Frauen an die Macht?



Morgen ist der 8. März. Dann darf die eine Hälfte der Weltbevölkerung sich selbst feiern. Tut sie aber nicht. Der Mehrzahl der hälftigen Weltbevölkerung ist dieser Tag nicht einmal bekannt. Und in unserem, gemeinsamen Deutschland selbstverständlich auch nur jenem Teil, der einst als DDR etwas mehr als 40 Jahre existierte. Den Altersgruppen nach November 1989 dann allerdings auch nicht mehr.

Grund genug also, dass unser Heimatfunk, der MDR, sich für einen kurzen Zeitraum dem Themenkreis Frauenrechte, aber auch insbesondere dem Frauenwahlrecht, widmet.
Eine riesiger Komplex, der auch heutzutage mehr Fragen aufwirft als hierzu Antworten gibt.


https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/frauenwahlrecht/279343/kampf-um-die-gleichberechtigung-in-beiden-deutschen-staaten


Der ewig fort währende Ruf der benachteiligten Hälfte in der bundesdeutschen Bevölkerung nach Gleichberechtigung ist zwar nicht ungehört geblieben, denn das gleiche Recht für Frauen und Männern ist seit der Gründung der beiden - ehemals nebeneinander existierenden - deutschen Staaten längst umgesetzt worden. Dieses lässt sich aus den beiden Verfassungen erkennen. Doch zwischen Recht und dessen Umsetzung klafft eine exorbitante Lücke.

Gleichberechtigung und Gleichstellung sind deshalb zwei verschiedene Schuhe.

Während das nach - faschistische Westdeutschland dank eines immensen Einflusses der Kirchen auf die gesellschaftlich definierten Werte, ein vollständig tradiertes Frauenbild propagierte, das da Kinder - Küche - Kirche hieß und damit die Ausformung der Verfassungswirklichkeit, die mit dem Anspruch des durchaus progressiven Grundgesetzes nicht viele Gemeinsamkeiten aufwies, versuchte es die DDR mit einem anderen Ansatz, der da als sozialistische Frauenrolle zelebriert wurde.

Beide Versuche, den Verfassungsrang der Gleichberechtigung umzusetzen, scheiterten letztendlich kläglich. Sei es nun bei den Frage der beruflichen, der ökonomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau als auch innerhalb der kleinsten Einheit des Staatsgebildes, der Familie.

Mag die Kindererziehung da noch eine Nebenrolle gespielt haben, denn diese oblag in der DDR bereits kurze Zeit nach der Geburt dem Staat und seinen ideologisch auf Kurs getrimmten Einrichtungen, die alsbald den weiteren beruflichen und oft vorgeschriebenen - zumindest aber beeinflussten - Werdegang bestimmten, so zeigte sich spätestens danach bei den DDR - Frauen eine Diskrepanz auf den Feldern der leitenden Funktionen innerhalb von Partei, Staat und Gesellschaft.
Auch im wesentlich kleinere, im familiären Umfeld, sah es bei der Arbeitsaufteilung zwischen Mann und Frau nicht gerade fortschrittlich aus. Die Rollen waren eindeutig definiert: Die Frau hatte neben der Erfüllung ihrer gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitspflicht, nebenbei den Haushalt zu erledigen.

Im westdeutschen, im kapitalistisch geprägten Land des Klassenfeindes sah es indes noch düsterer aus. Die BRD - Frau war auch nach der Heirat de facto entmündigt. Arbeitsmöglichkeiten gab es zwar en masse´, doch der Mann musste hierzu seine Zustimmung erteilen und den Arbeitsvertrag unterschreiben. Ein eigene Konto konnte sie nicht ohne Unterschrift des Mannes eröffnen. Auch  andere schuldrechtliche Verträge durfte die Ehefrau nicht ohne die Unterschrift ihres Göttergatten eingehen.Der Mann bestimmte über mehr als 2 1/2 Jahrzehnte über seine Ehefrau. Von Gleichberechtigung nicht einmal eine Spur; von Gleichstellung schon gar nicht.

Mehr als 40 Jahre später hat sich immerhin vieles verändert. Doch nicht alles ist verbessert worden. Im Gegenteil. Durch das Erstarken der Neofaschisten, der AfD und anderer Zurückgebliebener, wird das Frauenbild in der Industriegesellschaft in Frage gestellt. Es sind Tendenzen erkennbar, die einen " roll back " in jene Zeiten befürchten lassen, in denen Frauen eben keinen gesellschaftlichen Stellenwert besaßen.

Der MDR als Gralshüter der DDR - Hinterlassenschaften und Aufwärmer der Ostalgie zeigt ab Freitag, den 8. März, in einer dreiteiligen Serie unter dem Titel " Mythos Ostfrau ", wie sich seit der Wende 1989 die gesellschaftliche Stellung der Frauen aus dem einstigen DDR - Gebiet verändert haben soll und möchte dieses mit der Situation jener DDR - Bürgerinnen von damals und der der BRD - Frauen vergleichen. Eine hohe Hürde, die sich die Verantwortlichen da gesetzt haben.



https://www.mdr.de/zeitreise/schwerpunkte/ostfrauen-wege-zum-glueck-teil-eins-100.html


Ob die Beiträge diese überwinden können, bleibt zu bezweifeln. Deshalb habe ich im Vorfeld eine Mail an die MDR - Redaktion gesendet:




MDR Zeitreise - Die Sendung
Ihr Anliegen/Ihre Vorschläge
Guten Tag, liebe MDR - Redaktion! Na, das ist doch ein interessantes Thema, so einen Tag vor dem Internationalen - oder auch Weltfrauentag? Immerhin steht für mich seit 1979 fest, dass es in beiden - damals noch existenten - deutschen Staaten einen gravierenden Unterschied zwischen dem, in den jeweiligen Verfassungen kodifizierten Gleichberechtigungspostulat von Mann/Frau ( auch gerne umgekehrt ) und der gesellschaftlichen Realität gab. Ob nun Artikel 7 Absatz 1 der DDR - Verfassung oder Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes, die Umsetzung jenes erkämpften ( Grund ) Rechts in das Alltagsleben einer DDR - BRD - Bürgerin gestaltete sich nicht nur schwierig, sondern war wegen der Dominanz der Kerle ( hier wie dort ) eher unmöglich. 40 Jahre nach dem von mir einst bei Frau Prof. Dr. Susanne Schunter - Kleemann an der HfW Bremen belegten Seminars zu eben jenen frauenspezifischen Fragen rund um Wirtschaft / Ökononomie, Gesellschaft und der Kritik hieran, steht für mich fest, dass zwischen Grundrecht und den Versuchen, dieses in der deutschen Gesellschaft umzusetzen, nach wie vor Lichtjahre liegen. Solange hierzu kein konsequentes Umdenken außerhalb aller grauen Theorien unter uns Knilchen stattfindet, wird sich auch in den künftigen Generationen nicht viel ändern. Lohngleichheit hin, Gleichstellung ( ist eben nicht gleich Gleichberechtigung ) in anderen Bereichen durch eine oktroyierte Frauenquote her. Umdenken beginnt in der Erziehung und dem Vorgelebten im Elternhaus. Daran hapert es immer noch. Schöne Grüße aus DD!
Crown Kingdom " - Timekeeper " - " Coronation " - 2016:

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