Stuben - und Revierreinigen





Vorletzter Tag und letzte Nacht in Oberschleißheim. Es regnet seit zirka 13.00 Uhr. Der Sommer 2021 ist endlich wieder zurück gekehrt. Warum sollte er denn auch noch länger Pause machen? Die Außentemperaturen sind von mehr als 30 ° C auf unter 20 ° C abgesackt. Ideales Wetter also, um im zu betreuenden Heim klar Schiff zu machen.

Davor allerdings war es nahezu trocken. Es hatte zwar am frühen Montagmorgen gleich zwei Gewitter gegeben, doch die Regenmenge blieb dabei eher bescheiden. Deshalb entschlossen wir uns, den Vorgarten von jenem Bewuchs zu befreien, dass landläufig als Unkraut bekannt ist. Und davon gab es mehr als genug; nämlich zwei Laubsäcke voll. Nun, die unerwünschten Vorgartenbesucher waren nahezu identisch. Neben den Disteln, rupften wir Franzosenkraut, Quecke, Giersch oder auch Vogelmiere aus dem Boden. Der dort aufgelegte Rindenmulch war längst zersetzt, so dass diese Wildpflanzen ungezügelt in die Höhe schießen konnten.

Nach zirka 1, 5 Stunden war die Aktion beendet. Es sah jetzt wieder einigermaßen gepflegt aus. Meine bessere Hälfte meldete sodann in Richtung Schweden Arbeitsvollzug. 

Zirka zwei Stunden später legte ich dann im Haus so richtig los. Es wurde gesaugt, gefeudelt und gewienert, was die Utensilien her gaben. Mindestens vier Eimer Schmutzwasser fanden ihren Weg ins Toilettenbecken. Weitere fünf Mal musste ich den Handstaubsauger von " Dyson " mit Hundehaaren, Krümeln und Staub leeren.

Während ich mich so richtig austoben konnte, erinnerte ich mich wieder an meine " Barras " - Zeit, die am 1. April 1972 in Munster / Lager an der Örtze begann und am 20. 12. 1973 dort endete. Dazwischen lagen auch jene Monate der so genannten Grundausbildung. Und dort endete nahezu jeder Freitag ab 13.00 Uhr mit dem Stuben - und Revierreinigen. 


Dieses setzte sich ab dem Juni 1972 bei der Stammkompanie III in der Panzertruppenschule fort. Dort stand jeden Freitag ab 13.00 Uhr Stuben - und Revierreinigen auf dem Dienstplan. Und dieses war mit jenen Utensilien zu erledigen, die sich gemeinhin Besen, Eimer, Schaufel, Feudel, Wasserschlauch oder ähnlichem einordnen lassen. Dieser Einsatz war - wenn der Kompaniefeldwebel - auch " Spieß " genannt, einigermaßen zufrieden war, gegen 15.00 Uhr erledigt. Dann hieß es erneut " Antreten ". Nach einigen salbungsvollen Worten entließ uns der " Spieß " oder dessen Stellvertreter in das Wochenende. Ab 15.30 Uhr begann auf den Zubringerstraßen und Autobahnen die viel gerühmte " NATO " - Rally.

Dann fuhren Zehntausende Wehrpflichtige " nach Hause " und belegten über Stunden die Autobahnen. Sie kamen mit ihren Chaisen vom hohen Norden oder tiefsten Süden ( Bayern ) und prügelten ihre Autos gen Westen oder in umgekehrten Richtungen. So manche hoch betagte Karre überlebte diesen Dauerstress nicht und blieb auf der Autobahn liegen.

Nun, also mehr als 49 Jahre danach erinnerte ich mich an jene Zeit, als ich in dem zu betreuenden Millionen - Objekt den " Dyson " - Handstaubsauger betätigte, den Feudel eifrig und schwitzend schwang und die dunkle Brühe im Klo verschwinden ließ. Die Hunde sind zwar lieb, dazu aber teuer und machen viel Dreck. Nein, wir werden uns keinen " Köter " anschaffen.

Nach zirka 1 1/2 Stunden war der Einsatz, also das Stuben reinigen erledigt. Es waren dazu weitere 1 1/2 Stunden Unkraut jäten im Vorgarten, macht nach Adam Ries 3 Stunden. Boah, wenn ich dann den kalkulatorischen Stundensatz eines Rechtsanwalts mit 200 Euro heranziehe, war das richtig teuer!

Doch, es bleibt in der Familie und darf sich dann wohl Ferienarbeit im Sommer 2021 nenen? Oder, eher Stuben - und Revierreinigen?

  


SIDDHARTA  -  Looking In The Past  -  Weltschmerz  -  1975:





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