Frau Wellmer kann nicht nur " Sportschau "
Okay, summa summarum, ein netter Versuch, uns, den Westdeutschen, die die DDR und ihre Bevölkerung nicht, nur über die " Springer (Lügen)Presse " oder verquasten Geschichtsunterricht kennen gelernt hatten, näher zu bringen. Allerdings, war der eigentliche Aufhänger für eine Rückreise in das Geburtsland der Frau Jessy Wellmer, dazu eher nicht geeignet. Aber, gut, zumindest war eine Bandbreite der vorgestellten Meinungen zu dem " Putin " - Krieg gegen die Ukraine zu erkennen.
Diese müssen sich nicht mit der eigenen Sichtweise decken. Immerhin existiert nämlich dazu - 32 Jahre nach der so genannten Wiedervereinigung - auch für in Ostdeutschland / der DDR, so etwas wie Meinungsfreiheit. Und damit schienen manche der gezeigten Protagonisten nicht umgehen zu können.
Aber, schön der Reihe nach!
Die Autorin reist von Berlin - Charlottenburg nach Güstrow. Hier wurde die fast 43jährige geboren. Sie verließ nach der Schule die Kleinstadt, um unter anderen ein Studium zu absolvieren. Inzwischen ist Frau Wellmer nahezu fester personeller Bestandteil der ARD, denn sie moderiert hier eine Reihe von Sendungen. Frau W. kann von sich mit Fug und Recht behaupten, dass sie beruflich betrachtet - auch als Ostdeutsche - auf eine beachtliche Karriere verweisen darf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jessy_Wellmer
Jetzt also, geht es für sie zurück in ihren Geburtsort. Zurück, zu den Wurzeln? Nun, auch Städte wie das mecklenburgische Güstrow ( einst zum DDR - Bezirk Schwerin zählend ) haben nicht nur ihr Aussehen in mehr als drei Dekaden erheblich verändert.
Dieses wird nicht nur an dem Hausgrundstück der von Frau W. gesuchten Eltern deutlich sichtbar. Zu sehen ist ein schmuckes Einfamilienhaus mit Carport, zwei darin stehenden PKW als Ausdruck der bürgerlichen Wohlstandszufriedenheit und ein gepflegter Garten, auf dessen Terrasse die Eltern bei Kaffee und Kuchen schon warteten. Diese haben es finanziell besehen auch geschafft. Ein gut bürgerliches, nahezu sorgenfreies Leben nach dem Ausscheiden im Beruf führen zu können, ist immer noch nicht jedem Bürger vorbehalten. Nun, gut, wenn schon keine Platte, kein sozialer Randsatz gezeigt wird und Kriminalität so weit weg ist, wie die einstige Sowjetunion von Russland, so könnte es vielleicht eine deviante Meinung zu und über dieses Land an sich sowie den in seinem Namen vom Zaum gebrochenen staatlichen Massenmorden geben.
Doch da kam nicht so sehr viel zum Vorschein. Die gut situierten Pensionäre, das elterliche Lehrerehepaar, hielt sich dezent zurück. Was beide über den " Putin - Krieg " denken, das bleib eher nebulös. Papa erklärte ein bisschen dazu, indem er sich softig vom so genannten Mainstream an Meinungen distanzierte, während Mama als einstige Russischlehrerin ebenfalls in einen schwurbelnden Singsang zu dem Stellenwert des einstigen, von Staats wegen verordneten Großen Bruder ( eher Mutter Russland ) eine wohl gesonnene Grundeinstellung vertrat. Nichts Genaues weiß man / frau nicht? Weshalb denn ausgerechnet die Eltern der " Wossi - Frau " befragt werden sollten, lässt sich eher als ein Teil der der Reportage innewohnenden " Homestory " erklären, die Frau Wellmer gerne parallel zu dem Thema laufend, gleich mit erzählen möchte.
Von einem ganz anderen Kaliber indes zeugt sich eine Bekannte der Eltern, der zu DDR - Zeiten als NVA - Offizier für den Schutz des sozialistischen Staates vor dem " bösen " Klassenfeind aus dem Westen mit zuständig gewesen war. Er legt nach einer bewusst distanzierten Begrüßung, die eher von der ehemaligen Güstrowerin ausgeht, dann während der Autofahrt los. So zieht er ordentlich gegen die USA, Die NATO und den Westen im Allgemeinen und die Außenministerin Baerbock im Besonderen vom Leder. Der Ex - Bekannte entpuppte sich als " Hardcore - DDR - Nostalgiker " vom Allerfeinsten. Nun, im Gegensatz zu der Zeit seiner Dienste am Staat, darf er jetzt seine abweichende Meinung öffentlich kundtun. Schön für ihn, denn viel Zeit dafür wird ihm nicht mehr verbleiben.
