Sale ~ Sale ~ Sale



Der Januar war einst der Monat, in dem der Winterschlussverkauf ( WSV ) startete. Mit Beginn der letzten Januarwoche und zum Ende der ersten Februarwoche durfte der Einzelhandel reduzierte Ware anbieten.
Das Pendant dazu, war der Sommerschlussverkauf ( SSV ), der in der letzten Juliwoche gestartet wurde und zum Ende der ersten Augustwoche seinen letzten Verkaufstag hatte.

Der Grund dieser Saisonverkäufe lag in dem Bemühungen, dem Handel die Möglichkeit zu geben, die Geschäfte und Lager räumen zu können, um neue, saisonale Ware anbieten zu können.

Mit der zunehmenden Aufweichung der Ladenschlusszeiten, dem Konkurrenzdruck innerhalb der Anbieter sowie durch die zunehmende Zahl der Online - Shops, zeigten sich diese Verkaufsaktionen des Einzelhandels als bald nicht mehr zeitgemäß. Die Verkaufspolitik der Anbieter beinhaltete zudem, dass bereits weit vor dem Beginn des jährlichen WSV / SSV, billige Artikel eingekauft und angeboten wurden, die zusätzlich noch preisreduziert waren.

Damit ist seit Mitte des Jahres 2004 nun Schluss, denn: "


" Seit Inkrafttreten der Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vom 3. Juli 2004 können Saisonschlussverkäufe nach Belieben durchgeführt werden und sind nicht auf Saisonwaren beschränkt, da die Regelungen der §§ 7 und 8 UWG a. F. ersatzlos aufgehoben wurden.. "

- Zitatende - aus:  https://de.wikipedia.org/wiki/Saisonschlussverkauf

Der Abgesang der Saisonschlussverkäufe stellt die Kunden indes nicht vor unüberbrückbare Nachteile. Im Gegenteil, denn nun muss sich der Handel nicht an strenge Zeiten halten, wenn er reduzierte Ware anbieten möchte.

Und dennoch: Die traditionellen Saisonschlussverkäufe gibt es immer noch; wenn auch jetzt nicht mehr unter den alten, den bekannten Bezeichnungen WSV und SSV. Irgendwann ab Januar des Neuen Jahres munitioniert sich der Textil - und Fachbereich mit Billigware auf, die dann zu Ramschpreisen dem potentiellen Kunden um die Augen gehauen werden. Da sind Preisnachlässe von 10 - bis zu 70 % keine Seltenheit, sondern sogar die Regel. An den Schaufenstern der vielen Geschäfte prangen die sattsam sichtbaren Aufkleber " Sale ". Und dann gibt es die Hinweistafeln, auf denen ein Zahlensalat Auskunft geben soll, dass in jenen Behältnissen preisreduzierte Ware liegt. Ganze Regalmeter werden voll gestopft mit Ausverkaufsware. Mäntel, Hosen, Blusen, Taschen, Geldbörsen, Stiefel. Socken, Handschuhe, Mützen, Schals, Unterwäsche usw. usf., sie alle werden heraus geschleudert. Deshalb gibt denn auch so mancher Betreiber dem vielleicht noch unsicheren Kunden den dezenten Hinweis: " Alles muss raus! ".

Wo vor einigen Jahrzehnten zu Beginn der Schlussverkäufe sich kaufwütige Kunden kurz vor 6.00 Uhr morgens noch die Nasen an den Eingangstüren und großen Schaufensterscheiben platt drückten, um dann ab 8.00 Uhr wie tollwütige Hunde in die Geschäftsräume zu rennen, damit sie eben der Erste sind, ehe andere Verrückte ihnen noch die Waren aus den Krabbelkisten rupfen, herrscht heutzutage eher gähnende Langeweile.
Keine, mit mehreren Einkaufstaschen und später mit Kopftuch bewehrten, dicklichen Mascheras drängen andere Kunden zur Seite, keine Gekeife an den Wühltischen, keine Anacondas an den Kassen - alles ist ruhig.

Und so war es auch an jenem zweiten Samstag in der Dresdner Prager Straße, in dem Betonklotz mit dem Namen Centrum Galerie und der Altmark Galerie. Auf den allgemeinen Flächen herrschte reger Betrieb, in den ungezählten Geschäften indes gähnende Leere. Wo waren sie denn, die Kunden, vor deren Ansturm wir uns fürchteten und deshalb mit der Deutsch Bahn in die Innenstadt gefahren waren, um der Parkplatznot aus dem Weg zu gehen?

So besuchten wir zunächst die Geschäfte im Hauptbahnhofsbereich, der so langsam belebter aussieht, weil doch viele Leerstände vermietet werden konnten. Anschließlich begaben wir uns gemächlichen Schrittes in die Prager Straße. In dem Konsumtempel mit Namen Centrum wurde es dann etwas voller. Menschen strömten aus vielen Richtungen kommend, an uns vorbei. Hier war eben das bekannte Wuling voll im Gange. Doch die Geschäftsflächen blieben leer. Es kamen uns kaum Kunden entgegen. Und auch später in der Altmark Galerie sahen wir ein deckungsgleiches Bild. Gerammel auf den Gängen und Flächen, doch wenige Kunden in den Läden.

Was war los? Hatten die Dresdner, die Sachsen aus dessen Umgebung und die Touristen es nicht mit bekommen? Der " Sale " war eingeläutet. Kaufen, kaufen,kaufen, bis die Schwarte kracht. Billig, billig, billig! 20 %, 30%,70 % auf beinahe alles. Herz, was willst du mehr? Doch die Dresdner ignorierten es, das Supersondersaisonangebot des Winter Sale. Keine Boa Constrictors an den Kassen, keine keifenden Bäuche im Mantel an den Tischen und keine gelangweilten Gatten in den Verkaufsräumen. Nichts!

Und so konnten wir, meine bessere Hälfte und ich, als domifizierter Anhang des reiferen Ehepaars, in aller Ruhe shoppen. Shoppen ist nicht gerade meine Passion, aber, wenn ich schon mal im Rausch der Rabatte bin, dann schlage ich auch mit zu. So wanderten zwei Pullover für weniger als die Hälfte des ursprünglichen Preises in die Plastetaschen. Nun, ein Wintermantel eines Markenherstellers für mehr als 100 Euronen weniger, da sagt Frau nicht nein. So summte sich der Einkauf auf, aber nur bei uns.

Der weitaus größere Teil der Menschen, die an jenem Sale - Samstag die Innenstadt bevölkerten, ging mit leeren Händen an uns vorbei. Zufall, oder Methode?

Schließlich war Weihnachten erst zwei Wochen her, Silvester vor 8 Tagen und der 1. Januar erst letzte Woche. Jener Tag, an dem die Konten durch Lastschriften gnadenlos geplündert werden. Wenn die Versicherungen, die Banken und die Versorgungsunternehmen zuschlagen. Dann sinkt der Dispo sofort in den Keller. Und bald sind ja auch noch Winterferien. Da versuchen sich nicht gerade Wenige mit dem Skifahren. Das kostet Geld, was eben viele Dresdner und Sachsen nicht haben.

Ob nun Sale oder Dale, Sale oder sogar Sale, Sale,Sale - Sold Out!




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