Das Ende des Jungfernflugs
Im Verlaufe der vielen Jahre haben sich schon eine Reihe von Tieren auf dem Grundstück und im Garten verirrt. Die Gründe und Ursachen hierfür sind genauso vielfältig wie jene Lebewesen, deren Namen ich nicht genau kannte. Aber, dafür waren es zum Teil auch geläufige Kreaturen, die sich bei uns vorstellten. Von einem Schäferhund aus der Nachbarschaft, dessen Halter sich als arroganter Schnösel und Oberspinner entpuppte, einem halb verwilderten Artgenossen, der unseren Kompost durchwühlte und dort altes Brot fraß sowie mehreren Katzen aus der Umgebung einmal abgesehen, waren es denn eher keine typischen Haustiere, die sich hier vorstellten.
Einige Vögel gerieten durch offene Fenster und Türen in die Räume, wo sie ängstlich umher flogen, andere wiederum verunglückten tödlich an den vielen Fensterscheiben. Von den vielen Wespen, Bienen und weiteren Hautflüglern möchte ich jetzt nicht unbedingt sprechen, auch nicht von der Ameisenarmee, die ich vor einigen Jahren unter dem Fußbodendielen des Gästebades mit Chemie und Beton bekämpfte und deren Staat ich dadurch vernichtete, weil darunter die Königin war. Den Marder, die Füchse, die Igel, die Eichhörnchen, die Erdkröten sowie ein Unzahl von Käfern, sind dann wohl schon interessanter.
Aber, die wahren Exoten waren bislang das Taubenschwänzchen, dass ich mit halb offenen Mund betrachtend, als Kolibri einstufte und einige Libellen, die sich in den Räumen wieder fanden oder im Garten herum schwirrten.
Es waren einige, der einheimische Libellenarten darunter.
http://www.digital-nature.de/tierwelt/insekten/libellen/libellenstart.html
Als ich heute in den späten Nachmittagsstunden eher zufällig in unserem Bad auf den Fliesenspiegel schaute, saß dort ein ungebetener Gast. Es war eine, jener vielen Libellen oder auch Jungfern genannte, die sich jetzt in den Augusttagen in unserem Garten einfinden und dort ihre akrobatischen Flugeinlagen zeigen. Doch diese Libelle hatte sich offensichtlich durch das offene Badezimmerfenster kommend, in der Richtung geirrt. Sie steuerte das Bad an und kam dort wohl nicht mehr heraus.
Ich holte das Handy und machte einige Fotos von dem geflügelten Gast. Kurz danach lag dieser rücklings in der Wanne. Er klebte am nassen Boden fest. Ich nahm die Klobürste, ließ das Insekt sich daran fest klammern und bugsierte es nach draußen. Sobald die Flügel wieder trocken wurden, schwirrte die Jungfer von dannen.
Immerhin hatte ich dieser wohl das ohnehin nur noch kurze Leben gerettet. Der Jungfernflug war zwar in unserem Bad beendet, das Leben jedoch noch nicht.
Wie heißt es zutreffend in dem Gedicht von Heinrich Heine?
„Liebe Libelle,
flieg nicht so schnelle!
Denk der Gefahren,
die deiner harren […]“
Gut´s Nächtle mit:
" Streetmark " und " Passage " - Eilleen - 1977:
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