Der Fußball : Ein Buch mit vielen Siegeln?
In der letzten Woche hat der Bundestrainer, unser aller " Jogi / Yogi " Joachim Löw sich in aller Öffentlichkeit dahingehend erklärt, dass er die künftigen Spiele ohne die drei - durchaus verdienten - Spieler des allzeit präsenten FC Bayern München planen möchte. Die drei Ex - Weltmeister Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller können bei ihm nunmehr keine Berücksichtigung mehr finden. Weitere Gründe dafür nannte er nicht. Das heißt aber auch, er möchte seine Auswahl eher verjüngen, denn das FC Bayern - Trio ist mittlerweile an die angeblich brisante Altersgrenze von 30 herangekommen oder hat sie sogar überschritten.
30 ist zwar für einen gesunden Mann eigentlich kein Alter, denn er steht erst am Anfang seines Berufslebens, wohl aber für einen Fußballspieler und schon gar für einen Fußballnationalspieler.
Bundes - Jogi teilte aber den drei 30 Jahre alten Männern mit, dass er sie nicht mehr benötigt. Er möchte auf ihre Dienste künftig verzichten und sich nunmehr den jüngeren Spielern widmen, denn mit denen kann er eher eine - wie auch immer geartete - Perspektive für die Nationalmannschaft aufbauen. Mit den älteren Konkurrenten lässt sich das nicht machen. Die waren ja bereits Weltmeister, haben somit das Maximum in ihren Karrieren erreicht und sind deshalb satt.
Löw ist einst selbst Fußballspieler gewesen. Er war Berufsfußballer. Er spielte sogar in der Bundesliga. Er war Assistenztrainer bei dem Schwaben Jürgen Klinsmann. Zwei Schwaben damals unter sich. Schwaben sind von Haus aus vorsichtig. Sie sind zudem knauserig, dazu ein klein wenig bieder, eher provinziell. Joachim Löw hat einige Dinge von seinem Mentor Klinsmann abgeguckt, ja, eher übernommen. Klinsmann trat zum Teil burschikos auf, handelte zeitweise sehr unkonventionell.
Dass erbrachte beiden den Erfolg. Was " Uns Klinsi " verwehrt worden war, nämlich den Titel im eigenen Land zu gewinnen, erledigte 8 Jahre später sein Nachfolger aus Schwaben.
Jetzt aber, nachdem dessen Mission Titelverteidigung bereits in der Vorrunde grandios in die Büxen ging, weil er den Fehler begangen hatte, mit zu vielen satten Titelträgern in der Mannschaft in Russland anzutreten, zeigt sich Bundes - Jogi als eine lernfähige Einheit. Er verzichtet auf die satten, zu alten Titelträger. So einfach ist das manchmal.
Da mögen die vielen Bazi - Fans Zeter und Mordio schreien, Hasskommentare und unqualifizierte Meinungen abgeben. Fakt ist: Die drei aus dem Überverein in Deutschland sind international betrachtet nicht mehr das Maß aller Dinge. Sie sind zu alt, zu langsam, zu satt, um sich so richtig ins Zeug zu legen. Für die anstehenden EM - und WM - Qualifikationsspiele, die Freundschaftsbegegnungen und als Leistungsgarant sowie Vorbild.
So einfach darf auch Fußball sein.
Nicht einfach zeigte sich indes die Situation für den Viertligisten, den Chemnitzer FC ( CFC ), der am letzten Samstag, den 9. März 2019, ein Punktspiel gegen die VSG Altglienicke aus Berlin zu bestreiten hatte. Das Spiel selbst endete schiedlich, eher friedlich mit 4:4. Doch das Ergebnis geriet zur schönsten Nebensache in diesem, unserem, nicht immer schönen Lande.
Ein stadtbekannter und - wie von einigen Medien angegeben - mehrfach vorbestrafter Neofaschist war einige Tage zuvor verstorben. Wäre er bis 2007 nicht bei dem CFC als Inhaber eines Sicherheitsdienstes tätig gewesen und somit in dem Vereinsabläufen involviert, es hätte kaum ein Mensch von dessen Ableben Kenntnis genommen. Doch so funktioniert das stille Gedenken innerhalb der als gewalttätig und mit Rechtsradikalen durchsetzen Teile der CFC - Anhängerschaft nun einmal nicht.
