Ein VW Golf 7, Baujahr 2017, 38.000 Km Laufleistung für 16.500 Euro?


Die Benzinpreise steigen zwar nicht mehr, aber sie verharren auf einem sehr hohem Niveau. Das ist gut für die Ölkonzerne, die Ölförderländer und den Fiskus; schlecht für das Konto des gemeinen Autofahrers. Diese Entwicklung war nicht unbedingt voraussehbar, doch durchaus die logische Konsequenz im Verhalten der Industrienationen, die es seit der Expertise des " Club Of Rome " eben nicht fertig gebracht haben, die Ressourcen der Erden so zu verteilen, dass auch für die künftigen Generationen noch ausreichende Kapazitäten verbleiben. Da kann der Provokateur in Gestalt des " SPIEGEL " - Mitarbeiters Alexander Neubacher in seiner Kolumne ( SPIEGEL 9 / 2022 - https://www.spiegel.de/wirtschaft/grenzen-des-wachstums-das-schauermaerchen-von-der-geklauten-zukunft-a-9bc9f224-cc41-474d-86bd-eebfcc8f27d6 ) herum schwurbeln, wie es ihm beliebt und dabei behaupten, der " Club Of Rome " habe sich vor mehr als fünf Dekaden mit seinen pessimistischen Prognosen vollkommen geirrt.

Während die Spritpreise durch das Autodach schießen, wird so mancher Auto - Fetischist, der in seinen Gedanken und dem darauf basierenden Fahrverhalten immer noch in den späten 60er Jahren verblieben ist, dann doch überlegen, sein heiß geliebtes Gefährt eben weniger zu bewegen oder - das dürfte die besonders drastische Antwort auf die Benzinpreisexplosion an den Tankstellen sein - die Karre zum Verkauf anzubieten. Schließlich dürften die technischen Möglichkeiten in Bezug auf das Sprit sparen nolens volens ausgereizt sein.

Tja, da traf ich doch gestern unseren Nachbarn auf der Straße. Ich wollte den Vorgarten ein wenig sprenkeln; er kam von der Arbeit. Da lag ein kurzer small talk alle Male drin. Weil wir uns nicht nur über das werte Befinden erkundigten, sondern ich die konkrete Frage stellte, wie der Stand der Dinge bei dem Autoverkauf der Lebensgefährtin sei, kamen wir denn gleich auf die Spritpreisexplosion, den Fuhrpark in der gesamten Straße und auch das künftige Nutzen der durchaus noblen Karossen vor den Häusern zu sprechen.

Nein, mit dem Verkauf des Autos, einem Golf 7, Baujahr 2017, mit zirka 38.000 gefahrenen Kilometern und immerhin 85 Kw unter der Motorhaube, habe sich noch nichts ergeben. Frisch gewaschen, gewienert und ausgesaugt war er ja schon vorletzter Woche. Aber, seit diesem Zeitpunkt habe sich eben nix an Anfragen ergeben. Es herrschte Totenstille auf der Seite bei " Autoscout 24 ". 

Nun wollte ich doch mal wissen, was denn seine Lebensgefährtin für den VW Golf gerne in Euro haben möchte. Aja, also 16.500 Euro auf VB, versteht sich. Wenn es dann 16.000 oder auch nur 15.500 dafür gäbe, sei auch noch akzeptabel. 

Es werde schon werden, beruhigte ich ihn sodann. Wohl deshalb, weil ich das ungute Gefühl nicht los werden konnte, dass die Preisvorstellungen der guten Frau von gegenüber als vollkommen unrealistisch einzuordnen sind. Aber, ich wollte mich noch bei meiner besseren Hälfte vergewissern. Die fuhr in den frühen 1990er Jahren, so kurz nach der " Wende " über eine längere Zeit VW. Genauer ausgedrückt, eben VW Golf. 

Zunächst hatte sie einen gebrauchten Golf II auf sich angemeldet. Den zerkloppte ihr schon bald ein pennende Autofahrerin auf einem Kreuzungsbereich in Chemnitz. Dann war ein VW Golf der Serie " Rolling Stones Edition " auf sie zugelassen, Und just mit dieser Gurke hatte sie nichts als Ärger. Zunächst war es eine ausgenudelt Batterie, die sie in einem Chemnitzer Parkplatz stehend auf die berühmte Palme brachte. Der gerufene ADAC - Pannenhelfer musste sofort die Segel streichen, denn die Karren wollte trotz Überbrückungshilfe nicht mehr anspringen. Die Ersatzbatterie konnte zwar bei VW eingebaut werden, doch dann benötigten die Vertragswerkstattmitarbeiter aus der Datenbank im fernen Wolfsburg einen Freischaltcode. Und diese Leistung ließ sich der Konzern mit satten 80 DM vergüten.

Später wollte meine bessere Hälfte die Gurke wieder verkaufen. Obwohl der Golf nur 58.000 Kilometer auf dem Tacho aufzeigte und lediglich 5 Jahre alt war, ergab eine Überprüfung durch eine andere Werkstatt, dass die Bodenbleche vollkommen durchgegammelt waren. Ergo: Für die Dreckskarre gab es nur noch 5.000 DM und keinen Pfennig mehr. So musste sie denn in den sauren Apfel beißen und den Verlust von zirka 5.800 DM in jenen nur 5 Jahren schlucken.

Nie wieder VW, so hieß ihr Fazit nach jenen negativen Erfahrungen mit diesem Auto.

Flugs checkte nun meine bessere Hälfte die Angebote zu einem VW Golf 7 auf den einschlägigen Internetseiten und führte zu der Gurke der Nachbarin eine Preisermittlung durch. Die ergab: Für den Golf 7 der Nachbarin gibt es höchstens 11.800 Euro. Also, 4.700 Euro weniger als von ihr erhofft. Der Grund dafür ist klar: Die Kisten aus Wolfsburg sind völlig überteuert und verlieren als Gebrauchte pro Jahr, nach der Erstzulassung vom Listenpreis bis zu 25 % dieses, dann aber mindestens weitere 1.000 Euro.

Fazit: Wer VW Karren kauft ist selbst schuld.


TEN YEARS AFTER  -  Think About The Times  -  Watt  -  1970:





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