" Brauchen wir noch Eier? "
Gestern war ich wieder für einen Kurzeinkauf im " Netto ", unten an der Tharandter Straße. Es war so gegen 17.30 Uhr. Auf der Ausfallstraße in Richtung Freital, dorthin, wo die inzwischen inhaftierten Terroristen " Gruppe Freital " gewohnt, gelebt und gewütet haben, dröhnte der Feierabendverkehr an mir vorbei. Nix für meine alten, aber verwöhnten Ohren. Ich legte deshalb einen Zahn zu und gelangte, schon leicht schwitzend, denn die schwülen 25 ° C sind keine idealen Bedingungen für hektische, gar sportliche Bewegungen, an die Fußgängerampel.
Bei dieser stand der Verkehr. Der davor liegende Kreisel ist zwar die bessere, weil wesentlich kostengünstigere, verkehrstechnische Variante, als eine Ampelkreuzung, aber sie hat auch ihre Tücken. Wer im Verkehrsfluss dort hinein rollen möchte, muss damit rechnen, dass andere Motorisierte sich mit der StVO - Grundregel " rechts vor links " nicht so richtig auskennen ( wollen ). Dennoch schoben sich die Blechkarren im Schritttempo an mir vorbei; auch dann noch, als ich die Thrandter längst überquert hatte.
Auch diese Aktion ist nicht ganz risikofrei. So mancher Pfeifenkopf drückt - sofern es der Verkehr zulässt - bei der kurzen Gelbphase noch auf das Gaspedal und knallt - bei Idealbedingungen - mit ordentlich Schmackes bei Dunkelrot noch über den Fußgängerbereich, der dann schon Grün angezeigt erhält, blöd guckend vorbei. Egal, da heißt es einfach, für drei Beteiligte mitdenken. So, wie es mir mein aus Sachsen stammende und vor 1961 " nüber gemachte " Fahrlehrer mir vor mehr als 45 Jahren eingebläut hatte.
Im " Netto " herrschte Feierabendstimmung. Es war mehr jungsches Volk zum Einkaufen da. Die Ferien sind längst beendet, deshalb bemüht sich so mancher Einzelhaushalt, den leeren Kühlschrank wieder mit Leben zu erfüllen. Das gilt natürlich nicht für jene Protagonisten, die noch bei Mutti leben und dort die Vorzüge der Vollkasko - Rundum - Sorglos - Versorgung genießen dürfen. Diese Kunden kaufen allenfalls süßes Gelumpe oder fettige Chips.
Ich fuhr mit dem Einkaufswagen in den Gang mit dem Katzenfutterregal. Dort, wo auch weitere Konserven zu finden sind. Allenfalls ein Päckchen Katzenfutter wollte ich noch mitnehmen, schließlich war ich am späten Vormittag bei " McGeiz " und hatte dort sechs der billigeren 320 Gramm - Dosen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und das teurere " Kittenfutter " besorgt. Gut, ja, gut, ich sach´ma, es kommt eh aus einer der wenigen Futterfabriken in diesem, unserem Lande und ist deshalb wesentlich billiger, weil es nicht bei den Bunt - Blöd - Sender, wie RTL nervtötend beworben wird.
Kaum war ich in den Gang eingefahren, fiel mir ein, dass am Donnerstag sowieso Großeinkaufstag angesagt ist. Motto: Ein Mal in der Woche für die Woche.
Ich verwarf den Plan, für unsere drei Kater - Persönlichkeiten noch weiteres Futter zu kaufen und bewegte mich auf ein Paar zu, das wohl eher unschlüssig in dem Gang nebst Wagen herum stand. " Brauchen wir noch Eier? ", fragte die Frau ihren Begleiter. Ich sah, wie sie mich dabei ansah. Es war jene Art von Blick, die einem entgegen geworfen wird, wenn sich ein Anderer von Einem bei einer amoralischen Handlung oder solch einem ausgesprochenen Gedanken ertappt fühlt. Der Grundsatz lautet auch hier: " So etwas macht man nicht! " oder auch: " So etwas sagt frau nicht!"
Sie sah mich immer noch an, ich sah sie an. Irgendwie musste sie erkannt haben, was ich in diesem Moment, als sie den vermeintlich unmöglichen Satz aussprach, dachte. " Fipronil - Eier isst man nicht!" Eigentlich ist nicht nur diese pseudo - ökologische Grundeinstellung völliger Unsinn. Uneigentlich aber, wird sie von vielen Hunderttausend Kunden längst praktiziert. Eier - Boykott? Ja, so ähnlich wird es wohl sein. Das Frühstücksei wird in diesen harten, weil vergifteten Zeiten, ersatzlos gestrichen. Nicht, weil die Nachrichtenindustrie es uns, dem potentiellen Verbraucher, jetzt eingetrichtert hat, sondern eher, weil der Kunde denkt, darin ist vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit enthalten.
