Bremen ist ´ne schöne Stadt oder: Erinnerung aus den letzten Jahrhunderten.




Irgendwann hatte ich den Versuch schon mal gestartet, über ein Buch zu schreiben, dass ich vor über 30 Jahen zum Geburtstag geschenkt bekam. Dann machte mein alter PC schlapp, die Datei war futsch und die gesamte mühevolle Schreiberei nahezu umsonst. Das Buch, schon reichlich abgegriffen und vergilbt, liegt indes immer noch in meiner Vitrine.

Der Zufall wollte es, dass mir vor einiger Zeit ein Ex - Bremer, dessen Wohnort jetzt Berlin heißt, zu einem Post über einen einstigen Bremer Bürgermeister und dessen damaligen CDU - Kontrahenten schrieb, Langsam tauschten wir einige Erinnerungen aus. Ich besuche seit dem auch seine eingestellte facebook - Seite.

Jene Begebenheit hat mich nun veranlasst, den missglückten Versuch, über jenes geschenkte Buch mit dem Titel " Bremen ist ´ne schöne Stadt " erneut aufzunehmen und es jetzt besser zu machen.

Wohlan!

Das Buch beginnt mit einem Lied. Über dessen Urheber nichts mitgeteilt wird. Es regt vielleicht zum Schmunzeln an, denn dieses Liedchen liest sich so:

" Bremen ist ´ne schöne Stadt - hollahi hollaho -
   weil sie ienen Friedhof hat - hollahiaho !
   Der Friedhof hat ´n Loch im Zaun,
   da sind die Leichen abgehau´n.

    Bremen ist ´ne schöne Stadt..
    weil sie einen Glaser hat..
    Der Glaser haut die Scheiben ein
    und sagt: " Da müssen neue rein! "

    Bremen ist ´ne schöne Stadt..
    weil sie einen Schuster hat.
    Der Schuster ist ein doofer Mann,
    er klebt die Hacken vorne dran.

    Bremen ist ´ne schöne Stadt..
    weil sie einen Bäcker hat.
    Der Bäcker schlägt die Fliegen tot
    und macht daraus Rosinenbrot. "

Das eventuell selbst gedichtete Lied hat möglicher Weise keinen tieferen politischen oder gesellschaftskritischen Hintergrund. Die Hobby - Poeten indes veröffentlichen danach allerdings eine Reihe von Beiträgen, deren Inhalte sehr wohl einen gesellschaftspolitischen Anspruch vermitteln; einen systemkritischen nämlich.

Nach einem Vorwort der Verfasser, die zunächst auf die Unterschiedlichkeit der Stadt hinweisen, bietet das Buch 21 Geschichten auf 147 Seiten.Es sind Beiträge aus einem breiten Spektrum über, zu und mit der Stadtgemeinde Bremen.

Nach mehr als 3 Dekaden habe ich das Buch wieder aus meinem Schrank geholt. Es sieht inzwischn leicht vergilbt aus, hat wellige Seiten bekommen und Eselsohren. Es hat mittlerweile 8 Umzüge erlebt und ist dabei einige hundert Kilometer transportiert worden.
Es ist also weit gereist. Der Inhalt hat sich indes nicht verändert.

Die 29 Autoren und das 40 Köpfe umfassende Projektteam zeichnen ein Bild von Bremen, das nicht nur als Momentaufnahme zu sehen ist. Das Buch beschäftigt sich intensiv mit der Vergangenheit der Hansestadt. Ein Streifzug über die vielen Segmente der Stadthistorie, der Stadtentwicklung und der Stadtbevölkerung.

Die Freie und Hansestadt Bremen zeigt sich in dem Buch aber nicht nur historisch beladen. Die diversen Autoren tragen daneben auch die kulturellen Aspekte der Stadtgemeinde vor. Nicht nur der altehrwürdige Bremer Freimarkt findet hier Platz, auch traditionsbeladene Baute, wie der Rembertistift, das Arbeitshaus auf der Herrlichkeit oder das Ballhaus, welches später zum Krankenhaus umgewidmet wurde, fließen in die kurzen Abhandlungen mit ein. Es geht desweiteren um Minderheiten in Bremen, wie die einst in Bremen lebenden Sinti; es wird von dem damaligen Armenhaus in der Großestraße berichtet, von dem Arbeitslager in Huckelriede. Es werden auch soziale Randgruppen einbezogen, wie Behinderte, Migranten, Arme, Flüchtlinge.

Bremen zeigt sich schon damals vielfältig. Durch den maritimen Anstreich ist die Stadt weltoffener geworden; wenngleich mit einem provinziellen Touch, der bis heute erhalten wurde. Bremen ist eine Großstadt mit zeitweise dörflichen Charakter. Durch den sich zum Zeitpunkt der Drucklegung und Herausgabe 1981, bereits vollziehenden wirtschaftlichen Strukturwandel, leben in Bremen aber auch viele Arme. Es gibt Stadtteile mit einer hohen Erwerbslosenquote. Es gibt immer noch so genannte Problemviertel. Es gab zu Beginn der 80er noch die Subkulturen im Viertel, die Punks, die Alternativen und die vielen Drogensüchtigen.

Die 1980er Jahre waren aber auch der Beginn der wundersamen Auferstehung des Sportverein SV Werder Bremen, der in der Rehhagel - Ära viele Erfolge verbuchen konnte. Während es mit der Wirtschaft in den Keller ging, glänzte der Vorzeigeverein von der Weser nicht nur in der BRD, sondern auch in Europa.

Und weil die Großstadt an der Weser längst bunt geworden ist, habe ich das Buch aus aktuellem Anlass wieder aus dem Schrank geholt und gelesen. Die vielen Mitautoren dort sind längst nicht mehr samt und sonders in der Hansestadt. Einige zog aus weg, in andere Länder, andere Städte. Andere wiederum blieben in HB und haben privat und beruflich ihre Erfüllung gefunden. Beim Lesen der Namen konnte ich dennoch so manch Einen mit einer persönlichen Erinnerung verknüpfen.
Immerhin durfte ich ein Vierteljahrhundert in der Hansestadt an der Weser verbringen.
An einer Häuserwand im Ostertor las ich einst:

" Lasst euch nicht vereinsamen ". Eine Sponti aus der Alternativszene hatte den Spruch dort aufgesprayt. Nein, einsam war ich in der Großstadt nie, dazu war und ist sie immer noch sehr vielfältig.

Zudem gilt für mich immer noch " Lebenslang grün - weiß !"



Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Überschrift stimmt. Bremen ist schön. ;o)

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