Und melden uns nach kurzer Pause nie wieder! 25 Jahre nach dem Aus des DDR - Fernsehens.



Es war einst ein lieb gewordenes Ritual, das Umschalten mittels Eklit - oder Hartplaste - Knopfes, um von den westdeutschen Kanälen auf den Kanal 6 zu gelangen, dort, wo über den leistungsstarken Fernsehsender Brocken / Harz, das Programm von DDR 1 ( später dann DFF 1 ) empfangen werden konnte.
Das später gegründete 2. Fernsehprogramm der DDR war in den 1970er und 1980er Jahren in Bad Eilsen über die auf und später unter dem Dach des elterlichen Wohnhauses installierten Fernsehantennen nicht empfangbar, weil es von einem der vielen ARD / ZDF - Sender überlagert wurde.

Um beide Programme der DDR sehen zu können, hätte es einer technischen Umrüstung bedurft, die - zudem auch kostspielig - allenfalls den schwarz - weiß Empfang sicherte, weil ja das westdeutsche PAL - Farb - System und die im ostdeutschen TV angewandte, französische SECAM - Technik nicht kompatibel waren. Später gab es dann entsprechende Adapter, die zusehends in die neueren Geräte integriert waren.

Ein - für viele Westdeutsche - nicht unerheblicher Aufwand, um jene Programme sehen zu können, deren Inhalte unstrittig durch die Vorgaben des SED - Staates geprägt waren. Dennoch - auch wenn die Mehrzahl meiner damaligen Landsleute die DDR  und somit auch das Staatsfernsehen ablehnten, weil es eben einen propagandistischen Anstrich hatte, schaltete ich in den knapp 2 1/ 2 Dekaden ( zunächst bei dem Kühlschrank großen Schwarz - Weiß - Fernseher meiner Großeltern, dann an dem Nordmende Farb - Gerät und später an meinen Telefunken Farb - TV ) regelmäßig auf das erste DDR - Programm, weil es hier immer viele Sport -, vor allem Fußballübertragungen gab.

So manche Ausgabe der Aktuelle Kamera ( AK ), des von Schnitzler´schen Agitationsformats " Der Schwarze Kanal " oder auch die Schunkel - Schlager - Tralala - Sendung ( die durchaus Qualität aufwies ) " Ein Kessel Buntes " mit dem kürzlich, leider viel zu früh verstorbenen Achim Mentzel ( Gott sei seiner Seele gnädig ), waren mir natürlich ein Begriff.

Doch noch mehr, als das Daumen drücken, wenn ein DDR - Oberligist in den drei europäischen Wettbewerben anzutreten hatte und dort - leider - allzu häufig bereits in den ersten Runden ausschied, galt es dabei, dem imaginieren Herrn über uns zu bitten, dass die Wetterlage den Empfang des DDR 1 - Programmes zuließ. Gab es nämlich - Jahreszeiten bedingt - auf der Sendestrecke vom Brocken hin in das Tälchen im Schaumburgischen, Nebel, Schnee oder Orkan, war die Sendequalität miserabel oder im wahrsten Sinne des Wortes, vom Winde verweht. Nicht selten kam es zu so genannten Inversionswetterlagen, die dann so genannte Phantombilder verursachten. Dann war mit dem Glotzen von DDR - Oberliga - Spielen der Dynamos aus Dresden, des 1. FC Lokomotive Leipzig oder  des Mielke - Ziehkindes BFC Dynamo Berlin, Essig.

Tja, und dann und wann sah ich mir natürlich auf die Propaganda - Show der AK an; schließlich wollte ich auch wissen, ob unsere Schwestern und Brüder ihren Kampfauftrag im Sinne der Stärkung des Sozialistischen Staates voll umfänglich erfüllen. Auch die Beantwortung der Frage, inwieweit die Planwirtschaft gegenüber der des kapitalistischen Klassenfeindes überlegener sein könnte und die oft geschilderten Mängel ( Slogan: " Ist Plan auch noch so gut gelungen, bedarf er dennoch Verbesserungen (Veränderungen? " ), doch nur reine Lügenmärchen des BRD - Regimes in Bonn oder sonstwo sind und jener Dauerzustand von nicht erhältlichen Konsumgütern, denn nur auf einem Verteilungsproblem basieren ( O - Ton, einiger unserer Hochschulprofessoren aus den Reihen der DKP ), waren hierbei von Interesse.

