Helmut Lotti - Backstage



Vor einigen Tagen informierte der Nachrichtenkanal NDR Info darüber, dass der große Meister der Klassik auf bundesdeutschen Boden, der Herr Justus Frantz aus dem Norden dieses, unseres, so geliebten Landes, wegen einer unbezahlten Rechnung im Zusammenhang mit einem Auftritt von litauischen Musikern, vor dem Landgericht Hamburg die eidesstattliche Versicherung zur Vermögensoffenbarung als Geschäftsführer der " World Peace Philharmonia Of The Nation GmbH " abgeben muss. Da Maestro Frantz zu dem anberaumten Termin bei dem zuständigen Gerichtsvollzieher in Hamburg nicht erschien, erließ eine Richterin der Zivilkammer des Landgerichts Hamburg gegen Frantz einen zivilrechtlichen Haftbefehl.

Er soll also erklären, in welcher Vermögenssituation sich jene oben genannte Firma befindet, in der er als Geschäftsführer fungiert. Doch Justus Frantz, der Maestro der klassischen Musik, er erschien nicht.

Inzwischen ist dieses geklärt, denn der von der Frantz´schen Firma bevollmächtigte Rechtsanwalt stellte einen Insolvenzantrag. Damit steht formal fest: die Firma ist pleite.

Die litauischen Musiker des Staatschors aus Kaunas sind umsonst aufgetreten. Immerhin haben sie von den zirka 37.000 Euro Honorar noch vor ihren Auftritten eine Abschlagzahlung von 7.500 Euro erhalten, so dass die entstanden Spesen einigermaßen gedeckt waren.

Dass der große Meister der klassischen Musikdarbietung Frantz auf dem finanziellen Sektor eher eine Nullnummer darstellt, ist unter anderen aus verschiedenen Berichten der Medien zu entnehmen. Die Finanzmiseren begannen bereits um die Jahrtausendwende, als gegen Frantz wegen Konkursverschleppung sowie Untreue ermittelt wurde.
( Vgl. " DER SPIEGEL " , 11 / 2019, S. 120ff )

Der Musikus befindet sich damit in guter Gesellschaft. Auch sein niederländischer Musik -  Kollege Andre´Rieu geriet einst gewaltig ins Schlingern. Er soll angeblich zeitweise mit 23,8, gar mit bis zu 34 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide gewesen sein und kurz vor dem finanziellen aus gestanden haben ( https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_67184350/andre-rieu-ich-war-mit-34-millionen-verschuldet-.html ).
Inzwischen hat er sich wohl davon wieder erholt.

Dennoch ist es ein schmaler Grad, den viele Künstler seines Genres immer wieder betreten müssen, um zu verhindern, dass sie von anderen, sehr geschäftigen Mitläufern an dem kommerziellen Erfolg nicht über den Löffel balbiert zu werden. Deshalb verteilen ihre Manager und / oder Berater die Risiken gerne auf andere Firmen oder Dienstleister, die dann nur ein kleines Segment an einer Arrangement, einer Tonträgerproduktion oder sogar Tournee bedienen. Dadurch werden die geldlichen Risiken gleich auf viele Köpfe verteilt. Dem eigentlichen Künstler trifft es deshalb nicht direkt, wenn Forderungen nicht beglichen werden.

Es muss so Ende der 1990er Jahre gewesen sein als meine ehemalige Auszubildende mit einer, vielleicht skurrilen Geschichte an mich heran trat, um sich einen Rechtsrat zu holen. Sie hatte ihre Reno - Ausbildung längst erfolgreich absolviert und sich zeitweise in dem erlernten Beruf versucht, Dort gab es allerdings nicht viel Geld zu verdienen. Sie jobbte deshalb zunächst bei der " Lufthansa " - Niederlassung am Bremer Flughafen , Manchmal auch als Aushilfe in diversen Cafés im Bremer Viertel. Eines Tages erhielt sie über eine Bekannte ein Jobangebot als Catering - Mitarbeiterin. Und dort kam sie bei dem Auftritt des belgischen Schlager - Jünglings Helmut Lotti. Er gastierte im Rahmen einer Mini - Tournee auch in der Hansestadt.



