Die Fahrraddiebe von Delmenhorst.


 Es hat vor vielen Jahren, nein, es sind eigentlich Jahrzehnte, bereits die berühmt - berüchtigte Polizeiliche Kriminalstatistik gegeben ( kurz: PKS ), deren wahrer Wert sich zwar ideologisch und damit aktuell gegen die Immigranten, Asylbewerber ( vulgo: Asylanten ), aber  auch das Prekariat ( vulgo: Bummelanten ) einsetzen lässt, um zu beweisen, dass diese Bevölkerungsgruppen im Durchschnitt krimineller sind als der übrige Teil der hier Lebenden.

Doch: Statistiken sind biegsam wie eine Weidenrute, lassen sich ziehen wie Wrigley´s Chewing Gum und löcherig wie Schweizer Käse. Je nach Sichtweise des Betrachters und Absicht ihres Nutzers können sie aber durchaus viel, wenig oder zumeist gar nichts aussagen. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass der zutreffende Satz, der dem einstigen Premierminister Winston Churchill zugeschanzt wurde: " Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. ", immer noch seine Gültigkeit hat.

Das gilt natürlich auch für die PKS. Dort stand einst - so wird zumindest behauptet - die kreisfreie Stadt Delmenhorst. Sie liegt - geographisch gesehen - zwischen der Stadtgemeinde Bremen und Oldenburg im niedersächsichen. Delmenhorst zählt mit mehr als 74.000 Einwohnern nicht zu den Großstädten, womit Vergleiche zu der dort erfassten Zahl der Straftaten kaum möglich sind, denn häufig bezieht sich die hier zugrunde liegende Messzahl auf 100.000 Einwohner.

Wie dem auch sei, Delmenhorst ( DEL ) oder vulgo: " Delmendaddel ", wurde vor langer Zeit nach gesagt, sie sei die kriminellste Stadt in Westdeutschland. So fragte vor einigen Jahren ein besorgter Zugezogener aus DEL die Netzgemeinde über " Gutefrage.de ", ob es denn stimme, dass DEL mit die höchste Kriminalitätsrate habe und erhielt darauf diese Antwort:


" Das Gerücht, dass Delmenhorst eine der kriminellsten Städte in Deutschland ist, stimmte in den 70er und 80er Jahren - heute stimmt es aber so nicht mehr. In der vergangenen Jahrzehnten ist in den zahlreichen sozialen Brennpunkten der Stadt viel geschehen, vor allem die Einrichtung eines Kriminalpräventiven Rates hat sich bestens bewährt.
Nichtsdestotrotz hat die Stadt immer noch ein gravierendes Imageproblem, das von den Boulevardmedien gerne genutzt wird. "


Also: Nichts da mit Stadt des Verbrechens, der Gangster, wie sie von den " Lügenbaronen " der Springer´schen " Welt " irreführend bezeichnet werden. Weshal auch die Lokalpostille " delrado " in einer 2014er Ausgabe jubiliert:

Lange haftete Delmenhorst der Ruf an, eine der gefährlichsten Städte Deutschlands zu sein. Doch mit dieser Vorstellung hat die Realität längst nichts mehr zu tun. Und auch die Situation am Bahnhof ist deutlich ruhiger als noch vor Jahren. Die Kriminalitätsstatistik der Polizei für 2013 belegt das. "


So lässt sich denn getrost fest halten, dass Äpfel nicht mit Birnen und Pampelmusen vergleichbar sind, auch wenn alles unter dem Begriff Obst zu sehen ist.

Als ehemaliger Delmenhorster indes erinnere ich mich noch gut an die Jahre vor dem Millennium und die frühen Nullerjahre, als ich regelmäßig mit meiner Deutsche Dogge an der Varreler Bäke ging und morgens mindestens ein Mal je Woche ein Fahrrad irgendwo im Gras, im Gebüsch oder im Wasser liegen sah. Die - zumeist alten Chaisen -  wurden zuvor irgendwo entwendet, für eine Fahrt aus der Innenstadt, die einige Kilometer von dem Stadtrand entfernt liegt, genutzt und danach entsorgt. Und so lagen sie dann einige Tage an der Bäke, ohne dass sich die Spaziergänger daran störten. Einige Zeit später waren die Fahrräder wieder verschwunden. Einige besorgte Bürger hatten die Polizei informiert, die wiederum die Information an den städtischen Ordnungsdienst weiter ga, der dann die alten Fahrräder auf einen kleine Elektrokarren warf und sie mit nahm.

Entweder sie gelangten in das städtische Fundbüro oder sind später verschrottet worden, obwohl sie offensichtlich gestohlen wurden, um aus der City nach hause zu kommen. Vielleicht waren es Nachtschwärmer, die die Taxifahrt sparen wollten oder keine Geld dafür hatten. 
So erklärte sich zwar das Entsorgen der vielen Fahrräder, jedoch nicht die Frage, ob diese nun gestohlen worden waren. Wären sie eben widerrechtlich entwendet worden. wie es so schön im Fachterminus heißt, hätte es dafür einer Diebstahlanzeige bedurft. Doch, diese lag nicht vor, denn sonst wäre es Aufgabe der Polizei gewesen, die Fahrräder sicher zu stellen. Das tat sie indes nicht.

So relativiert sich denn auch das aufgeblasene Getue rund um die PKS, denn: Wo keine Strafanzeige oder ein erforderlicher Strafantrag, das keine Straftat. Wo keine Aufklärung jener, dort kein weiteres Strafverfahren. Wo kein justizförmiges Verfahren, da keine staatsanwaltschaftliche Prüfung, keine Anklage und kein Richter; somit auch keine richterliche Entscheidung.  Und so liest sich die PKS, wie eine Ausgabe der " Blöd " - Zeitung. Irgendwo, irgendwie, irgendwann ist doch etwas dran; aber nur etwas.

Da bringt die veröffentlichte Statistik über die angeblich unsichersten, weil kriminellsten Großstädte rein weg gar nichts.  http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ranking-die-gefaehrlichsten-staedte-deutschlands/3440924.html

Diese Gedanken entwickelte ich heute, als ich auf dem Weg zur Kesselsdorfer Straße an einem Grundstück an der Wiesbadener Straße vorbei kam und dort ein Herrenfahrrad auf der Rasenfläche liegen sah, dass dort offensichtlich abgelegt wurde. War es nun Diebstahl oder nicht? So, wie einst, vor mehr als 15 Jahren in Delmenhorst?

Pink Floyd und Bike aus dem Jahr 1967:









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