Die Wut der wütenden Ostdeutschen
Der " Blaue Montag " gilt bei der breiten Mehrheit der Bevölkerung bekanntlich als so beliebter Wochentag. Schon allein deshalb nicht, weil die Woche erneut beginnt, die Jagd nach dem schnöden Mammon damit auch und der Erholungseffekt vom vergangenen Wochenende sich nahezu in Nichts auflöst.
Am heutigen " Blauen Montag ", den 24. 10. 2022 kommt für den Durchschnittsmichel hinzu, dass er von dem Flaggschiff der platten Unterhaltung, dem " Ersten " - Fernsehprogramm mehr als 3 Stunden versuchte Erklärungsarbeit auf dem Sektor " Ossis besser verstehen ( können ) um die Glüsen gehauen bekommt. Nach der " tagesschau " gibt es zunächst eine Dokumentation zu dem Thema " Russland, Putin und wir Ostdeutsche ", innerhalb derer das Mitarbeiter - Duo Jessy Wellmer und Falko Korth auf Reise in einen Teil Deutschlands geht, dessen Bevölkerung sich - mutmaßlich - mehrheitlich als " Deutscher II. Klasse " sieht, deshalb die braune Brut rund um die AfD / NPD wählt und seit einigen Jahren in stoischer Penetranz auf die so genannte Straße geht, um den Frust über den persönlichen Zustand ihres größtenteils abgelaufenen Lebens, dass der in diese Welt gesetzten Kindern oder sogar der Enkelkinder herauszubrüllen.
Geleitet von vorbestraften Rechtsradikalen, indifferent agierenden Berufshetzern, die solche Bühnen, wie einst die " Pegida " - Aufmärsche für sich nutzen, um ihren geistigen Sondermüll in Wort, Bild und Schrift umsatzträchtig und Gewinn erzielend an den Mann zu bringen, damit nicht nur das eigene Konto zu füllen, sondern nebenbei das Ego aufzupolieren und ein Image zu pflegen.
Inzwischen hat sich die mediale Aufmerksamkeit von jenen Schwachmaten abgewandt, weshalb weitere, ergänzende Themen sowie Betätigungsfelder gesucht werden müssen. Da trifft doch die geballte Faust in der Tasche auf das mediale erblindete Auge des Bundesmichels in Gestalt des profanen Ostdeutschen, wenn nun jene braunen Hetzer den Putin - Krieg und dessen Auswirkungen zum Anlass nehmen, um einen erneuten Versuch zu starten, Unruhe in die feisten Wampe des Wohlstandsbürger zu transformieren, denn ein hungriger Bauch denkt nicht gerne.
Besonders anfällig für jene dümmlichen Parolen und gezielt gestreuten Vereinfachungen scheinen - dieses immerhin 32 Jahre nach der " Wiedervereinigung - die Schwestern und Brüder östlich der Elbe, Saale und des Harzes zu sein. Hier steckt der Frust über die Abwicklung des ehemaligen Arbeiter - und Bauerstaates auch weiterhin vorhanden zu sein. Wer nach 1990 als über 40jähriger zu den Abgewickelten gehörte, der kam zum Teil beruflich nicht mehr richtig auf die Füße. Diese ostdeutsche Bevölkerungsgruppe ist mittlerweile im Rentenalter und muss nicht selten mit einer schmalen Rente auskommen.
Vielleicht wurden 32 Jahre als " Deutscher II. Klasse " auch zum Anlass genommen, um die nächsten beiden Generationen darauf vorzubereiten, dass sie es vermeintlich dann auch sind oder noch werden können. Hieraus entsteht eine Melange, die sich jetzt wieder als Protestler auf den Straßen von Erfurt, Dresden, Magdeburg oder anderen Groß - und Kleinstädten bewegt. Die bewegten Ostdeutschen wären es vielleicht heutzutage nicht, hätte es die DDR nie gegeben. Dann nämlich könnten sie jenen Vermögensstand vorweisen, den die Westdeutschen 73 Jahre nach Staatsgründung erwirtschaften durften. Sie wären in der Lage, einen Teil des materiellen Wohlergehens in Form von Immobilien, monetären Errungenschaften, wie Sparanlagen oder andersartige, in klingende Münze umwandelbare Gegenstände zu vererben.
Der Frust darüber, dass es aber keine Golden Löffel nach der so genannten Wende geschenkt gab, sitzt deshalb immer noch so tief, dass der Wutbürger Ost aus den geringsten Anlass seinem Unmut freien Lauf lässt. Ihn treibt es dort wieder hin, wo er 1989 das Ende des Arbeiter - und Bauernstaates einleitete und den Abgesang des real existierenden Sozialismus intonierte - dank der gütigen Beihilfe der UdSSR / Russlands.
Jenes Staates also, dessen verbrecherischer Krieg mehr als 33 Jahre nach den ersten Leipziger Montagsdemonstrationen, jene Menschen in Thüringen, Sachsen, Sachsenanhalt, Brandenburg und Mecklenburg - Vorpommern dazu veranlasst, ihre Forderungen auf Beendigung des Krieges, der damit verbundenen Sanktionen und der sich daraus entwickelten Wirtschaftskrise zu artikulieren.
Das Unverständnis der Westdeutschen hierüber führt wiederum dazu, dümmliche Erläuterungen zu diesem - nicht nur - spezifischen ostdeutschen Protesten über die Medien zu verbreiten. Ein Bespiel dafür ist hier nachzulesen:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/proteste-energiepreise-101.html
Aha, jetzt ist es also die Regierungskoalition in Berlin, die die Hauptschuld an der gegenwärtigen Protestlage trägt. Die CSU - Dame Münch ( https://de.wikipedia.org/wiki/Ursula_Münch ) macht es sich doch recht einfach, wenn sie - immer durch die schwarze und bajuwarische Brille betrachtet - eine, sicherlich nicht immer besonders sattelfeste Bundesregierung dafür verantwortlich machen möchte, dass vornehmlich Ostdeutsche protestieren und dabei verwirrte Meinungen auf Plakaten bekunden. Nein, Münch, nicht Kanzler Scholz hat dieses verursacht, sondern die 16 Jahre Merkel - Politik, die die Hände in den Schoss legte, sich von Putins Billig - Gas - Lieferungen und dessen Großmachtsambitionen hat vereinnahmen lassen.
Nicht Kanzler Scholz hat ab 2005 die Richtlinien der deutschen Politik bestimmt, sondern Kanzlerin Angela Merkel. Die lauteten alsdann, ganz im Kohl´schem Duktus: " Weiter so " und " Sie kennen mich! "
Na, bitte!
TITANIC - Exiled - Seawolf - 1970:
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