Maus im Haus



Nicht erst seit dem Comic - Klamauk mit " Tom & Jerry ", der ab den frühen 80er Jahren in den späten Nachmittagsstunden des ZDF lief, ist mir bekannt, dass Mäuse durchaus intelligente Tiere sind und keineswegs nur deshalb in der noch artenreichen Tierwelt ihre Existenzberechtigung besitzen, weil sie Allesfresser sind, sich rasant vermehren können und dann anderen Tieren als Nahrung dienen. Nein, die gemeine Maus ist mehr als nur ein Segment in der Nahrungskette. Sie hat sich als Artistin in einem Mäusezirkus einen Namen gemacht, sie kann Gardinen hoch klettern und damit Steigungen bewältigen, die dem Hundertfachen ihrer Körpergröße entsprechen. Zudem ist sie sehr wendig und anpassungsfähig.

Dennoch zählen Mäuse nicht gerade zu meinen Lieblingstieren. Das mag daran liegen, dass ich ein bekennender Katzenfreund bin und diese in der Regel Mäuse jagen.

Just diese angeborene Eigenschaft zeigte unser jüngster Hausmitbewohner am gestrigen Tag in exzessiver Weise. Er erbeutete gleich mehrere der grauen Tierchen und schleppte sie in verschiedene Zimmer, wo er sie mit teilweise deutlich vernehmbaren Geräuschen bespielte. Der finale Herzstillstand oder der obligatorische Genickbiss für das Beutetier fand jedoch nicht statt. " Tim Gustav ", der elende Mäusefänger, ließ doch tatsächlich seine Beute ziehen. Die entschwand jeweils unter einem Möbel und ward für ihn nicht mehr zu erreichen.

Das elende Spielchen kenne ich seit dem ich Katzen halte und mich dabei zum Dienstleister degradieren durfte. Die zuvor gefangene Maus wird in die Zimmer geschleppt, dort bespielt und - nachdem das große Interesse daran verloren gegangen war -  wieder ihrem Schicksal überlassen. Dass dann und wann auch abgetrennte Mäuseköpfe irgendwo in irgendwelchen Ecken liegen, dass ein Kadaver sich in meinen besohlten Elbkähnen befindet oder, dass auf den Kieswegen, dem Rasen und den Kellertreppenstufen Leichname gekillter Grautierchen abgelegt waren, gehört zu den handelsüblichen Beseitungsarbeiten eines Katzenhalters.

Doch dann und wann kommt es vor, dass eben der Stubentiger die heim gebrachte Beute nicht zerlegt. Dann ist guter Rat teuer. Denn der graue, ungebetene Gast wird, nachdem er den Schock der vorübergehenden Gefangenschaft überwunden hat, schon bald wieder aktiv. Und wie.

Da lagen in einigen dieser Fälle angefressene Knäckebrotscheiben in der Verpackung, es fand sich Mauskot in einer Pfanne oder auf dem Tablett lagen zerfressene Nudeln. All diese Hinterlassenschaften zeugten von den Aktivitäten der heimlichen Besucher. Dem Katzen - Quartett indes war´s egal. Sie gingen allesamt zur Tagesordnung über, Das bedeutete: Eine früh morgendliche bis abendliche Vollversorgung.

Ich habe dabei von Fällen gehört, bei denen Mäuse sogar Senftöpfe leer gefressen hatten, die Sitzauflagen von Campingstühlen anfraßen oder an Elektrokabeln nagten. Der graue Gast ist dabei nie sehr wählerisch.

Als einer meiner gehaltenen Kater eines Tages eine gefangene Maus im elterlichen Haus abgelegt hatte, verendete diese im dortigen Esszimmer unbemerkt hinter einem Schrank. Der Kadaver verweste daraufhin und begann bestialisch zu stinken. Trotz intensiver Suche, konnte das tote Tier zunächst nicht gefunden werden. Erst als der Gestank nicht mehr auszuhalten war, konnte die Maus lokalisiert werden. Der gesamte Schrank musste vor der Beseitigung des Aases ausgeräumt und dann zur Seite gerückt werden. Die Stelle, auf der die tote Maus gefunden wurde, musste gründlich gereinigt werden. Ein riesiger Aufwand also, den mein Kater " Cara " verursacht hatte.

Doch die gestrige Geschichte war noch kurioser. Die zuvor in den Raum geschleppte Maus bediente sich zunächst ungeniert an den herunter gefallenen Brotkrümeln auf dem Teppich, flitzte dann unter die chinesische Anrichte und kam erst beim Verlassen des Raumes wieder hervor. Ein zweites Tier hatte es sich im Schlafzimmer bequem gemacht. Die Maus lag unter dem Bett. Nachdem das Licht ausgeknipst war, wurde sie aktiv. Sie rannte zunächst in sämtliche Ecken, kletterte an dem Metall - Bettgestell hoch und wollte sich in meinem Kopfkissen einnisten. Dabei rannte sie über mein Gesicht. Als ich wie von der Tarantel gestochen hoch schnellte, musste ich den Eindringling aus dem warmen Bett katapultiert haben, denn nach dem Anknipsen der Nachttischlampe, sah ich den kleinen Vierbeiner noch unter den Schrank laufen. Ein Versuch, die Maus dort heraus zu stochern, schlug natürlich fehl.

In den frühen Morgenstunden gab es dafür wieder ordentlich Radau. Einer der Kater hatte den Eindringling wieder aufgespürt und gefangen. Er bespielte den Ruhestörer so intensiv, dass die Geräusche aus dem Flur deutlich zu vernehmen waren. Meine Tiefschlafphase war augenblicklich beendet.

Als ich dann aufstand, fühlte ich mich, als hätte ich keine Nachtruhe bekommen. Das stimmte in gewisser Weise auch. Sie wurde durch die Maus im Haus ständig unterbrochen. Zudem konnte ich mich vage an einen Albtraum erinnern. In dem Haus befanden sich plötzlich Hunderte Mäuse und genauso viele Katzen. Bei aller Tierliebe, aber von einem solchen Gedanken bekomme ich immer noch Schweißausbrüche und Herzrasen.

Merke also: Hast du eine Maus im Haus, jage sie lieber selber raus!


Wie war das noch gleich? In 37 Tagen ist Weihnachten. Da könnte so mancher deutschnationale AfD - Freund sich an diesen " Tom & Jerry " - Spot orientieren:


" Bakerloo " - " Driving Bachwards " - 1969:









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