Simone aus Indien


Vor einigen Tagen stellte meine bessere Hälfte ja den riesigen Kleiderschrank bei " ebay " - Kleinanzeigen ein. Nachdem die ersten Interessenten ihre Anfragen gestartet hatten, kristallisierte sich schnell eine überschaubare Anzahl von möglichen Käufern heraus. Schließlich unterhielt meine bessere Hälfte whatsapp " - Kontakt zu einer Interessentin, die sich mit " Simone " dort vorgestellt hatte. Sie wollte sich den Schrank tatsächlich am 20. März vor Ort ansehen.

Es hatte dann - wie ich hier schon berichtete - nicht so richtig geklappt. Beim zweiten Mal war dann " Simone " pünktlich. Sie sah sich den von uns mit hellblauer Farbe auf Vitage getrimmten Schrank an und war begeistert. Zuvor hatte sie allerdings eine Nachricht abgesetzt, dass sie aus Indien stamme ( " Simone " indian woman ).

Okay, überhaupt kein Problem. Hauptsache sie trägt dafür Sorge, dass der Schrank abgebaut und transportiert wird. Ja, das sollte dann so auch geschehen. Nun, wir warteten, denn bis Sonntag wollte sie dann die erforderliche manpower organisiert haben.

Als wir dann am Freitag und Samstag unsere Textilien aussortierten und die Bekleidung zum Teil in Plastemüllbeutel verstauten, bemerkte ich, dass es in und um den Schrank so richtig staubig war. Das Möbel stand ja nun bereits mehrere Jahre in dem einstigen Schlafzimmer und staubte so vor sich hin. Ich fasste für mich den Entschluss, den Kleiderschrank eigenhändig abzubauen, so, wie ich es bereits zwei Mal davor zelebriert hatte.

Ich setzte also den Akkuschrauber ein und erledigte den Rest mit dem guten, alten Kreuzschlitzschraubendreher. Gegen 12.00 Uhr klingelte es. " Simone " aus Indien stand erneut vor der Tür. Sie hatte sich einen männlichen Helfer über " ebay " geangelt. Leider hatten wir uns erneut ein wenig falsch verstanden. Der Helfer sollte nicht den Schrank transportieren, sondern nur abbauen. Das war allerdings bereits erledigt.

Also warteten wir bis der Transporteur gegen 13.30 Uhr kam. " Simone " und ihr Helfer fuhren zunächst unverrichteter Dinge von dannen. Gegen 13.30 Uhr erschien sie erneut. Dieses Mal mit weiterer Verstärkung. Ihre 18jährige Tochter war nebst Freund dazu gekommen.

Während die beiden Männer die Einzelteile des Kleiderschranks heraus trugen, plauderte " Simone " aus ihrem prallen Leben. Sie ist längst geschieden, hat aus der Ehe vier Kinder und lebt seit über 25 Jahren in Dresden. Nicht von ungefähr erzählte sie mir von ihren Problemen mit ihrem Aufenthalt.
Dazu kamen Problem mit dem Aufenthalt ihrer vier Kinder, Probleme mit dem Nesthäkchen, ihrer inzwischen 18jährigen, im vierten Monat schwangeren Tochter. Probleme mit ihrer Gesundheit. Eigentlich war " Simone " aus dem großen, weiten Umfeld von Dehli, dem Millionen - Moloch auf dem indischen Subkontinent.

Die ;Männer luden immer noch ein. Simone zeigte mir auf ihrem Trendy - Handy in weiß einige Fotoalben ihrer Kindern. Die älteste Tochter, inzwischen 30 Jahre alt, lebt in Berlin. Sie hat sich die Natur gegebenen schwarzen Haare europäisch blond färben lassen. Nun, ja, die sind jung durchaus attraktiv. Später dann nicht mehr so. Dann scrollte sie Bilder von ihren beiden Söhnen herunter. Beides fesche Jongs mit trendigen Frisuren. Beide hatten eine  Ausbildung hinter sich und verdienten ihr eigenes Geld.

Nur das Nesthäkchen macht immer noch Probleme. Ich empfahl diesem, ihren jetzigen Freund zu heiraten, dann wäre sie sämtlichen Ärger mit der nervigen Ausländerbehörde los. Sie nickte mir zu. Auch ihr mindestens 1,90 Meter großer Freund stimmte mir zu.

" Simone " aus Indien wollte ihre 70 Euro bezahlen. Diesen Betrag hatte sie mit meiner besseren Hälfte vereinbart. " Simone " gab mir zwei 50 - Euroscheine und erklärte mir dazu, dass sie es nicht passend habe. " Nein!, Das machen wir so! ", erklärte ich ihr mit fester Stimme und gab ihr einen 50er wieder zurück.
" God bless you! ", war ihre dankbare Antwort.
" It´s okay!", antwortete ich ihr.

Ich hatte in der kurzen Zeit genug von " Simone " aus Indien gehört. Unsere soziale Ader zeigte sich aber bereits gestern, als wir zusammen den Schrank ausräumten und später beim Abendessen einvernehmlich zu dem Ergebnis gelangten, dass 50 Euro für den fast 15 Jahre alten Kleiderschrank genug seien.

Während " Simone " ihre beiden Farbtöpfe, ihre Schutzhandschuhe, ihre Abdeckplane, zwei Farbrollen, einen Rollenhalter und eine Plastefarbwanne einsteckte. ging ich nach oben in das Büro. Ich schrieb ihr meine Mailadresse auf. Als ich sie " Simone " aushändigte und dabei erklärte, dass sie für den Kampf gegen die unbarmherzige Ausländerbehörde keinen Anwalt benötige, der eh nur viel Geld kosten würde, bedankte sie sich erneut.

Dann verabschiedete " Simone " sich bei mir und drückte mich ganz leicht. Dankbare Menschen sind mir immer schon lieber gewesen, als solche, die über irgendwelche Rechtsschutzversicherungen ihr oft nicht vorhandenes Recht eintreiben wollten. Vielleicht ist dieses einer der Gründe, warum ich kein Wirtschaftsjurist geworden bin und mir lieber die Probleme der ärmeren Menschen in diesem, unserem, so reichen Land angehört habe. Das brachte zwar nie viel Geld, aber dafür mehr Dankbarkeit. Und dieses ist auch eine Art Entlohnung, ein Entgelt, wenngleich ich mir davon keine Lebensmittel in den Supermärkten habe kaufen können.



" The Ceyleb People " - " Tanyet " - 1968:




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