Kluster = Cluster = Elektronischer Krautrock vom Allerfeinsten.
Wenn die Ursuppe der elektronischen Musik nicht von Köchen, wie Karl Heinz Stockhausen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Karlheinz_Stockhausen ), Robert Moog ( http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Moog ) und Walter - Wendy Carlos ( http://de.wikipedia.org/wiki/Wendy_Carlos ) zusammen gebräut worden wäre, hätte es die bundesdeutsche Musikszene in der jetzigen Form nie gegeben. So aber konnte sich ein Genre entwickeln, dass vornehmlich durch avantgardistische Züge auszeichnet. Die Elektronische Musik ist vielleicht auch deshalb nicht über ein Nischendasein hinaus gekommen, obwohl es hier mittlerweile und dank der Möglichkeit, hoch komplexe Klangstrukturen mit einem eher geringen Aufwand sowie überschaubarer Kosten, produzieren zu können, einige Tausend Musiker oder besser Klangentwickler gibt.
Als im Jahr 1969 drei nicht mehr ganz blutjunge, aber dafür experimentierfreudige Musiker das Projekt " Kluster " in das Leben riefen, musste den Herren:
- Dieter Moebius, geb. am 16. Januar 1944 in der Schweiz,
http://en.wikipedia.org/wiki/Dieter_Moebius
- Hans - Joachim Roedeius, geb. am 26. Oktober 1934 in Berlin
http://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Joachim_Roedelius
- Conrad " Conny " Schnitzler, geb. am 17. März 1937 in Düsseldorf, gest. am 04. August 2011 in Berlin,
http://de.wikipedia.org/wiki/Conrad_Schnitzler
eigentlich klar gewesen sein, dass sie mit dieser Art von Musik allenfalls eine Randgruppe ansprechen würden. Kommerziell war einst damit kein Blumentopf zu gewinnen. Die Masse und damit der potenzielle Käufer stand auf Schlager, Pop oder Rockmusik. Das Zirpen, Plätschern und Vibrieren in den Klangkollagen kam eben nicht gut an. Selbst dann noch nicht, wenn diesem eine einprägsame, eine melodiöse Grundstruktur untergelegt war.
Elektronisch Musik der späten 1960er und der 1970er Jahre war in der Rangordnung der Beliebtheit noch hinter dem Jazz ( Free Jazz ), dem Blues und dem Prog-Rock einzustufen. Eine Musikrichtung für Außenseiter, für leicht Abgedrehte, für Non - Konforme, eben.
Die Musikkommune im Örtchen Forst, das zu der Gemeinde Bevern bei Holzminden zählt, bestand indes mehrere Jahre. Lang genug, um hier einige richtungsweisende Alben in der Elektronischen Musik herzustellen.
In der damals sehr beschaulichen, vollkommen ländlich geprägten Umgebung, fanden die oben genannten drei Musiker genügend Zeit und Inspirationen, um sich künstlerisch auszuleben.
" Bevern liegt im Weserbergland zwischen den Mittelgebirgs- und Höhenzügen Burgberg im Norden und Solling im Süden; nicht weit entfernt sind Vogler im Norden und Homburgwald im Nordosten. Es befindet sich etwa zwei Kilometer östlich der Einmündung des durch die Ortschaft fließenden Beverbachs in die Weser. "
- Zitatende aus: wikipedia - Bevern
In einem späteren Interview bekannte der Kommunarde Dieter Moebius dass die beiden ersten " Kluster " - Alben binnen einer Nacht eingespielt waren
( http://blog.frieze.com/interview-dieter-moebius/ ).
