Ver(w)irrt?
Die Haus - Hund - Enkelbetreuung feiert nun heute, am Mittwoch, den 2. März 2022, ihre Halbzeit. Den Eltern scheint es auf den Malediven, jener Inselkette, die zirka 7.860 Kilometer entfernt liegenden Inselkette im Indischen Ozean, gut zu gehen. Bei Lufttemperaturen von 29 Grad und einem Badewannenwasser mit knapp 26 Grad Celsius, lassen sie sich es gut gehen. Der Flug ( netto ) beträgt mehr als 9 1/2 Stunden. Hinzu kommt eine Wartezeit von 4 Stunden auf dem Frankfurter Airport, denn nur von dort starten Maschinen in Richtung des " Insel - Paradises " mit seinen angeblichen " Traumstränden " und dem noch sauberen Meer.
Nun, die Eltern hatten es sich verdient. Die " Corona " - Jahre waren und sind anstrengend. Die Gesamtfamilie ( drei Kinder, zwei große Hunde ) fordern täglich ihren Preis. Dieses nicht nur in materieller Hinsicht.
So planten wir als Großeltern bereits Wochen vorher, wie die Zeit der Haus - Hunde - Enkelbetreuung ablaufen könnte. Dass zwischen Planung und Realität denn ein weiter Unterschied besteht und so manche Unwägbarkeit mittel improvisierenden Handlungen ausgeräumt werden muss, zählt hierbei auch dazu.
Die Zeit rennt und mit ihr verändern sich auch Verhalten und Bedürfnisse des Nachwuchses. So wunderte es denn mich nicht sonderlich, dass die beiden Teenager am Montag auf die nicht eingeplante Idee kamen, im Münchner " Olympia - Park " eine Shopping - Tour abhalten zu wollen. Vom derzeitigen Alter der beiden Grazien betrachtet, kein so abwegiger Wunsch, die " Corona " - Tristesse, den Schulalltag und die Ödnis der - wenn auch nur sehr kurzen - Ferien ein wenig aufzulockern.
Shopping macht ja Spaß, zumal der Taschengeldparagraf heutzutage nicht mehr die gravierende Rolle spielt; vor allem aber, wenn das durchaus üppige Taschengeld von 100 Euronen je Monat dieses zulässt. So fuhr ich denn die beiden Enkel gegen 1.30 Uhr über das Örtchen Feldmoching in die bayrische Landeshauptstadt. In Richtung der Stelle, des Stadions, an dem mein ruhmreicher SV Werder Bremen vor zirka 18 Jahren seine letzte Meisterschaft klar machen konnte und die großmäuligen Akteure des FC Bayern mit 3:1 aus dem damaligen Stadion jagte. Je näher ich dem Ziel kam, desto schneller pochte mein grün - weißes Herz.
" Faschisten - Stadion " nannte ich das Münchner Olympiastadion. " Faschisten " deshalb, weil ich die Bazis, deren pechschwarze CSU und all die vielen Anhänger mit dem einstigen Gröfaz Strauß verglich, der wegen seiner innigen Abneigung gegen alle " Linken " für mich der personifizierte Faschist war.
Tja, das ist sehr lange her. Der große FJS verstarb vor mehr als 33 Jahren. Die Welt wurde auch in Bayern eine andere. Beim FC Bayern spielen mehr denn je kaum noch Einheimische und dieses seit 17 Jahren in der Allianz - Arena. Über die Grün - Weißen möchte ich mich - trotz des ersten Tabellenplatzes in der Zweiten - nicht mehr ausgiebig äußern. Deshalb verschwieg ich meine Gedanken an jenes Ereignisse von vor fast 18 Jahren geflissentlich.
Wo jene Einkaufstempel sich am Olympiapark genau befinden, ist mir erst später klar geworden. Ich war zuvor nie an jenem Gelände, das seit dem Umzug des FC Bayern München als Einkaufspark umgestaltet wurde.
Ich ließ die beiden Enkel irgendwo in der Nähe eines der Parkplätze aus dem PKW und klärte ab, auf welchem Wege sie denn die Rückfahrt antreten möchten. Wichtiger aber war, es sollte noch vor dem Einbruch der Dunkelheit, so gegen 18.30 Uhr sein. Die Beiden gedachten mit U - Bahn und S - Bahn zurückzukehren. Ich wünschte ihnen noch viel Spaß, programmierte das Navi auf " Heimweg " und brauste mit dem Strom der Autos davon. Wird schon schief gehen!
Der Tag neigte sich dem Ende. Die Dunkelheit erhielt langsam die Oberhand. Wir wollten gegen 18.30 Uhr das Abendessen angehen. Von den beiden Shopperinnen war indes noch nichts zu sehen. Meine bessere Hälfte wurde langsam unruhig. Schließlich wurde uns als Erwachsene die Betreuung und somit auch die Aufsicht übertragen.
Schließlich sendete meine bessere Hälfte eine Whatsapp - Nachricht für die älteste Enkeltochter, die binnen weniger Sekunden beantwortet wurde. Ja, sie seien auf der U - Bahnstation am Olympia - Park und ja, sie hatten sich auch für die richtige Richtung an dem Bahnsteig gestellt. Doch es fuhr seit mehr als 20 Minuten eben kein Zug. Jetzt wurde es hektisch. Was tun? Noch wenigen Minuten stand die Entscheidung fest. Ich sollte die beiden jungen Damen abholen. Nur wo?
Nach längerem virtuellen Gedankenaustausch stand fest, s sollte eine Straßenkreuzung am Parkgelände sein. Nun war nur noch das Ziel in das Navi einzugeben. Nach einigen Schwierigkeiten hatte der Computer mein Wunsch aufgenommen, verarbeitet, womit ich los fahren konnte. Die Route war mit knapp 16 Minuten angeben. Mittlerweile hatte sich die Dunkelheit über die Großstadt gelegt. Ohne den Kollegen Computer wäre ich schon allein deshalb hilflos gewesen. Ich hätte mich garantiert verirrt, obwohl die Route nicht so kompliziert gewählt war.
Doch Großstadt ist nicht Kleinstadt und zudem war Tageslicht etwas anderes als jene künstliche Beleuchtung, die eine Metropole zu bieten hat.
Das Handy meiner besseren Hälfte rumorte im Halbminutentakt. Die Enkeltochter wollte wissen, wo ich bin. Dann hatte ich die eingegeben Straße erreicht. Auch der zuvor mehrfach benannte Taxistand war jetzt erkennbar. Ich stellte mich auf einen Standstreifen, drückte die Warnblinkanlage und nahm das Handy in die Hand. " Ich bin jetzt gegenüber dem Taxistand. ", erklärte ich der Enkeltochter. Dort, wo auch " Saturn " ist. Aha, das konnte sie verarbeiten. Ich wartete noch eine kurze Zeit, dann erschienen die beiden verwirrt Verirrten.
Alles gut - ab, nach Hause!
Einen Tag danach klärte sich die Situation an der U - Bahnstation auf. Hier gibt es zwei Etage. Die obere führt das Gleis aus der Stadt. Die beiden jungen Damen standen aber eben unten.
In solchen Fällen gibt es ja immer noch Großeltern.
BLIND FAITH - Can´t Find My Way Home - 1969:
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