Tatsächlich wurde ihr für 100 DM von einer Catering - Firma, die zu diesem Lotti - Auftritt verpflichtete worden war, ein Aushilfsjob angeboten. So stakste sie in zuvor mit bereit gestellten, feinen Kostüm für zirka 4 Stunden durch den hinteren Bühnenbereich, im Fachjargon Backstage genannt, und bediente Lotti nebst Tournee - Mannschaft mit erlesenen Speisen und höherpreisigen Getränken.

Gegen Mitternacht war der Zinnober des Belgeris, der verschmalzte Evergreens und sonstiges volkstümlichen Lieder - Kladderadatsch dem ebenfalls aufgepimpten Publikum kredenzte vorüber. In einem Artikel des Hamburger Nachrichtenmagazins " DER SPIEGEL " hatte ich einige Zeit davor bereits einen Verriss zu dem Geträllere des Schlager - Fuzzis gelesen und mich köstlich amüsiert.


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7167235.html


Nun aber hatte ich eventuell eine handfesten Rechtsfall vorliegen. Meine einstige Azubine wurde nämlich um ihren kargen Lohn, jene lumpigen 100 DM für ihre Dienste an den Damen und Herren sowie deren feine Gesellschaft schlichtweg geprellt. Der Verantwortliche des Catering - Services war nach dem Ende der Veranstaltung plötzlich nicht mehr gesehen. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Auch diverse Bemühungen der von ihm engagierten jungen Damen,ihn über sein schon damals mit geführtes Mobiltelefon zu erreichen scheiterten. Er war dort nie erreichbar. Eine weitere Telefonnummer der Firma war nicht mehr existent. " Kein Anschluss unter dieser Nummer ", plärrte mir die Telekom - Computerstimme entgegen.

Eine Adresse, unter die der Betrieb angeblichen gemeldet sein sollte, war schlichtweg " gefakt ". Doch da gab es noch einen Vor - und Zunamen des vermeintlichen Firmeninhabers, den ich dank des " Bremer Adressbuchs " auch tatsächlich heraus finden konnte.
" Soll ich dem einen Brief schreiben? ", wollte ich von meiner gelinkten Ex - Auszubildenden wissen.
" Nee, lass´mal, Ich habe ja noch das Kostüm behalten, ", entgegnete sie mir.
" Na, gut. Immerhin etwas. ", gab ich ihr als Antwort zurück.

Das schwarze Kostüm war allerdings - wie nicht anders zu erwarten - zusammen mit mindestens einem guten Dutzend anderer bei einem Berufsbekleidungsverleih geordert worden. Hierfür musste der betrügende Catering - Knilch eine Tagesgebühr sowie eine Kaution je Kleid entrichten. Die Textilien sah der Betrieb indes nie wieder. Auch der wird es in seiner Kalkulation berücksichtigt haben.

Der auftretende Lotti hat von jenem Schmu im Backstage - Bereich nichts mitbekommen und hatte damit auch nichts zu tun, denn die Verpflegung und Versorgung war in dessen Honorarvertrag eingeschlossen. Der Veranstalter wiederum hat den Catering - Service bezahlt und dieser wiederum die von ihm gelieferten Speisen und Getränke, die er allerdings zuvor - raffiniert, raffiniert - über einen echten Betrieb in seinem Namen geordert und bezahlen musste.

Lotti indes tritt ja nach langer Krankheit wieder auf. So auch in unserer schönen Landeshauptstadt.


https://www.kulturpalast-dresden.de/veranstaltung/helmut-lotti.html


Als ich dieses las, fiel mir sofort jene Backstage - Geschichte ein.

Solche Sachen gab´s schon damals.





" Eric Burdon & The Animals " - " As The Years Go Passing By " - " Love Is " - 1968:




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