Bad Freienwalde: Unter eine Brücke sollst Du geh´n!



 Wenn einem bundesdeutschen Autofahrer diese Kennzeichen
MOL, FRW, SEE, SRB
begegnen sollten, dann könnte er sie - sofern er nicht gerade in Brandenburg oder vielleicht noch Berlin wohnt -  mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht sofort einordnen. Sie stehen für das Gebiet des Märkische - Oder - Landkreises. Einem nicht gerade dicht besiedelten Gebiet, nahe der deutsch - polnischen Grenze. Die Verwaltungsstadt nennt sich Seelow ( SEE ) und zählt immerhin 188.000 Einwohner.
Das dem Kreis ( MOL ) zuzuzählende Bad Freienwalde ( FRW ) hat indes nur 13.284 gemeldete Personen ( Stand vom 31.12.2014 ) aufzuweisen. Das sind 94 Einwohner je Quadratkilometer. Das ist nicht sehr viel.

Dafür gibt es dort jede Menge Personenkraftwagen und sonstige Kraftfahrzeuge, nämlich
mehr als 9.700. Was bedeutet, dass mehr als die Hälfte der über 17jährigen ein Fahrzeug besitzt und mobil ist. Eine stattliche Quote. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass es ohne einen fahrbaren Untersatz in den unendlichen Weiten der brandenburgischen Pampa kaum eine Möglichkeit gibt, am üblichen Leben teilnehmen zu können.

So kommt es also, dass selbst in kleinen Städtchen zu den verkehrstechnischen Stosszeiten ein ungewöhnlich hohes Fahrzeugaufkommen registriert wird. Vor allem in der Grenznähe zum Nachbarstaat Polen. Hier rauscht ununterbrochen ein Strom, von motorisierten Verkehrsteilnehmern durch die ansonsten dünn besiedelte Landschaft, die Städte und Dörfer. Eine extreme Belastung für die Bewohner.

Da ist es gut, wenn die Lärm geplagten Anwohner eine gewisse Entlastung durch Umgebungsstraßen, durch Tunnels oder auch Brücken erfahren, Und just um eine solche Brücke, die die das Städtchen Bad Freienwalde quasi zerteilende Bundesstraße 158 (  Berlin-Biesdorf überAhrensfeldeWerneuchen durch den Barnim über Bad Freienwalde nach Angermünde.) hier weiter führt, geht es um den Streit, der die Einwohner in zwei Lager bringt.

Darüber berichtete der Landessender RBB und schreibt hierzu:

" Beim Anblick der riesigen Brücke mit dem endlos darüber strömenden Verkehr spricht wohl niemand von einer Schönheit. Zumindest darin sind sich die Bad Freienwalder einig. Seit 1974 teilt der Betonklotz das heute gut 12.000 Einwohner zählende Kurstädtchen am Rande des Oderbruchs in zwei Hälften. Die gelegentlich als "Hochstraße" bezeichnete Brücke ist dabei selbst wiederum so niedrig gebaut, dass darunterliegende Durchfahrten teilweise nur gut zwei Meter messen. Über die Brücke führt der stetig dichtere Transitverkehr Richtung Polen, in Spitzenzeiten rollen auf der Bundesstraße 158 nach Verkehrszählungen mehr als 1.000 Fahrzeuge in der Stunde. "

- Zitatende - aus: https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2015/12/buergerentscheid-bad-freienwalde-bruecke-b158.html

Auch die lokale Presse sah in dem schwelenden Streit alle Male einen hinreichenden Grund, um über jene Freiwalder Provinzposse zu berichten:

http://www.moz.de/de/heimat/lokalredaktionen/bad-freienwalde/rtype/1/dg/0/5/?tx_rsmdailygen_pi1%5Bsword%5D=Br%C3%BCckenabriss&tx_rsmdailygen_pi1%5Bquote%5D=1&cHash=8726b3c43b18fd31d3cfd2e103ed786a

Weil die Brücken - Frage für die Stadt von existenzieller Bedeutung zu sein scheint, haben sich - Demokratie gibt es auch dort nur mit und über die Basis - mehrere Bürgerinitiativen gegründet. Eine davon möchte die Brücke erhalten und hat sich sogar der Dienste eines Bernauer Rechtsanwalts angenommen. Recht so, denn Recht muss Recht bleiben.

