" Uschi! Platz! "


 Es ist nun wieder acht Tage her, seit ich meine letzte Übernachtung im Haus des größeren Familienteils in Oberschleißheim verbracht hatte. Am Morgen jenes 17. August 2021 drehte ich mit den beiden Hunden meine vorerst letzte Runde, die uns an jenen Stellen und Plätzen vorbei führte, die ich mittlerweile aus dem Stegreif aufzählen könnte. Zwar vermisse ich die regelmäßigen Rundgänge mit den beiden Hunden nicht unbedingt, doch so einige Erlebnisse, sind dennoch haften geblieben.

Von ganz besonders hohen Unterhaltungswert waren jene Monologe, die der neben dem Grundstück wohnende Nachbar produzierte, wenn er mit seinem eigenen Hund in den berühmten Clinch lag, weil dieser - besser: diese - nicht so wollte, wie er.

Die Hundedame erhielt den typisch deutschen und / oder westdeutschen Vornamen " Ursula ". Der landläufig als " Uschi " abgekürzt wird. " Uschi " ist eine Mops - Hündin. Per se damit ein eher hässliche Kreatur, die aufgrund der menschlichen Manipulationsorgien als Qualzüchtung eingeordnet werden muss. " Uschi " dürfte so um ein Jahr alt sein und deshalb in einem schwierigen Alter sein, denn die Kindheit bis zur Geschlechtsreife verläuft bei Hunden rasant ab. Da " Uschi " sich jetzt von den Entwicklungsstufen her betrachtet, in der pubertierenden Phase befindet, dürfte sich das Zusammenleben mit der Mops - Hündin als problematisch zu bezeichnen sein.

" Uschi " macht, was sie will und nicht das, was Herrchen oder vielleicht noch Frauchen befehlen. Die Erziehung eines Hundes - ganz egal, ob klein, mittel oder groß - ist ein Kapitel für sich. Sie erfordert vom Halter nicht nur viel Geduld, ein gewisses Quantum an Einfühlungsvermögen, sondern vor allem auch Vorkenntnisse. Will heißen: Nicht jeder Hansel, der sich einen Hund zulegt, kann diesen auch erziehen und halten.

Der Nachbar aus Oberschleißheim kann dieses nicht. Er ist so in etwa in unserem Alter; also, zirka Mitte bis leicht über 60 Jahre alt. Der trägt seine Haare lang, die er zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hat. Er mäht grundsätzlich mit einem antiquierten 2 - Takt - Benzin - Rasenmäher seine nicht minder große Rasenfläche; dieses eher zu Unzeiten. Er spricht tiefsten oberbayerischen Dialekt und war uns noch vor mehr als 2 Jahren eher unsympathisch, denn er meckerte und pupte ständig herum, wenn der Labradoodle - Rüde " Frodo " einen Laut von sich gab.

Einst lebte seine hoch betagte Mutter noch in dem Bungalow. Sie war Witwe, damit zunächst Eigentümerin des Millionen - Objekts und hatte dort eindeutig das Kommando. Was se sagte, musste gemacht werden. Weshalb sich der eigene Sohn eben weder einen Hund zulegen durfte, noch erhielt er die Erlaubnis, auf der großzügig angelegten Rasenfläche ein Schwimmbecken erbauen zu dürfen. Mama hielt das Zepter mit strenger Hand solange hoch, bis sie - endlich - im Alter von über 90 Jahren das Zeitliche segnete.

Jetzt lebte ihr Sohn und dessen Ehefrau so richtig auf. Ein Pool wurde gebaut, ein Mops - Hund angeschafft und auch sonst herrschte urplötzlich helle Lebensfreude auf dem Nachbargrundstück. Jetzt tobt dort " Uschi " herum, die Mops - Hündin und hält den Sohn auf Trab. " Uschi " soll aber gerade deswegen erzogen werden. Der " Uschi " müssen Manieren beigebracht werden, damit sie pariert, so, wie wir Kinder es in den 1950er bis 1970er Jahren von unseren Eltern abverlangt bekamen. Das Parieren des Hundes ist die Grundvoraussetzung eines stressfreien, konfliktlosen, Zusammenlebens, weil Kinder von einst und der Mops " Uschi " von heute sich gefälligst dem Willen des Herren unterzuordnen haben.

" Uschi " verhielt sich aber in jenen mehr als 2 Wochen, an denen wir das Haus der Kinder hüteten, hörbar unbotmäßig. " Uschi " parierte nicht und hatte nur " dumm´Tüch " im Sinne. 

Da saß ich an einem dieser Nachmittage ruhig, entspannt und völlig arglos auf der Bank am Schwimmteich und las in meinem " SPIEGEL " als ein Urschrei in einer Lautstärke, die die eines startenden Flugzeuges auf dem zirka 30 Kilometer entfernt liegenden " Franz - Josef - Strauß " - Flugplatz entsprach. Der Brüller kam vom vor liegenden Nachbargrundstück, dort, wo " Uschi ", die Mops - Hündin seit mehreren Monaten lebt. Durch einige Lücken in der hässlichen und uralten Thuja - Hecker konnte ich den Grund für jenen Brüll - Akt erkennen. " Uschi " betätigte sich als Gärtnerin. Sie hatte dazu ein Blumenbeet auserkoren, dass sie mit ihren kurzen, aber kräftigen Vorderpfoten malträtierte und zwar in einer Geschwindigkeit, die der eines ICE der neueren generation entsprach. " Uschi " kreierte bei ihren Umgrabemassnahme kleine Erdhaufen, die wie Maulwurfhügel ausssahen.

Der Nachbar war außer sich. Er holte sofort einen Spaten und schaufelte " Uschis " Erdhügel wieder zu. " Uschi " selbst war nicht mehr zu sehen. Die Hündin hatte sich wohl durch den Urschrei verängstigt von der Wiese gemacht. 

Stunden später jedoch hörten wir wieder das alt bekannte " Uschi! Platz! ". Der hässliche Mops war wieder gut´Freund mit dem Nachbarn. Und dieses, obwohl die Mops - Hündin sich einen Kehricht um die ständigen " Platz " - Befehle kümmerte, denn sie lief unbeeindruckt kreuz und quer über den Rasen. Möglicherweise hatte " Uschi " längst begriffen, dass das Herrchen von Hundeerziehung keinen blassen Schimmer hat und den Unterschied zwischen " Platz! " oder " Sitz! " nicht kennt.

Dann aber auch lieber " Uschi! Platz! " 


MOONGAZER  -  Neptun´s Garden  - Exit Babylon  -  2020:

  


  

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