Kurzschluss



Seit einigen Tagen hat unsere " Jura Z 5 " (  als revisionierter Kaffeevollautomat ) ihren Dienst quittiert. Mit ihr hat sich mein immer noch unumstößlicher Glaube, dass es nichts, aber auch rein weg gar nichts, auf dieser, unserer, Erde, geben kann, dass einen wahren Mann erschüttern könnte, vorläufig in Wohlgefallen aufgelöst. Während ich mir beim all morgendlichen - sehr, sehr eingeschränkten, Kaffeegenuss, so meine Gedanken über die - dann doch - sehr oft komplizierte Welt der Technik machte, kam mir die Eingebung, mal wieder die alte Tante Google abzuklopfen, um hier einen weisen Ratschlag zu erhalten, der dann dazu führt, dass Mama " Jura " vielleicht doch wieder zu Diensten steht.

Und, tatsgewiss, ich erhielt einige interessante Treffer, die das Suchmonstrum auf den Bildschirm anzeigte. Es waren die üblichen Verdächtigen, die sich zu dem aufgetreten Fehler in einigen Foren zu Wort gemeldet hatten. Okay, dass es sich hierbei ausschließlich um Kerle handelt, damit habe ich mich längst abgefunden. Die Quotenregelungen greifen hier eben nicht. Schließlich ist Technik, besser: Technik der besonderen Art, immer noch Sache des Mannes. Dort ist der Mann, dann ein Mann.

So schaute ich mir die so genannten Threads etwas genauer an und fand heraus, dass eine alte Kaffeemaschine auch eine solche ist, wenn sie zuvor " revisoniert " wurde. Alt bleibt alt, da helfen keine wunderschönen Fachtermini, mit denen auch hier herum gebranst wird. " Jura " muss zudem auch neue Automaten verkaufen, sonst geht die schweizer Firma genau so pleite, wie aktuell " Germania ".  Da will weder der dortige, überbezahlte Konzernvorstand, noch die knapp 750 Beschäftigten und auch Roger Federer nicht, der für die Geräte die Werbetrommel rührt.

Also: Würde es nach den drei Eidgenossen gehen, müsste ich unsere Kaffeelieferantin als Schrott Morgen früh entsorgen lassen. Eine Eigenreparatur wäre allerdings hier die sinnvolle Alternative. Lohnt das für die Alte noch, die mehr als 150.000 Bezüge auf dem Buckel hat?

So schraubte ich erneut an dem Chassis herum, um dann festzustellen, dass ich an den Übeltäter oder - ganz im Sinne der juristischen Unschuldsvermutung formuliert - an dem mutmaßlichen Täter, ohne einen speziellen Schraubenzieher nicht heran kommen werde. Ich legte die abgenommen Plasteteile zur Seite, stellte Mama " Jura " wieder auf die Füße und gab meine ad hoc entwickelte und umgesetzte Idee, die streikende und dabei ständig den FI - Schalter bewegende Maschine reparieren zu können, vorerst wieder auf.

Beim Herüber legen der schwarzen Chassisteile erinnerte ich mich an das Gespräch mit einem Nachbarn aus dem " Oberdorf ", dass wir einige Stunden zuvor eben über das Thema " Kurzschluss " geführt hatten.

Bei eben jenem Nachbarn war vor 12 Tagen im gesamten Haus der Strom ausgefallen. Es gab dort an jenem 26. Januar eine gewaltigen Knall, dann ging nichts mehr. Keine Heizung, kein Kühlschrank, auch keine Kaffeemaschine. Einfach nichts!

Ein Albtraum, ein Super - Gau, ein Horror für jeden technisch hoch gerüsteten Haushalt. Vor mehr als 40 Jahren, als im " Katastrophenwinter 1978 / 1979 -  nicht nur in der DDR - der Strom großflächig über Tage ausfiel, musste so mancher Betroffene auf die Energiegrundsätze der Jahrhunderte zuvor zurück greifen, die da hießen: Licht aus - Kerze an! Heizung aus - Kohleofen an! Kühlschrank aus - Lebensmittel raus! ( und zwar ab, in den Eiskeller ).

Doch heutzutage geht das nicht mehr so einfach. Schon allein deshalb nicht, weil es diese Hilfsmittel nicht mehr gibt. Der Stromausfall ist somit alternativlos. Doch dafür gibt es seit langem die Mobilfunktechnik. Und die hilft, weil ja auch der vielleicht noch vorhandene Festnetzanschluss über den Stromanschluss gespeist wird, eben weiter.

Also rief der von dem Totalausfall betroffene Nachbar die Störungsstelle der hiesigen Netzbetreiberin, der DREWAG, an.