Eine ganz andere Hausnummer stellt die Historikerin Silke Satjukow dar. Sie kommt mit einem ganzen Konglomerat an Erklärungsansätzen daher, die sicherlich größtenteils immer noch für den wesentlich älteren Teil der ostdeutschen Bevölkerung zutreffen sein dürften. Auch der einstige PDS - Parteivorsitzende Gregor Gysi sowie der Ostbeauftragte und SPDler Carsten Schneider sind als Quelle für eine fundierte Meinungsbildung eher geeignet als jene drei dauerfrustrierten Damen, die auf einer jener inhaltslosen Demos in Dresden gehört wurden.
Aber gut, Frau Wellmer bemühte sich eine gewisse Diversität bei der Meinungseinholung in ihrer " alten " Heimat Ostdeutschland zu wahren. Weshalb auch der Musiker Uwe Hassbecker aus der Rockgruppe " Silly " zu Wort kam, wie auch ein SPD - Bürgermeister des mecklenburgischen Lubmin, der sich vor dem Scherbenhaufen der mit der kriegsbedingten Beendigung der russischen Gaslieferung sieht und die so genannten Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland kritisiert. Nach seiner Vorstellung könnte die Gasleitung " Nord Stream 2 " lieber doch in Betreib genommen werden. Für den Kommunalpolitiker hängen hieran nämlich auch Arbeitsplätze und menschliche Schicksale.
Gas gegen moralische Bedenken und damit für eine indirekte Rechtfertigung des verbrecherischen " Putin - Krieges "?
Nein!
Auch wenn die Folgend er über Jahrzehnte fehl geleiteten Energie - und auch Russlandpolitik nun - wohl eher - kurzfristig zu erheblichen finanziellen Belastungen für jenen Einzelnen führen können, steht fest, dass der von dem diktatorisch agierenden russischen Staatspräsidenten kein Einlenken zu erwarten ist und deshalb von diesem auch keinerlei Gesprächsbereitschaft hierüber erkennbar sein dürfte. Nicht die Ukraine ist der Aggressor, der Kriegstreiber, sondern Russland. Die Menschen, die Zivilbevölkerung wird nicht auf russischem Territorium mittels Raketen, Drohnen und Granaten beschossen und ermordet, sondern auf ukrainischem Gebiet.
Was ist daran schwer zu erkennen?
Für dem gemeinen Westdeutschen ist die Einordnung von Gut und Böse hier eigentlich relativ schnell ausgeführt: Putin´s Russland ist die böse Macht, die NATO ( einschließlich der USA ) sind die Länder, in denen das Gute vorherrscht? Ganz so einfach dürfte es indes wohl nicht sein. Auch wenn die NATO - Staaten das angegriffene Land nahezu vorbehaltlos unterstützen, dürfte es auf der Hand liegen, dass es bis zu dessen EU - Beitritt noch einige Jahre dauern wird. Zumal in der Ukraine immer noch von Korruption geprägte Strukturen nicht vollkommen beseitigt wurden. Und das ethische Problem der " Leihmütterschaftsindustrie " muss auch erst geklärt werden. Es gebe demnach eine Vielzahl an Forderungen, die die ukrainische Seite zunächst erfüllen sollten, ehe sie in das europäische Haus aufgenommen wird.
Aber dieses sind nicht die Ursachen dafür, dass jene Generationen von Ostdeutschen ihre Zuneigung zu Russland nicht oder nur sehr behäbig aufgeben wollen. Weil die Sowjetunion in den 4 Dekaden der DDR - Existenz nicht nur zum Garanten für den Frieden in Europa, ja, sogar in der gesamten Welt hoch stilisiert werden durfte, die DDR - Staatspropaganda keine abweichende Sichtweise zuließ, verblieb in den Köpfen der älteren Generationen Ostdeutscher eben nur die einseitige Bewertung dieses Staates und des daraus verbliebenen Russlands.
Doch in dem Beitrag mit dem Titel " Russland, Putin und wir Ostdeutschen " kamen auch jüngere Menschen zu Wort und die sahen den aktuellen Konflikt in und um die Ukraine genauso, wie viele einstige BRDler.
Na, bitte, geht doch? Warum also immer wieder und immer noch diese Differenzierungen zwischen Ost und West. 33 Jahre nach der " Wende " und mehr als 32 Jahre nach deutschen Wiedervereinigung sollte damit endlich Schluss sein. Es reicht oder müssen wir all den Dreck, den wir aus den Zeiten des Kalten Krieges, der von der Staatspropaganda in unsere Erziehung, die daraus folgende Lebenseinstellung sowie die politische Sichtweise, hinein geprügelt worden ist, immer noch übernehmen? Ich meine, werte Genossen, damit muss endlich aufgeräumt werden. Frau Wellmer hat dieses in ihrem Beitrag versucht.
https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/russland-putin-und-wir-ostdeutsche-102.html
La Ira De Dios - Archeopterix - 2006:
Kommentare