Andere wiederum möchten den " Betonklotz " zermalmen lassen und plädieren für eine " Kreisel " - Lösung. Um deren Forderung publik zu machen, haben sie sich des Sozialen Netzwerkes Facebook bedient:

https://www.facebook.com/Pro-Kreisel-141968969311517/

Dort wird sachlich informiert und nicht, wie auf Tausenden anderer Seiten sonst, gepöbelt, gehetzt und verleumdet. Zu dem am 6. Dezember 2015 durch geführten Volksentscheid heißt es hier:




 
Abstimmungsberechtigte: 10.735 Stimmen mit JA: 2.536 Stimmen mit NEIN: 

1.772 Ungültige Stimmen: 20


Das Volk hat also entschieden. Nur, wie hat es das getan? Es durfte nur mit " Ja " oder " Nein " stimmen.

" Ja ", bedeutet, dass die ungeliebte Brücke bleibt.

" Nein ", bedeutet, dass die hässliche Betonbrücke abgerissen wird.

Über das erfolgte Ereignis schreibt denn die Heimatpostille " Märkische Allgemeine " am
06. 12. 2015:


Bad Freienwalde: Brückenabriss wahrscheinlich
Diese Abstimmung war für Bad Freienwalde wichtig, immerhin hing der Bad-Status für die Stadt mit davon ab. Am Sonntag hat sich bei einer Abstimmung eine Mehrheit der Anwohner gegen den Abriss gestimmt. Dennoch die Brücke soll weg. Denn etwas wichtiges wurde bei der Wahl nämlich nicht erreicht"

- Zitatende - aus: 


Hei, jei, " ... hat sich bei einer Abstimmung eine Mehrheit der Anwohnern gegen den Abriss gestimmt "? Das ist " Hohl - SPIEGEL " verdächtig. Aber, es kann auch einem Blogger mit zwei akademischen Abschlüssen schon mal passieren. Dafür lässt sich der Bericht - terminologisch richtig - über den Begriff " Quorum " aus und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Voraussetzungen zum Kippen des noch bestehenden Beschlusses, der da lautet: " Die Brücke muss weg! " nicht erfüllt worden sind. So bleibt es, nach viel produziertem Trara, nach großen Wind, um beinahe nichts, nach einem entfachten Feuer ohne hohe Flamen, aber mit viel Rauch, alles beim alten. Die " olle " Brücke wird abgerissen, die Stadt behält den Status des Stadtbades und die Preußen im brandenburgischen Freienwalde können wieder zur Tagesordnung über gehen.

Doch, Pustekuchen, der sture Brandenburger in Gestalt des Brückenerhalters, er kann seine Niederlage nicht hinnehmen. Er sieht in dem parteilosen Bürgermeister (https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Freienwalde_(Oder) ) Ralf Lehmann den eigentlichen Sündenbock für das Desaster und möchte ihn nun abwählen lassen. Das wird schwierig; noch schwieriger, als der Erhalt des hässlich grauen Betonpiste auf Stelzen, wo in Spitzenzeiten mehr als 1.000 Fahrzeuge pro Stunde herüber fahren und Lärm, Gestank sowie Stockungen verursachen. Und wenn es Rente gab, dann sind es noch mehr als sonst, weil die armen Rentner dann nach Polen über die offene Grenze zum billigen Einkaufen fahren, so, wie es bei uns die Erzgebirgler seit nahezu 20 Jahren machen ( " Steig ein "! ), dort in den grenznahen, polnischen Geschäften die Sau heraus kehren, weil sie eben mehr Geld in der Tasche und auf dem Konto haben, als die armen, jungen Verkäuferinnen, die Kassierinnen und die Gehilfinnen in den polnischen Geschäften je verdienen können; somit diese gnadenlos duzen und den Wehrmachtsjargon anwenden ( " Mach hinne, ich will nach Hause ).

Hier sind sie wer. In ihrem Dorf, in dem kleinen Städtchen, dort, wo sich die Waldbewohner in der Abenddämmerung eine Gute Nacht wünschen, wo ab Einbruch der Dunkelheit die Gehsteige hoch geklappt werden und dort, wo jährlich mehr versterben als geboren werden, da sieht es eher mausgrau aus.
So, wie die Betonbrücke in Bad Freienwalde auch.



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