Nach der Veröffentlichung von " Klopfzeichen "
| |||||||
und " Kluster Zwei Osterei "
um Rechtsstreitigkeiten später völlig auszuschließen. Mit der personellen Umbesetzung wurde die Musik der Gruppe nicht mehr stringent von einem experimentellen Grundkonzept durchzogen. " Cluster " produzierten nach dem Ausstieg von " Conny " Schnitzler und der Veröffentlichung des dritten Albums " Eruption " im Jahr 1971, deutlich melodiösere Stücke. Allerdings unter dem Bandnamen " Harmonia ". Später kam es dann zu einer jahrelangen Zusammenarbeit mit dem einstigen " Roxy Music " - Keyboarder Brian Eno. Andere Projekte mit weiteren Gastmusikern folgten: |
" Kluster (ab 1971 Cluster) ist eine deutsche Musikgruppe, die 1969 von Conrad Schnitzler, Dieter Moebius und Hans-Joachim Roedelius gegründet wurde. Sie wirkte aktiv am Beginn desKrautrocks mit.
Experimentelle Musik mit teils mythischen Texten füllte die ersten beiden Alben Klopfzeichen und Kluster Zwei Osterei. Danach verließ Conrad Schnitzler die Band. Die verbliebenen Musiker Moebius und Roedelius benannten daraufhin 1971 ihr musikalisches Projekt in „Cluster“ um. Weitere Alben mit Elektronischer Musik folgten.
Zusammen mit dem Neu!-Musiker Michael Rother nahmen die beiden unter dem Namen Harmonia zwei deutlich melodischere, die Elektronische Musik deutlich ironisierende Alben auf (Musik von Harmonia und De Luxe) auf. Weitere fruchtbare Kollaborationen gab es mit dem britischen Musiker Brian Eno, den Cluster bei einem Konzert Mitte der 1970er kennengelernt haben. Die Alben Cluster ; Eno und After The Heat zeugen von dieser Phase. Sowohl Dieter Moebius als auch Hans-Joachim Roedelius haben viele Solo-Alben herausgebracht. Seit Ende der 2000er Jahre nehmen Moebius und Roedelius neues Material auf und geben gelegentlich Konzerte. 2011 erfolgte eine dritte Umbenennung und Umbesetzung. Als Qluster führen Hans-Joachim Roedelius sowie der Musiker und Tontechniker Onnen Bock die Band fort. Im selben Jahr erschien deren erstes Album Fragen. Cluster 71 wurde in die legendäre WirelisteThe Wire’s “100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)” aufgenommen. "
- Klopfzeichen (1970)
- Kluster Zwei Osterei (1971)
- Eruption (1971)
Als Cluster
- Cluster 1 (1971)
- Cluster II (1972)
- Zuckerzeit (1974)
- Sowiesoso (1976)
- Cluster &; Eno (1977) (mit Brian Eno)
- After The Heat (1978) (mit Brian Eno)
- Großes Wasser (1979)
- Cluster ’71 (1980) (identisch mit Cluster 1)
- Cluster &Farnbauer Live in Vienna (1980)
- Curiosum (1981)
- Apropos Cluster (1990)
- Japan Live 1996 (1996)
- First Encounter (1997)
- Berlin 07 (2008)
- Qua (2009)
Als Qluster
- Fragen (2011)
- Rufen (2011)
- Antworten (2012)
- Lauschen (2013)
Der kritische Musikfreund muss keine besonders hellseherische Fähigkeiten entwickeln, um bereits damals erkennen zu können, dass " Kluster " oder " Cluster " allenfalls eine kommerzielle Randerscheinung auf dem sich rasant entwickelnden Musikmarkt waren. Musikstücke von mehr als 3 bis 4 Minuten Länge, waren unsisono nicht befragt, experimentelle Klänge schon gar nicht. Ergo: Kohle und Penunzen war mit dieser Art von Unterhalt nicht zu verdienen. Um diesem Schisma zu entgehen, verbog sich so mancher Klangkonstrukteur und kastrierte seine Songs auf ein " Normalmaß " oder brachte ihnen wohlklingende Töne sowie erkennbare Melodien bei.