Es wurde ein durchaus übliches Brimborium veranstaltet, um einen vermeintliches Vereinsmitglied zu huldigen. War der verstorbene Haller überhaupt Mitglied des CFC? Oder hat er sich nach der von dem Fußballklub beendeten Zusammenarbeit nicht eher dadurch hervor getan, dass er Männer / Nachwuchs für seine im rechtsradikalen Spektrum agierenden Grüppchen rekrutieren wollte und denen dort mit Rat und Tat zur Seite stand?
Während die Umstände zu der als " Trauerfeier " dank der aufgepimpten, medialen Berichterstattung ( selbst die " Tagesschau " berichtete ) hohe Wellen schlagen, zog der Verein erste personelle Konsequenzen. Der zuständige Nordostdeutsche Fußballverband ( NODF ) verfügte eine vorläufige Sperre für den CFC - Spieler Frahn, der während seines Torjubels ein - wohl allgemein - zugängliches T - Shirt mit der Aufschrift " Support your local hools " hoch hielt. Sich dafür aber später entschuldigte.
Auch die CFC - Fanbeauftragte Peggy Schellenberger, die auch als SPD - Abgeordnete im Stadtrat tätig ist, wurde durch den Fußballverein von ihrer Funktion entbunden. Aus dem Umfeld der Partei hagelte es Kritik an Schellenberger.
Eine Sozialdemokratin kondoliert nicht für einen Neofaschisten!
Während der Zinnober im Stadion alsdann bundesweit hohe Wellen schlägt, sieht es zwar sportlich für den CFC eher besser aus, doch finanziell - und dieses ist das alles entscheidende Kriterium - droht dem Verein der KO - Schlag. Der Hauptsponsor, die Sparkasse, hatte bereits vor dem unappetitlichen Ereignis seinen Rückzug aus dem CFC - Engagement mitgeteilt und ist ist eine erhebliche Deckungslücke bis zum nächsten Lizenzantrag zu schließen. Der Himmel wechselt wohl sichtbar die Farben über den Klub und verdunkelt sich. Es kommen düstere Zeiten auf die Himmelbauen zu.
Schade! Der Verein hat ja eine lange Tradition vorzuweisen.
Auf die hätten ein Traditionsklub, der drei Etagen höher anzusiedeln ist, am späten Dienstagabend auf verweisen müssen, als er als Vertreter der Fußball - Bundesliga in der Champions League, der Königsklasse also, bei dem englischen Premiere League - Klub aus Manchester, den Citysens, arg gerupft wurde. Die Königsblauen aus Gelsenkirchen, der ruhmreiche FC Schalke 04, verlor auch das Rückspiel im Achtelfinale der Saison 2018 / 2019 sage und schreibe mit 0:7. Die höchste Niederlage, die je ein deutscher Fußballverein in diesem Wettbewerb kassiert hat.
Das blamable Auftreten des FC Schalke zeigt indes den derzeitigen Zustand der Mannschaft. Er ist desaströs. Da stellt sich nicht erst seit dem 2:4 am vergangenen Freitag bei dem SV Werder Bremen die Frage, wann der Trainer Tedesco seinen Koffer packen muss. Denn eigentlich sahen sich die Gelsenkirchener zu Höherem berufen. In der Bundesliga indes droht der Absturz in die Nähe der Abstiegsplätze oder zumindest der Verbleib in dem unbedeutenden, weil finanziell unattraktiven Mittelfeld. Im DFB - Vereinspokal ist in einigen Wochen erneut Werder Bremen der Gegner. In dem Jetztzustand dürfte es dann wohl eher eine Frage der Höhe des Werder - Siegs werden.
Königsblau durchleidet seit einigen Jahren ein Wechselbad zwischen himmelhoch Jauchzen und zu Tode betrübt. So ist aber auch der Fußball selbst.
Ein Buch mit vielen Siegeln.
" Lazuli " - " Cassiopeé " - En avant doute " - 2006:
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