheimische hinter uns war natürlich schneller. Er stand nur einige Sekunden vor der Schranke, weil er den Automaten mit einer Karte befriedigte. Er fuhr im sicheren Abstand hinter uns her, weil er gesehen hatte, dass ich stink sauer auf ihn war. Dann bog er auf der Bundesstraße ab und verschwand mit seinem PKW in der Dunkelheit. Nach einer weiteren Stunde Fahrt kamen wir endlich am Blockhaus der Kindern an.

Diese Begebenheit fiel mir ein, als ich einen Zeitungsartikel über einen Disput zwischen einer Frau und einem Busfahrer las, die sich in St. Pölten zutrug: 

https://www.heute.at/s/busfahrer-zu-kundin-halt-de-goschn-und-schleich-di-100139600

Wir versuchten die Worte des sicherlich nicht ganz so freundlichen Busfahrers nachzusprechen:

" Hoald Dei Gosch´n und schleich Di!" Vielleicht auch: " Halt de Goschn und schleich Di? "

Egal: Beide Varianten sind gegenüber einem Fahrgast, der ja schließlich den Buslenker durch den entrichteten Fahrpreis mit bezahlt, eine Unverschämtheit.


SILOAH  -  Road To Laramy  -  1970:





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!