Aber, was hat es nicht schon so alles an Lebensmittelskandalen gegeben?
In den 1980ern, als Ost und West konsumkritisch noch nicht wieder vereinigt waren, gab es den Glykol - Skandal. Es waren gepanschte Weine aus Österreich, die irgendwann 1985 in den Handel kamen und diverse Lähmungserscheinungen bei einigen Konsumente / Rentnern führten.
Der Handel reagierte umgehend. Billigweine wurde u.a. bei dem Marktführer " Aldi " aus den Regalen genommen. Danach sahen diese - wenn auch nur vorübergehend - wie nach einer Panikkauf - oder Hamsterkauf - Orgie aus.
Kurz danach wurde in einer fränkischen Brauerei der illegale Zusatz " Bromessigsäure " beigemischt. Die Panscher mussten die Härte des bayrischen Staates auf sich nehmen, der den Laden nicht nur unter die Lupe nahm. Da der Stoff, mit dem die Haltbarkeit des Gesöffs verlängert wurde, in Verbindung mit anderen chemischen Elementen als Giftwaffe im Krieg zum Einsatz kam, erhält der Begriff " Kampftrinken " danach eine völlig andere Bedeutung.
Wenig später deckte ein Radio Bremen - Fernsehteam auf, dass sich in einer Vielzahl von gefangenen und zum Verkauf ausgelieferten Fisch, ekelige Würmer befanden. Dieser Bericht löste in den 1980er Jahren einen Medienrummel rund um angeblich verunreinigten Fisch aus und führte nicht nur im Norden Westdeutschlands zu erheblichen Umsatzrückgängen.
In den 1990ern folgte dann der BSE - Skandal ( auch Rinderwahn genannt ). Die als " Kreuzfeldt - Jakob - Krankheit " sich ausbreitende Seuche forderte - vor allem in England - eine Reihe von Toten. Die Rinderwahn - Seuche breitete sich in den Folgejahren auf Teile Europas, aber auch weltweit aus.
Zwischenzeitlich gab es eine Vielzahl von Salmonellen - Erkrankungsfällen, die medial eher niedriger gehängt wurden.
Es folgten:
Östrogen -, Antibiotika-, Nudel-, Gammelfleisch-, Babynahrung-, Milch-Eier-,Eis-,Obst-, Erdbeer - und Vogelgrippe - Skandale, in munterem Wechsel.
Die CSU - Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer und Aigner zeigten auf medialen Druck jeweils hektische Betriebsamkeit, erarbeiteten schnellstens einen selbst lobend veröffentlichten 10 - Punkte - Katalog, doch dessen Umsetzung führte nur zu weiterer Verunsicherung und vermied eben keineswegs weitere Skandale.
Nun also, sind, dem Zufallsverfahren geschuldet, erneut verunreinigte Hühnereier auf dem Programm des Polit - Nachrichten - Sommertheaters gesetzt worden. Mit Macht trommeln die Nachrichten uns in das " Fipronil " verseuchte Hirn, was nicht so alles an konzertierten Aktionen der Lebensmittelindustrie und der Lobbyisten in der Politik umgesetzt werden soll, um solche skandalösen Herstellungsverfahren künftig zu unterbinden.
Ehrlich gesagt: Heiße Luft hilft hier mehr.
Ich vor an dem Pärchen vorbei und begab in Richtung der Kasse. Eier habe ich dieses Mal nicht mitgenommen, denn die liegen noch in dem eigens dafür vorgesehenen Fach in dem Plaste - Element, des Amerikanischen Kühlschranks und gucken mich jeden Morgen treu und ergeben an, wenn ich eines von ihnen der Schale entnehme, dann in den Eierkocher bugsiere, dort 5 Minuten köcheln lasse, abschrecke und in den Eierbecher stecke, von wo es alsbald, nämlich nachdem die Spitze mittels geübten Messerschlages entfernt wurde, in meinem Magen verschwindet.
Ob die beiden Suchenden beim " Netto " gestern Abend eine Packung Eier mitgenommen haben, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht hatte die Frau darauf keinen Appetit mehr, nachdem sie meinen kritischen Blick als möglichen Vorwurf zu ihrem geäußerten Gedanken, nun doch, in dieser Eier - Skandal belasteten Zeit, Selbige kaufen zu wollen, verworfen hat.
" Brauchen wir noch Eier? "
Also,ich sach´ma´grundsätzlich: " Ja, aber..."
In einigen Tagen und Wochen wird der " Fipronil " - Eier - Skandal keiner mehr sein. CSU - Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt aber auch keiner mehr.
Wetten,dass....?
ELP und " Brain Salad Surgery " als Single - Auskoppelung - 1973:
Kommentare