Letzter Arbeitstag



Gestern war der 28.02.2019. Ein Donnerstag. Eigentlich kein besonderer Tag und doch ist es wiederum ein solcher. Meinen bessere Hälfte hat ihre berufliche Laufbahn nun endlich an den berühmten Nagel gehängt. Ab dem 1. März 2019 ist sie dann nur noch Rentnerin. Und dieses mit vollem Einsatz.

" Die brauchen mich noch. ", so formulierte es einst ein bereits in den Mittsiebzigern sich befindender Notar gegenüber meiner inzwischen verstorbenen Mutter, als diese ihn etwas ungläubig danach befragte, warum er immer noch berufstätig wäre. Er bezog diese Aussage darauf, dass er das Notariat nicht aufgeben wollte, weil für seine Kanzlei keine neue Stelle zur Verfügung gestanden hätte.

Aber auch in anderen Berufen werden Senioren weiterhin gebraucht und sogar gesucht. Deren langjährige Erfahrungen sind oft nicht zu bezahlen. In anderen Wirtschaftszweigen indes müssen Rentner ihre schmalen Rentenbezüge oft durch eine Tätigkeit aufbessern, weil die finanziellen Bedingungen häufig so miserable sind, dass es nicht einmal für das Bestreiten des gewöhnlichen Lebensunterhalts ausreicht.

Diese skandalöse Entwicklung, jene Diskrepanz zwischen gut situieren Pensionären und besser gestellten Rentner sowie wohlhabenden Privatiers wird im Laufe der kommenden Jahre ständig zunehmen.

Aber, auch sonst werden wir noch gebraucht!

Da wären nämlich noch die drei Enkelkinder, die schon sehnsüchtig auf uns warten. Schließlich gehören auch die Großeltern zu einer Familie . Und auch hier gilt alle Male: Die eigene Lebenserfahrung sollte weiter gegeben werden.

So fuhr ich dann - mit dem Wissen eines Alterserfahrenen - zum letzten Gefecht von Dresden nach Chemnitz. Dass unser japanischer Lastenesel erneut nicht anspringen wollte, lasse ich hierbei dezent weg. Also: Mit einem fahrenden Kombi bewegte ich mich in Richtung der " Straße der Nationen ", dorthin, wo eines der vielen Universitätsgebäude steht. Genauer gesagt, ich durfte in die Hofeinfahrt hinein. Dorthin, wo sonst nur die Damen und Herren Professoren einfahren dürfen. Jetzt aber, gehörte ich auch zu den Großkopferten.

Nach einer kurzen Vorstellung ihres Nachfolgers, luden wir gemeinsam die Habseligkeiten in das Auto. Die Verabschiedung fand einige Stunden vorher bei einem Gläschen Sekt und belegten Brötchen in dem neuen Arbeitszimmer statt. Nach einem Small Talk und einer kurzen Verabschiedung zog meine bessere Hälfte - nicht für immer, denn sie wird am kommenden Freitag unentgeltlich erneut vor Ort sein - die Dienstzimmertür zu. Nach mehr als 45 Arbeitsjahren war es der letzte Arbeitstag.

Ein weiterer Lebensabschnitt wurde abgeschlossen und ein neuer beginnt. Auch das Rentnerdasein wird nie langweilig, öde und inhaltslos werden. Dafür sorgen bereits die kommenden Wochen. 
Und der letzte Arbeitstag wird erst dann anstehen, wenn es körperlich nicht mehr geht.



Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich - " Mrs. Thursday " - " The Best Of... " -  1968:





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