Dem dann in den 1970ern sehr erfolgreichen Elektroniker Michael Rother gelang dieses. Seine Alben " Flammende Herzen " oder " Sterntaler " waren gut verkaufte LPs. Ebenso konnte er mit " Neu " durchaus Erfolge verzeichnen.
" Cluster " indes blieb für viele Musikfreunde aus den 1970ern und danach denn eher ein Geheimtipp.
Obwohl der damals populäre Moderator und Musikjournalist Winfrid Trenkler in seinen Sendungen " rock in ", " Radiothek am Donnerstag " und später in " Schwingungen " eine Reihe von " Cluster " - Titel spielte, konnte ich mich nie entschließen, eine der mehrfach in den Händen gehaltene " Cluster " - LP zu kaufen. Das damalige Hereinhören in die ersten beiden LPs von " Kluster " hatten mich eher verschreckt, denn von der musikalischen Qualität der Band aus dem südwestlichen Zipfel Niedersachsens, wirklich überzeugt. Ehrlich gesagt, mir kamen die 6 " Monster " - Stücke auf den drei LPs, wie eine Rundreise durch die MW - LW - und KW - Radiowelt, wie einst beim Suchen von Sendern zu Zeiten des " ITT Schaub Lorenz " - Kofferradios " Touring 70 " vor, dass ich ständig aus der Küche meiner Eltern stibitzte, es unter der Bettdecke leise spielen ließ und mittels eingebauter Skala - Beleuchtung Millimeter für Millimeter von rechts nach links und zurück drehte, vor. Rauschen, Stimmen, Klänge. Nö, war nicht so mein Ding.
Spätestens, als ich das Doppelalbum " Lifelike " des Jazz - Musikers und Saxophonisten Klaus Doldinger 1980 kaufte und dort die Version des " Passport " - Stücks " Fairy Tales " hörte, kamen mir irgendwie Erinnerungen an die " Cluster " - Songs. Kurz darauf erwarb ich bei " ear " im Bremer - Steintor den " Cluster " - Sampler " Stimmungen ".
Viele Jahre danach lieh mir ein Bekannter seine - zwar schon stark ramponierten - LPs aus. Inder üppigen Sammlung befand sich doch tatsächlich ein von mir heiß begehrtes, aber damals, nämlich in den späten 1980ern, nicht mehr erhältliche Vinyl - Scheibe der Plattenfirma " sky " mit dem Titel " Picture Music Vol. I und II. ", auf denen auch Stücke von " Cluster " zu finden sind.
( Vol I: " Dem Wanderer ", " Die Bunge " zusammen mit Brain Eno < Der Titel ist wohl als eine Hommage an die einstige " Kluster " - Studio Sängerin Christa Runge komponiert worden >, Vol. II: " Es war einmal " ).
Und genau dieser Song trifft auf " Cluster " zu: Die " Krautrock " - Gruppe aus den Tiefen der niedersächsischen Provinz, nahe des Nachbarlandes Hessen. Dort, wo sich bereits damals Fuchs und Hase im Wechsel Gute Nacht sagen. Diese Impressionen wurden von " Cluster " in ihren Musikstücken fest gehalten. Die morgendliche Stimmung, in der Nähe von, mit Bodennebel verdeckten Wiesen und Weide, die knorrigen, uralten Eichen, deren kahles Geäst im Spätherbst und Winter eine gespenstische Kulisse ergibt. Der kleine Beversbach und die breite Weser, als glucksende, ewig dahin fließende, friedliche Wasser. Die Abgeschiedenheit von der Zivilisation der 1970er Jahre, durch das ruhige, einfache Leben in und mit der Natur.
All diese Stimmungen und mehr lassen sich in den " Cluster " - Titeln wieder finden, in denen die Klangkollagen, die Töne, die elektronisch hergestellt werden, von einem wabernden Grundrhythmus getragen, zusammenschmelzen und dahin driften. Für einige Minuten nur. Zuhören und Abschalten ist da Pflicht, denn hier wird elektronischer Krautrock vom Allerfeinsten kredenzt:
Kommentare