Um es aus meiner Sicht zu bewerten: Die AK hat bis zur bitteren Neige ihren visuellen Kampfauftrag vollends und zur höchsten Zufriedenheit der SED - Machthaber erfüllt. Und weil der kritische Glotzer aus dem Land des einstigen Klassenfeindes natürlich wusste, dass - bis auf die Fußballresultate, die Lottozahlen und überwiegend das Wetter, so ziemlich alles manipulativ vorgetragen wurde, entfleuchte ihm ein breites Grinsen, wenn beispielsweise an der Schneefront des Katastrophenwinters 1978 / 1979 durch ständiges Zeigen von vorsintflutlicher Räumtechnik, versucht wurde, die elendige Lage mit geplatzten, eingefrorenen Versorgungsleitungen, vereister Braunkohle und fest gefrorenen Förderbändern oder aufgesprengter Straßendecken, herunter zu spielen. Wenn der Winter in dem Land des brüderlichen Klassenfeindes einen richtig hartnäckigen Schnupfen nebst Husten und Fieber verursachte, dann war es in der DDR bereits eine fort geschrittenen Lungenentzündung mit Keuchhusten.

Dennoch: Die AK hatte so etwas, wie antiquarischen Wert, wenn es um Nachrichten ging. Und weil sich die dortigen Kolleginnen und Kollegen redlich bemühten, der kapitalistischen Übermacht mit Feuereifer entgegen zu treten, wirkte es manchmal richtig niedlich, wenn die dortigen Damen und Herren und Nachrichtensprecher ihre Meldungen stoisch von dem - später eingesetzten - Teleprompter im Hard Core - Partei - Sprech herunter zu beteten und dabei immer eine hoch offizielle Mine ( so wie die etwas besser angezogenen Kollegen und Kolleginnen in den Studios des Klassenfeindes ) aufsetzten.
Ach, ja, das waren noch Zeiten!

Die hat ein Österreicher auf seiner HP wunderbar rekonstruiert und bei mir beinahe Tränen der Rührung hervor gerufen:


http://www.scheida.at/scheida/Televisionen_DDR.htm


Vielen Dank dafür und schöne Grüsse ins Nachbarland!

Da das WWW. nichts hat, was es nicht gibt oder besser gesagt: So beinahe alles an Informationen her gibt, die irgendwann mal produziert wurden, habe ich mir dort die letzte Ausgabe der AK angesehen - Voila´:



https://de.wikipedia.org/wiki/Aktuelle_Kamera

Nun kam nach der viel zitierten Wende im November 1989, der Bazi Mühlfenzl kam und ließ in der ersten Stufe der Abschaltung und Eliminierung der DDR - Staatsmedien, am 15. Dezember 1990 Hugo den Dicken walten. Das Farbfersehsystem SECAM wurde durch die westdeutsche PAL - Technik ersetzt, einige Sender wurden leistungsmäßig gedrosselt und die gesamte Stationskette verleibte sich die Tante ARD ( Jargon im Tal der Ahnungslosen, in Dresden: " Außer Raum Dresden ) ein.
Zuvor aber hatte sich das DDR Fernsehen noch umbenannt. Es hieß nun DFF1 und DFF 2. und behielt noch einen regionalen Charakter. Das Aus im Sinne der Siegermacht durch den Liquidator Rudolf Mühlfenzl ( CSU, Strauß - Speichellecker und arroganter Besser - Wessi ) erfolgte dann am 31. 12. 1990.

Ein Stück Medien - Geschichte verschwand für immer in den Archiven ihrer Macher, die dann in drei Sendeanstalten aufgesplittet waren ( Mitteldeutscher Rundfunk ( MDR ) für die Bundesländer Sachsen - Anhalt, Thüringen und Sachsen, Ostdeutscher Rundfunk ( ORB ), zunächst für Brandenburg / Berlin wurde auch mit abgedeckt, dann ( RBB ) Radio Brandenburg - Berlin und das Bundesland Mecklenburg - Vorpommern kassierte der Norddeutsche Rundfunk ( NDR ) ein.


Die letzte Sendung des DFF wird so beschrieben:

Herbert Köfer stand sowohl für die erste als auch für die letzte Sendung des DFF vor der Kamera. Bei der ersten Sendung am 21. Dezember 1952 war er Nachrichtensprecher für die Aktuelle Kamera. Bei der letzten Sendung handelte es sich um eine von Ines Krüger und Walter Plathe moderierte Silvester-Revue aus Chemnitz, die am Silvesterabend 1991 ausgestrahlt wurde. Köfer war dort als Gast eingeladen und sang zusammen mit Frank Schöbel den Schlager Der Letzte macht das Licht aus, der Laden macht nun dich.. "

- Zitatende - aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Fernsehfunk

In diesem Sinne: Frank Zander:



Kommentare

Themis hat gesagt…
Hey Lobster, ich lebe noch aber bin beruflich so stark eingespannt, dass ich grad nicht zum schreiben komme. Bin doch befördert worden und sitze mit in der Chefetage :-) So bald ich wieder Zeit finde, werdet ihr wieder was von mir hören. Brisante Themen wie Flüchtlingskrise oder Terror gibt es ja genug. Dir erst mal ein gutes neues Jahr nachträglich und weiterhin eine gute Feder im schreiben. Gruß Manu

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