Nein, dass sei nicht deren Sache, erklärte der Mitarbeiter seinem anrufenden Kunden. Und, nein, da könne die DREWAG dann nicht weiter helfen. Sowie, nein, für die technische Überprüfung sei der Wochenendnotdienst der Elektroinstallationsfirmen zuständig. Das war´s vorerst mit der Dienstleistung des lokalen Netzbetreibers.

So suchte der abgeferkelte Nachbar über das alt bewährte Telefonbuch die Rufnummer eines Elektrofachbetriebs heraus, der einen 24 - Stunden - Notdienst anbot. Der Meister aus dem nahegelegen Radebeul kam dann auch - allerdings nach zirka 1 1/ 2 Stunden. Er schaute sich die geortete Fehlerquelle an und erklärte dem verdatterten Hauseigentümer, dass dieses weder seine noch dessen Sache sei, sondern die Angelegenheit des Netzbetreibers - der DREWAG.

So stellt sich denn in jener, eher profanen Alterssituation, die wahrhaftig existenzielle Frage, dem verarschenden Hase - und Igel - Prinzip, nämlich in der Gestalt, dass das " Ich bin schon da! ", als " Ich bin dann mal eben weg " zu verstehen sein muss. Oder auch das Kindheitsspielchen des " Schlapp hat den Hut verloren " könnte hier greifen. Und mir fiel beim Schildern dieses Geschichte ein, dass ich just vor 50 Jahren den ehernen Grundsatz jedes - auch werdenden - Kaufmannsgehilfen in Zweifelsfragen zum Ausdruck bringen durfte, der da hieß: " Ham´ a nicht, krieg´n mär auch nicht mehr rein! "

Der gerufene Notfall - Elektriker indes schaffte dann doch die erwünschte Abhilfe. Er rief erneut die Störungsstelle der DREWAG an und gab dem dort immer noch seinen Telefondienst versehenden Mitarbeiter eine kurze Lagesituation ab. Dieser bequemte sich danach, seinen eigene Truppe zu informieren. Diese ließ sich nach weiteren 1 1/2 Stunden dann endlich blicken.

Nach einer Schnellanalyse war der Fehler gefunden. Er befand sich in der Tat in dem DREWAG - Verteilerkasten vor dem Hausgrundstück. Und siehe da, auch die Quellen jenen Übels war bei dem Netzbetreiber so bekannt, wie ein bunter Hund. Die vor einigen Jahren dort eingebauten Elemente zeigen nicht die erwünschte und erhoffte Nehmerqualitäten. Es kommt deshalb bei dem Eindringen von Feuchtigkeit, gepaart mit Spinnennetzen, die von den vielen Eindringlingen hier hinterlassen worden sind, zu Überspannungen und damit zu Kurzschlüssen.

Der Störungstrupp ging alsdann an seine Arbeit. Zuvor aber stellte dieser die Hauptsicherung für die Straße aus. Damit erlitten auch die weiteren Nachbarn jenes Schicksal, dass dem Bekannten seit Stunden ereilte: Strom weg - nichts ging mehr!

Ein " Sportschau " - Fan rief lauthals aus dem Fenster und beschwerte sich darüber, dass ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt der Lebenssaft abgedreht worden war. Kein Bayern - Sieg mehr zu sehen? Nach wiederum einer Stunde war der Schaden behoben, das Leben durfte weiter gehen. Die Suppe in Form einer gesalzenen Rechnung des überflüssiger Weise gerufenen Notfall - Elektrikers indes sollte der Nachbar und Betroffene jetzt zahlen. Notdienste sind teuer. Insbesondere am Wochenenden, wenn nicht alle, sondern nur die Dummen arbeiten müssen.

So belief sich die Rechnung auf zirka 150 Euro für die An - und Abfahrt. Und dieses war sogar noch mit Kulanz verbunden. Hierhinter eine " kriminelle Vereinigung " zu vermuten wäre indes etwas zu weit gegriffen. Aber Energieversorger und entsprechende Fachbetrieb sitzen doch irgendwie in einem Boot.

Der Nachbar fuhr einige Tage später zu dem " Kundencenter " der Dresdner Stadtwerke und bat um Erstattung des Rechnungsbetrags. Nun, ja, auch hier hat der Sparfuchs zugeschlagen. Es gibt eine solche Servicestelle nicht mehr. Er möge sein Begehren doch bitte schön in Schriftform einreichen, wurde er hier ein weiteres Mal im Schnee stehen gelassen.

Das hat er dann über mich getan. Wäre ja auch noch schöner, wenn ein doppelter Kurzschluss bei der DREWAG ausschließlich zu Lasten des eh schon arg gebeutelten Kunden geht. Wie war das noch gleich? Dummheit schützt vor Strafe nicht? Bewusste Falschinformationen dann eben auch nicht vor einem finanziellen Schaden? 

Und ein Kurzschluss? Wohl vor beiden nicht!



Albert Hammond - " The Free Electric Band " - 1973:











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