Leiche am Gleis



Der durchschnittliche Bahnfahrende darf seinem Vertragspartner, der zumeist Deutsche Bahn AG heißt, ja so allerhand schlechtes in Bezug auf Krisenmanagement, Preise, Pünktlichkeit und Service  nachsagen, doch eines mit Sicherheit nicht: Das dieser Massentransporteur für Suizide und andere Dummheiten verantwortlich sein muss.

Als ich gestern Abend so gegen 18.40 Uhr den vergammelten Bahnhof in Dresden - Plauen aufsuchte, dort die knapp 40 Treppenstufen hoch stieg, um in den überdachten Wartebereich zu gelangen, erkannte ich aus einiger Entfernung unterhalb der elektronischen Anzeigentafel den sich bewegenden Fließtext.

Aha, die RB 30 nach Dresden hat Verspätung. Aus der Ferne sah die  Minutenangabe so aus, als seien es dieses Mal " nur  " 8 Minuten. Doch, halt! Acht Minuten? So eine seltsame Zeitangabe hatte ich bislang noch nicht gesehen. 5, 10 oder auch 20 Minuten, das waren geläufige Zahlen. Ab und zu stand da auch " wenige Minuten ", aber 8 Minuten hatte ich eigentlich noch nicht auf dem Wunderding gesehen. Nach einigen Schritten in Richtung des beleuchteten Feldes sah ich dann die wahre Angabe: 80 Minuten!

80 Minuten verspätet sich die Regionalbahn. Warum? Ich stellte mich, ein wenig perplex, vor der Anzeigentafel und wartete dort. Dann ertönte aus der übersteuerten Lautsprecheranlage ein Gong. " Achtung! Die RB 30 von Zwickau nach Dresden. Planmäßige Ankunft 18.45 Uhr, heute zirka 85 Minuten später! Grund ist eine Streckensperrung! "
Streckensperrung, dass hört sich dramatisch an.

Ich fingerte nach dem Handy in meiner Regenjacke. Dann wählte ich die Rufnummer meiner besseren Hälfte. Nach kurzer Zeit meldete sich die Mailbox. Kurz danach erneut. Und auch ein drittes Mal hatte ich keinen Erfolg. Scheibenkleister! Ich entschloss mich, den nass - kalten Bahnsteig wieder zu verlassen. Das tue ich mir jetzt nicht an.

Zuhause angekommen, versuchte ich erneut das Handy meiner besseren Hälfte zu erreichen. Erneut sprang die Mailbox an.
Ich befeuerte den Kaminofen im Wohnzimmer und bereitete das Abendbrot vor und wartete.

Als sie dann so gegen kurz vor halb Acht an der Tür auftauchte erhielt ich gleich die Erklärung für die Verspätung. Auf der Strecke von Zwickau nach Dresden war bei Wüstenbrand / Hohenstein - Ernsthal eine Leiche am Gleis gefunden worden. Deshalb musste die Strecke voll gesperrt werden. In solchen Fällen wird zügig das ganz große Besteck aufgetischt. Kripo, SpuSi und Gerichtsmedizin, Leichenwagen, und jede Menge Polizei.

In der Regel dauert es einige Stunden, ehe der Schienenverkehr wieder frei gegeben wird. Das Chaos ist dann bereits im vollen Gange.

Der November ist nun dafür bekannt, dass sich so mancher depressiv Gestimmte dazu entschließt, aus dem Leben zu scheiden. Das geschieht durchschnittlich 2 bis 3 Mal pro Tag ( https://de.wikipedia.org/wiki/Schienensuizid ).

Der vorgefundene, männliche Leichnam soll - laut Pressbericht - erhebliche Kopfverletzungen vorgewiesen haben, was mit für eine Kollision mit einem vorbei fahrenden Zug sprechen könnte. Ob es nun ein Unfall oder ein Suizid war? Die heutigen Untersuchungsmethoden werden auch diese Frage beantworten. Was nicht zu erklären ist, wie es in jedem Einzelfall zu einer Selbsttötungsabsicht kommen kann.

Da sollte der Fahrgast doch die Überlegung anstellen dass die Deutsche Bahn nicht bei jeder Betriebsstörung in die Verantwortung genommen werden kann. Denn, was kann der Konzern für die Suizide, die Vandalen, die sich jedes Wochenende in den Waggons austoben oder jene hirnamputierten Halbschranken - Umfahrer und Warnlicht - Ignoranten, die ihre Schüsseln dann noch über die Gleise lenken müssen, obwohl schon ein Zug heran jagt? Nichts!


" My Sleeping Karma " - " A Staya " -  " Moksha " - 2015:







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?