Die sterbende Jungfer, die weinenden Sonnenblumen und die wachsenden Physilis
Der Hauptteil unserer Familie weilt zurzeit in Norwegen. Sie hat sich eigens dafür einen Campingbus mit allen möglichen High Tech - Geräten angeschafft. Dat Ding war nicht gerade billig, aber vielseitig verwendbar. Es wird auch zwei Rentner zum Kap transportieren.


Auch unsere tierischen Mitbewohner haben da ihre Probleme gehabt. Da sie bei Regenwetter sich eher in die Zimmer verziehen, muss ich nicht gleich in Panik geraten, wenn plötzlich vier Katzen auf vier Räume irgendwie verteilt liegen.
Doch ihren Drang nach dem Jagen von Mäusen und anderem Getier wird dadurch keinerlei Hindernisse in den Weg gestellt. Hausruhe und Mäusejagd schließen sich nicht aus. Doch heute Vormittag legte unsere Katze keine Maus aus den Boden, sondern eine Libelle. Die lebte noch. Ich holte mir ein Geschirrtuch und ließ die ungebeten Bewohnerin darauf hoch krabbeln, denn die elegante Fliegerin war eben nicht mehr flugfähig.

Danach brachte ich das Insekt ins Freie. Ich bugsierte die Libelle auf den Wilden Wein, der inzwischen deutlich sichtbare Trauben gebildet hatte. Als ich nach einigen Stunden den Platz erneut betrat, war das Insekt verschwunden. Durch den Regen, der draußen herunter prasselte, hatte es denn wohl eher im warmen Zimmer Schutz gesucht. Unsere Katze war daran nicht beteiligt, Demnach plädiere ich für Freispruch erster Klasse.

Es regnete wieder mal. Statt Sonne eben regen. Beides ist für den Wuchs unserer mühsam hoch gepäppelten Sonnenblumen erforderlich. nach dem heftigen Regenguss tropfte es an ihren Rändern, den Kränzen, der Korona, ständig herunter. Es sah so aus, als würden die Blumen weinen.

Beim Gießen der kleineren Pflanze sah ich sie dann doch wieder: Die Libelle, die Jungfer. Sie kauerte auf einem Blatt des Wilden Weins. Als ich näher heran ging, kam es mir so vor, als würde die elegante Fliegerin dort ihr Leben aushauchen. Zeit zu sterben? Es könnte sein. Aber für die nächste Generation, den nachwuchs hatte das Insekt garantiert gesorgt. So ist der Lauf der Natur eben.

Gut´s Nächtle mit:
Wolfgang Riechmann und " Himmelblau "
Album: " Wunderbar "
1978:
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