King Crimson´s " The Court Of The Crimson King " - Da werden Erinnerungen wach.

 Gestern war Montag, Montag, der 21. März 2022 - ein Blauer Montag! Aber nur für jene Menschen, die sich auf der Arbeit, in der Schule oder sonstwo mehr oder weniger produktiv betätigen müssen. Für mich als Rentner ist ein Montag wie jeder Wochentag. Das war aber nicht immer der Fall.

Auch vor 50 Jahren nicht. Damals hatte ich ab Mitte März meine Lehre zum Kaufmannsgehilfen abgeschlossen. In der Übergangszeit bis zum Antritt bei der Bundeswehr am 1. April 1972 arbeitete ich noch in dem Ausbildungsbetrieb. Und deshalb konnte ich mir einige LPs leisten, die schon längst auf meiner Wunschliste standen.

So auch das Album der englische Band " King Crimson ", dass bereits vor mehr als 2 Jahren erschien und " In the court of the Crimson King " heißt. Es wurde als progressive Rockmusik beworben und sticht noch heute durch das sehr eigenwillige Cover hervor.

Einst, also vor mehr als einem halben Jahrhundert, kosteten die Vinylscheiben ab 19 DM aufwärts. Für Doppelalbum mussten satte 29 DM hingelegt werden. Viel Geld, wenn ich bedenke, dass meine Ausbildungsvergütung im 3. Lehrjahr nur 240 DM betrug. 

Ich lebte vormals im elterlichen Haus und musste ab 1971 von der spärlichen Ausbildungsvergütung nichts mehr an diese abliefern. So konnte ich von Monat zu Monat für den nächsten Schwung LPs sparen, die ich in verschiedenen Plattenläden in Hannover, Bückeburg und Minden kaufen konnte.

Darunter war eben auch das Debütalbum von " King Crimson ". Jener Band, die a den Musikern:

- Robert Fripp  -  Gitarre, Mellotron

- Ian McDonald  -  Flöte, Saxophon, Tasteninstrumente, Vibraphon

- Greg Lake  - Bassgitarre, Gesang

- Michael Giles  -  Schlagzeug

- Peter Sinfield  -  Liedtexte, Produktion


bestand. 

Gehört hatte ich von den Musiker zuvor nahezu nichts. Einige Werbebroschüren,die manchmal in den Plattenläden erhältlich waren oder sich auch direkt in dem Plattencover befanden, hatten jene erste LP der Band abgedruckt. Diese erschien dann offiziell am 10. Oktober 1969 in den Verkaufsstellen. 

Im Radio war davon nichts zu hören; jedenfalls nicht in den westdeutschen Stationen. Es mag sein, dass die BBC oder auch der britische Soldatensender BFBS Titel aus dem Album von " King Crimson " spielten.

Diese waren für den Sender üblichen zwei bis vier Minuten Schismus, der in Westdeutschland dem Hörer um die Ohren gekloppt wurde, nahezu unabspielbar, denn die meisten Stücke hatte eine Länge von mindestens 6 Minuten.

 Zudem war bereits der erste Titel der A - Seite, der den reizvollen Namen " 21st Schizoid Man " trägt, für den Hausgebrauch nahezu unverdaulich. Was die Mannen um Robert Fripp hier eingespielt haben, dürfte eine Mischung aus Free - Jazz, Hard - Rock sowie elektronisch orientierter, experimenteller Musik sein. Das nahezu nervende Saxophon ( einspielt vom Master of Desaster himself ) durchzieht in längeren Passagen das Machwerk. Dessen Text denn auch provokant politisch angehaucht, nicht nur die damalige Kriegstreibereien westlicher Staaten ins Visier nahm ( gemeint war Vietnam ).  Die  hier aus dem Netz gezogene Originalaufnahme von der LP heißt exakt " 21st Century Schizoid Man incl. Mirrors : 




A-one, two, three, four
Two, two, three
Cat's foot, iron claw
Neurosurgeons scream for more
Paranoia's poison door
21st century schizoid man
Blood rack, barbed wire
Politicians funeral pyre
Innocents raped with napalm fire
21st century schizoid man
Death seed, blind man's greed
Poets starving, children bleed
Nothing he's got, he really needs
21st century schizoid man


Zwar sind im Innenteil des aufklappbaren Plattenvovers sämtliche Liedtexte abgedruckt, verstanden habe ich sie damals dennoch nicht. Und zu den viel abgespielten Songs auf der Vinylscheibe zählte dieser eh nie. Das Ding war selbst mir als Hardrocker zu wüst.

Dieses lässt sich von dem darauf folgenden Lied eben nicht sagen. " I Talk To The Wind " ist just das Gegenteil von dem " Schizoid Man ". Ein sanftes Flötenspiel - Intro, eine säuselnden Stimme des Bassisten Greg Lake ( er wurde später Akteur bei der " Supergroup " Emerson, Lake & Palmer ) und seichtes Begleitspiel der übrigen Musiker bringen noch heute so manch eingefleischten Rock - Anhänger zum Träumen: 




Said the straight man to the late man
"Where have you been?"
I've been here and I've been there
And I've been in between

I talk to the wind
My words are all carried away
I talk to the wind
The wind does not hear, the wind cannot hear

I'm on the outside looking inside
What do I see?
Much confusion, disillusion
All around me


I talk to the wind
My words are all carried away
I talk to the wind
The wind does not hear, the wind cannot hear

You don't possess me, don't impress me
Just upset my mind
Can't instruct me or conduct me
Just use up my time

I talk to the wind
My words are all carried away
I talk to the wind
The wind does not hear, the wind cannot hear
I talk to the wind
My words are all carried away
I talk to the wind
The wind does not hear, the wind cannot hear

Said the straight man to the late man
"Where have you been?"
I've been here and I've been there
And I've been in between


Während das Stück dahin schlummernd leiser wird, ergießt sich auf den Hörer der Scheibe ein gewaltiges Klanggewitter. Getrieben von Robert Fripp´s Melotron baut die Band das nächste, das Lied mit der längsten Spieldauer ( fast 9 Minuten ) auf. Es heißt " Epitaph ". Hierin inkludiert sind die Stücke " March For No Reason " sowie " Tomorrow And Tomorrow ".


