Lee, Levi´s, Wrangler statt Boxer, Shanty, Wisent?


Als die untergegangene Deutsche Demokratische Republik, die DDR, sich noch immer nicht von dem Klassenfeind im Westen, vornehmlich der BRD, abgegrenzt hatte, hielt der einstige Vorsitzende des Staatsrates der DDR, der Genosse Walter Ernst Paul Ulbricht anlässlich des 11. Plenums des ZK der SED, das von 16. bis 18. Dezember abgehalten wurde und als " Kahlschlag - Plenum " in die DDR - Historie einging, folgendes fest:

 " Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nu kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des Je-Je-Je, und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen." 



https://www.mdr.de/zeitreise/stoebern/damals/renft220_page-3_zc-c0952f36.html

Die Machthaber in der DDR propagierten hierzu den " sauberen Staat ", der sich nunmehr aktiv gegen zu starke, als  Ausdruck westlicher Dekadenz, beschriebene Einflüsse, zur Wehr setzte und alsdann mittels repressiver Maßnahmen, eine fort laufende Zensur von Wort und Bild forcierte. Dazu gehörte auch, die in den westlichen Staaten aufkommenden Modetrends aktiv zu unterbinden.

Nun, der in Westdeutschland als " Spitzbart " verhöhnte SEDler Walter Ulbricht hielt jenen Kurs bis zu seiner Entmachtung 1971 durch. Sein Nachfolger Erich Honecker nahm mit seiner Politik schon bald einen moderaten Kurs ein, wenngleich die staatliche Zensur nach wie vor auf sämtliche kulturellen Bereiche ausgeübt wurde. Dennoch erkannte der 1. Mann in der DDR zum Teil die Zeichen der Zeit und die damit verbundenen, wenn auch sehr kleinen Zugeständnisse, an die DDR - Jugend.

Die favorisierte nämlich alle Male jene aus dem Westen stammenden Modeartikel, zu denen auch Jenas oder, wie sie nicht nur im DDR - Sprachgebrauch hießen, die Nietenhosen. Hiervon gelangten über so genannte " West - Lieferungen / Pakete " oder von " West - Verwandtschaft " in die DDR gebrachte Hosen der Marken Lee, Levi´s ( Lewis ) und Wrangler. Jene Marken waren bei der DDR - Jugend nicht nur beliebt, sondern äußerst begehrt, weil nur all zu oft, nicht zu erhalten ( aber auch nicht zu bezahlen ).

So versuchte die DDR - Führung jene ungebremste Nachfrage nach Nietenhosen durch Eigenproduktionen zu befriedigen. Diese, zumeist von eher dürftiger bis minderwertiger Qualität in volkseigenen Betrieben hergestellten Hosen trugen die Namen " Wisent ", " Shanty " oder " Boxer ". Sie stellten allerdings nur bedingt einen Ersatz für die begehrten West - Jenas bzw. Nietenhosen aus den USA dar.

So entschloss sich deshalb die DDR - Führung zum Ende der 1970er Jahre zu einer eher außergewöhnlichen Maßnahme. Aus dem Land des größten " Imperialisten ", des " Klassenfeindes " schlechthin, den Vereinigten Staaten von Amerika, sollte eine Tranche von 1 Millionen Nietenhosen zum Zwecke der heimischen Konsum - Befriedigung importiert werden.

https://www.mdr.de/zeitreise/ddr/jeans-in-der-ddr-100.html

Eine nahezu hilflose Maßnahme, denn die ungezügelte Nachfrage für jene Bekleidungsstücke, deren Ruf durch indoktrinatives Propaganda - Vokabular bei vielen DDR - Bürgern ( vornehmliche bei der Jugend ) keineswegs ins Negative verkehrt werden konnte, blieb bestehen. Was einst - ab Mitte bis Ende der 1960er Jahre - als Ausdruck einer besonderen Lebenseinstellung, die sowohl im kapitalistischen Westen als auch in der DDR mit " Gammelei ", " Aufsässigkeit " und " staats - oder gesellschaftlicher Ablehnung " diffamiert worden war, setzte seinen Siegeszug ungehindert fort. Die Jenas galt alsbald als akzeptiertes Bekleidungsstück in Ost - und Westdeutschland ( und nicht nur dort ). 

Die zirka 1 Millionen von der Staatsführung der DDR aus dem imperialistischen vereinigten Staaten georderten Blue - Jenas indes verschwanden in den " Extra " - Geschäften der Deutschen demokratischen Republik. Dorthin, wo nur gegen Devisen ( harte und geliebte Deutsche Mark also ) von auserlesenen und auserwählten DDR - Bürgern eingekauft werden konnte. Dort lagen sie neben Nylonstrümpfen der West - Hersteller " Triumph ", " Unterhosen der Marke " Schiesser " oder Nickis von " TRIGEMA " akkurat eingeschlichtet und warteten auf Ost - Kundschaft. Für den DDR - " Normalo " war der Zugang zu der Konsum - Wunderwelt indes versperrt. Wer keine West - Penunzen hatte, bekam nüschst!

Als meine bessere Hälfte vorgestern von dieser Jeans - Aktion las, konnte sie es kaum glauben. Die DDR - Staatsführung gab den Imperialisten zum Zwecke der Befriedung des schnöden Konsums die Patschepfote und ließ offiziell dazu verlauten, dass jene Transaktion schließlich die Arbeitsplätze in den USA sicherten. Boah, ey, dieses Verhalten könnte auch aus der Lügen - und Kriegsrhetorik des größten aller Bayern, des Übervaters FJS stammen. Jener hoch verehrte Herr Ministerpräsident pöbelte gegen " Linke " und den Sozialismus, gab aber im gleichen Atemzug der DDR - Staatsführung einen Kredit über 1 Milliarde DM aus der bayrischen Staatsschatulle.

Wohlan, lassen wir ihn aber in Frieden ruhen, den Unterstützer des DDR - Sozialismus, zu dessen Widersprüchlichkeiten auch der Kauf von 1.000.000 Nietenhosen aus den USA zählt. Aus Angst vor der eigenen Bevölkerung?   






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