Krebs diagnostiziert?


Vor einigen Wochen, der Sommer 2022 lag in seinen letzten Zügen, begegnete mir unsere Nachbarin aus dem gegenüber liegenden Reihenhaus. Sie bewegte sich eher bedächtig mit dem schon betagten Hund auf dem Geh - und Radweg, der hinter dem Grundstück verläuft, entlang. Ihr schon mehr als 12 Jahre alter Rüde watschelte behäbig hinter ihr her. Während der kurzen Zeitspanne zwischen dem Erscheinen der Nachbarin und ihrem Vorbeischleichen an unserem Gartentor konnte ich in ihr Gesicht sehen. Sie hatte mich nicht bemerkt, weil ich schräg neben unserem Geräteschuppen stand und dort an unserer Sitzgarnitur herum werkelte.

Weil sie mich nicht bemerkte, war es mir möglich, sie etwas genauer zu betrachten. Sie hatte abgenommen. Auch ihr Gesicht sah fahl aus. Weshalb sie eine elegante, nicht gerade billige Sonnenbrille trug, obwohl diese sich an jenem Vormittag kaum blicken ließ; allenfalls mal durch die dichte Wolkendecke, die regelmäßig von den Alpen in das Vorland herunter gedrückt wird.

Die Sonnenbrille aber war wohl nur als eine Art von Tarnung zu sehen. Das komplette Gesicht konnte darunter sehr effektiv verborgen werden. Die Nachbarin war elegant gekleidet. Sie trug einen halblangen Mantel, Stiefel und - so habe ich seit längerer Zeit immer wieder gemutmaßt - eine Echthaarperücke.

Nachdem die Nachbarin, sie dürfte so um die Mitte 70 sein, vorbei gegangen war, stellte ich einige Überlegungen an, was an ihr so anders war als sonst. Meine Vermutung danach war, dass sie krank sein musste. Ich hatte sie im vergangenen Jahr - schon wegen der " Corona " - Einschränkungen nur sporadisch gesehen. Zum Jahreswechsel begegneten wir uns zufällig, wenn sie mit dem Zweitwagen von dem Hundespaziergang zurück gefahren kam. Ab und zu stand sie am Hauseingang oder in der Garage. Wir grüßten uns kurz. Ich merkte, dass sie nicht gesprächig war. Als wenn sie irgendetwas verbergen wollte.

Mitte der Woche bekam ich dann von ihrem Mann zufällig gesagt, dass sie krank sei. Er sagte aber nichts weiter dazu. Er hatte an jenem späten Nachmittag beim Herausgehen aus dem Haus, wo er sich für den üblichen Hundespaziergang vorbereiten wollte, mit bekommen, dass ich mit einem Propagandisten, der für die Deutsche Telekom Neuverträge zu dem im Aufbau befindlichen Glasfasernetz einwarb, mich unterhielt. Er fiel uns - eher in unhöflicher Form - in das Gespräch und erklärte dabei, dass eben seine Frau krank sei.

Nun, krank zu sein bedeutet zunächst noch gar nichts. Selbst wenn sich eine " Corona " - Infektion als Erkrankung heraus stellt, ist diese - sofern der Erkrankte ausreichenden Impfschutz besitzt - nicht mehr so dramatisch. Sicherlich aber nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Doch, um welche Art von Erkrankung es sich bei der Nachbarin handeln könnte, sahen wir heute Nachmittag als wir zufällig aus dem Küchenfenster schauten.

Die gegenüberliegende Garage jenes benachbarten Ehepaars war geöffnet. Neben dem dort eingestellten Zweitwagen stand die Frau. Sie hatte ich seit jener Zufallsbegegnung nicht mehr gesehen. Beim näheren Betrachten bemerkte ich, dass sie eine dieser typischen Strickmützen trug, die Krebspatienten in aller Regel trugen, bei denen die Haare während der Chemotherapie komplett ausgefallen waren.

Sie sah zusammen gefallen aus. So, wie ich es eben von den Krebspatienten her kannte, die mir im Laufe der vielen Jahre bereits begegneten. Die Nachbarin hantierte an einem Gegenstand herum, den ihr Mann neben das Auto gestellt hatte. Wir identifizierten diesen als einen leichten Rollator aus Carbon. Diese Gehhilfen nutzen zwar überwiegend gebrechliche oder sehr betagte Menschen. Aber auch Krebskranke, wenn sie nach einer längeren Zeit der Bettlägerigkeit versuchen, erste Schritte zu wagen.

Krebserkrankungen sind tückisch, weil es eine Vielzahl von Erkrankungsarten gibt. Der Krebs gilt gemeinhin als Zivilisations - und Volkskrankheit. Sie kann jeden in jeder Altersgruppe treffen.

Ob es auch bei unserer Nachbarin der Fall ist, formuliere ich jetzt eher mit spekulativen Worten. Es spricht vieles dafür. Jedenfalls sind meine Beobachtungen dementsprechend.

Vielleicht täusche ich mich auch?

Es wäre schön, wenn dem so wäre, denn eine solche Krankheit wünsche ich niemanden.    




SULA BASSANA  -  Dark Days 

 





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