Einen " Pelikano junior " wieder gefunden!


Beim Ausräumen der noch vorhandenen Restbestände an Büromaterial, das ich nun seit mehreren Jahrzehnten und darin vorgenommenen Umzügen in diversen Kisten mit geschleppt hatte, entdeckte ich einen Füllfederhalter - kurz auch: Füller genannt. Er sah noch gut erhalten aus. Allerdings nur deshalb, weil er nicht mir, sondern vor mehr als 2 Dekaden für meine Tochter gekauft worden war.

Der Füller ist ein " Pelikan "; ein " Pelikano junior ". Er hat einen roten Tank aus Plaste, eine silber farbige Metallschreibfeder und einen weißen Schutzkappe. 

Ich fand ihn zusammen mit anderen Schreibutensilien in einem Holzkasten. Irgendwann im Laufe der vielen Jahre hatte ich ihn dort abgelegt und dann vergessen. Beim weiteren Suchen entdeckte ich dann auch noch Tintenpatronen in einem Glasbehälter. Diesen muss ich wohl zu jener Zeit, also zum Ende der 1990er Jahre in Bremen gekauft haben.


Nun versuchte ich den Füller wieder flott zu machen. Nachdem ich die erste Tintenpatrone dort hinein gedrückt hatte, tat sich zunächst gar nichts. Die Feder gab keine blaue Schreibtinte frei; der " Pelikano " streikte, Doch aus der Erinnerung wusste ich, dass wenn die bereits eingedrückte Tintenpatrone wieder herausgenommen wird und die Feder des Füller in diese Patrone geführt wird, dieses Problem gelöst werden kann.

Tatsächlich, es funktionierte. Der " Pelikan " schrieb wieder, wenn zunächst auch nur mit kleineren Aussetzern und Lücken innerhalb der Buchstaben. Das änderte sich aber bald.


Ich schrieb meinen Namen auf eine Seite in meinem Schreibblock, den ich ständig neben der Computertastatur liegen habe. Der " Pelikan " schrieb mit Tinte meinen Namen, so, wie ich es wollte. Und dieses nach mehr als 20 Jahren. Ich möchte zwar nicht sagen, dass dieses deutsche Wertarbeit sei, aber es liegt nahe an jenem Begriff, der irgendwann in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und später in der so genannten Wirtschaftswunder - Ära darunter zu verstehen war.

Dieser Begriff galt auch noch in jener Zeit, in der ich ab 1960 die Schulbank drücken musste. Als die Unterrichtsfächer noch Heimatkunde, Religion sowie Rechnen hießen, Als im Deutschunterricht das ABC in der eher unbeliebten Schönschrift erlernt und dabei die Schreibschrift eingebimst wurde. Hier kam dann ab dem 2. Schuljahr der Füllfederhalter zum Einsatz. Jenes Utensil, dass mich dann bis in die Berufsschulzeit ab 1969 ständig begleitete, ehe es von dem Kugelschreiber, dem " Kuli " abgelöst worden ist. Der Kugelschreiber blieb mir bis heute erhalten; den Füller habe ich gar nicht mehr genutzt.

In der Schulzeit aber war er ein Gebrauchsgegenstand, so, wie das Linear, der Zirkel, das Geometrische Dreieck, der Bleistift, das Radiergummi, der Tuschkasten, die Buntstifte und der Ranzen sowie die Federmappe, aber auch die vielen Schreibhefte, die Malblöcke und die Schulbücher. Dieses alles mussten unsere Eltern für uns drei Kinder nacheinander kaufen. Das Zeug war im Verhältnis zu den Verdiensten der Eltern nicht gerade billig. Deshalb wurden wir nicht nur von der Schule angehalten, mit den Schulmaterialien sorgsam, eher vorsichtig und sparsam umzugehen. 

Das galt auch für den Füller, der einst von nur wenigen Herstellern angeboten wurde. Neben " Pelikan ", gab es noch " Staedtler " und " Geha ". Produzenten, wie " Faber Castell " , " Lamy ", Montblanc " oder gar " Waterman " und " Parker " waren eher unbekannt. " Faber Castell " konnte mehr als Hersteller von Bleistiften, Buntstiften sowie Tuschkästen in Verbindung gebracht werden. In der DDR waren es Marken, wie " Markant ", " Garant " oder auch " Heiko ", die von den Schülern genutzt wurden. Sie wurden ähnlich solide und praktikabel hergestellt, wie die BRD - Marken " Geha ", " Staedtler " oder der allseits beliebte " Pelikan ".

Aber auch die Füller von Pelikan " etc. hatten trotz ihrer soliden Bauweise so manche Tücken. Wer einen Kolbenfüllfederhalter besaß, musste aufpassen, dass die Plastekappe immer richtig fest zugedreht war, sonst lief die Tinte aus und " versaute " die Schulmappe, die Hefte und im Extremfall gar die Bücher. Und dann halfen nicht einmal die aus durchsichtigem Plastik bestehenden Schutzhüllen. Die Tinte lief im schlimmsten Fall auch dort hinein. Sie verteilte sich auch im Inneren des Ranzen, des Tornisters und hinterließ dort deutlich sichtbare blaue Flecken oder verwischte Spuren. 

Damit mussten wir dann auch weiter zur Schule gehen. Einen neuen Schulranzen gab es mal eben so nicht. Dafür hatten die Eltern kein Geld. Das Zauberwort, das uns immer weiter eingebimst wurde, hieß deshalb, die Schulsachen " schonen ". 

Tja, es war halt eine völlig andere Zeit. In der ein Füller glatt um die 7 bis zu 10 DM kostete. Wer seine Füllerfeder beim zu festen Aufdrücken verbogen oder gar eingerissen hatte, konnte für zirka 1,50 DM eine neu kaufen. Auch die zum Füller dazu gehörenden Tintenpatronen waren im 10er - Pack noch erschwinglich. Und das galt auch noch zu jener Zeit, in der ich den " Pelikano junior " für meine Tochter gekauft hatte. Warum sie diesen in meinen Büromaterialien zurück gelassen hatte, kann ich nur vermuten: Sie wollte einst einen anderen, einen " cooleren " Füller haben; so einen, wie sie ihn in ihrer Klasse mehrheitlich besaßen. 

Nun liegt er aber wieder auf meinem Schreibtisch, der " Pelikano junior " in rot. Und, es gibt ihn immer noch. Zwar zu Preisen, die eine Spanne von 9 bis 14 Euro aufzeigen, aber er gilt immer noch als Einstiegsmodell für Schreibanfänger. Jetzt wurde mir auch klar, warum meine Tochter den " Pelikan junior " ab der Orientierungsstufe nicht mehr nutzen wollte.

 


SHOCKING BLUE  -  Inkpot  -  1972:


  




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