" schwere Metall " und andere sprachlich Unwägbarkeiten.





Als vor etwa einem halben Jahr der beauftragte Dachdecker den Balkon sanieren durfte, montierte er auch die schon recht betagte Dachrinne ab. Er warf die Teile in die Garageneinfahrt, wo ich sie später an die Seite legte. Eigentlich wäre er verpflichtet gewesen, die alten Zinkelemente zu entsorgen und hätte dieses auch mit Kusshand getan, denn für den Schrott gibt es noch einige Euro. Genauer gesagt: Für ein Kilogramm Zink zahlt der entgegen nehmende Handel ab 1,55 Euro. Da die Altteile mindestens 30 Kilogramm gewogen haben, waren da um die 50 Euro zu erzielen gewesen. Doch ich hatte andere Pläne.

Ich wartete auf unseren Schrottsammler, die sich üblicher Weise alle Vierteljahr ankündigt. Er wirft vor dem Abholtermin einen Flyer in den Briefkasten. Hierauf ist dann zu lesen, dass es um eine " Haushaltsgerätesammlung " geht. Darunter wird dann aufgeführt, was der fliegende Sammler so alles an Geräten einsammelt.

Nun ja, das die deutsche Sprache mindestens einem Viertel aller Deutschen mit Arier - Nachweis auch nicht gerade von der Hand flutscht, dürfte bekannt sein. So finden sich auf dem Flyer des polnischen Freundes diverse Rechtschreibfehler ( ich fasse mich jetzt selber an meinen großen Zinken ), die mir sofort ins Auge fielen.

" Isolier Kaelble ": Au ha, da muss die Tastatur wohl Amok gelaufen sein?

" Reifen Paar 2 oder 4 ( min. 50 % ): Er meint hier die achsgleiche Bereifung und ein Mindestprofil?

" Fersehen - alle ": Hmmmh, soll wohl Fernseher heißen. Auch alte Röhrengeräte?

" AutoBatterien ": Och, das würde auch ein Völkischer so schreiben.

" Schrott schwere Metall ": Aja, ich habe einst auch nach Gehör in englischer Sprache gesungen.

" gusseisernen Öfen ": Er meint hier tatsächlich Gusseisenöfen oder gusseiserne Öfen ( Precht und " Das Genitiv " lassen herzlichst grüßen.

Auf der Rückseite wird´s dann sentimental. Er appelliert an die - auch in jeden Sachsen vorhandene -  Menschlichkeit. " Hilfe für die Ärmsten ". Allerdings stehen hinter diesem Pathos eher - nachvollziehbare - finanzielle Interessen.

Sei´s drum.

Ich öffnete nicht nur mein zu einem Viertel polnisch schlagendes Herz und öffnete dafür das defekte Garagenrolltor. Dann wuchtete ich die Zinkdachrinnenteile aus dem Raum nach draußen und legte diese " gut sichtbar an der Straße ".

Dazu kam noch weiterer Schrott und die defekte elektrische Kreissäge ( hier zeigt die Rechtschreibprüfung oder besser: das Rechtschreibprüfungsprogramm doch tatsächlich einen Fehler an und legt mir unsinnige Korrekturvorschläge vor ).
Der Sammler erschien bereits ab 15.00 Uhr vor dem Grundstück und sackte alle heraus gestellten Teile in seinem " Sprinter " ein.

" Porzelan "  hatte ich nicht zu bieten. Vielleicht beim nächsten Mal, wenn wir ausziehen!

Schwere Metall in schwäre Sprach? So manchem Deutschtümmler wird dazu auch nicht viel Besseres eingefallen sein.


Ryan Cook and Band - " Everybody´s Talkin´" - 2011:







Das Original  stammt von Fred Neil aus dem Jahre 1966  hier gecovert von Harry Nilson - 1969:







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