The wall on which the prophets wrote
Is cracking at the seams.
Upon the instruments of death
The sunlight brightly gleams.
When every man is torn apart
With nightmares and with dreams,
Will no one lay the laurel wreath
When silence drowns the screams.


Confusion will be my epitaph.
As I crawl... a cracked and broken path
If we make it we can all sit back and laugh.
But I fear tomorrow I'll be crying,
Yes I fear tomorrow I'll be crying.
Yes I fear tomorrow I'll be crying


Die B - Seite beinhaltet zwei längere Stücke. Sie beginnt mit " Moonchild ", einem Song, der textlich sehr knapp gehalten wurde, denn nach dem Greg Lake diese Strophen abliefert: 
Call her moonchild
Dancing in the shallows of a river
Lonely moonchild
Dreaming in the shadow
Of the willow

Talking to the trees of the
Cobweb strange
Sleeping on the steps of a fountain
Weaving silver wands to the
Night bird's song
Waiting for the sun on the mountain

She's a moonchild
Gathering the flowers in a garden
Lovely moonchild
Drifting on the echoes of the hours

Sailing on the wind
In a milk white gown
Dropping circle stones on a sun dial
Playing hide and seek
With the ghosts of dawn
Waiting for a smile from a sun child


experimentiert das Quartett beinahe 11 Minuten lang mit Klangcollagen, Tonfacetten und Klangfragmenten. Für Fans von Rhythmik, treibenden Klängen, sogar tanzbaren Melodien eher eine Zumutung. Wer damals keinen hochwertigen Plattenspieler ( Jargon der selbst ernannten Kenner: " turntable " ) sein Eigen nennen durfte, bekam spätestens nach Abspielen dieser " King Crimson " - LP erhebliche Probleme mit Knistern, Knacken und bei nur mäßigen Anlagen, mit dem üblichen Grundrauschen. 
Nun, ich gewöhnte mich längst daran und hob den Plattenspielerarm manuell hoch, um die erste Rille des letzten Songs von " In The Court Of The Crimson King " zu erwischen.

Damit startete nämlich das Stück " The Court Of The Crimson King ", welches die Stücke " The Return Of The Fire Witch " sowie " The Dance Of The Puppets " beinhaltet.
Auch dort forciert Robert Fripp mit seinem Melotron - Spiel den Aufbau eines riesigen Klangwalls. Unterbrochen wird zeitweise von dem Zwischenspiel seines Mitspieler Ian McDonald. Ehe der Schlagzeugeinsatz von Michael Giles zum großartigen, klanglichen Abgesang ruft.    


The rusted chains of prison moons
Are shattered by the sun.
I walk a road, horizons change
The tournament′s begun.
The purple piper plays his tune,
The choir softly sing;
Three lullabies in an ancient tongue,
For the court of the crimson king.


The keeper of the city keys
Put shutters on the dreams.
I wait outside the pilgrim's door
With insufficient schemes.
The black queen chants
The funeral march,
The cracked brass bells will ring;
To summon back the fire witch
To the court of the crimson king.

The gardener plants an evergreen
Whilst trampling on a flower.
I chase the wind of a prism ship
To taste the sweet and sour.
The pattern juggler lifts his hand;
The orchestra begin.
As slowly turns the grinding wheel
In the court of the crimson king.

On soft grey mornings widows cry,
The wise men share a joke;
I run to grasp divining signs
To satisfy the hoax.
The yellow jester does not play
But gently pulls the strings
And smiles as the puppets dance
In the court of the crimson king.


Damit endet nach einer Netto - Spielzeit von 43:45 Minuten das Erstlingswerk von " King Crimson ". 

https://de.wikipedia.org/wiki/In_the_Court_of_the_Crimson_King

Die folgende LP " In The Walk Of Poseidon " konnte diesem vom Niveau her leider nie das Wasser reichen; wenngleich auch dieses Album absolut hörenswert bleibt.

Tja, warum schreibe ich das alles?

An gerade einem solchen Blauen Montag, den ich vor  mehr als einem halben Jahrhundert so sehr hasste, weil er das Wochenende begrub, an dem ich stundenlang meine Musik im " Beatkeller " hörte und vor mich hin träumte, durfte ich doch tatsächlich das letzte Stück auf jener - für mich zu den Meilensteinen der Rockgeschichte gehörenden / zählenden - " King Crimson " - LP / Album im Radio genießen. Nicht bei irgendeinem privaten, schon gar nicht bei einem öffentlich - rechtlichen Sender, sondern über das Internet bei " Krautrock World. de " und zwar um:


10:30King Crimson - Epitaph (including March For No Reason and Tomorrow And Tomorrow)



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