Zum Helloween - Lauf
Ja, aber, Hallo! Der Güldene Oktober 2022 macht seinem gegebenen Namen doch alle Ehre, Sonne satt, Temperaturen wie einst im Mai und dabei hilft er so ganz nebenbei viel Geld zu sparen.
Aus dem noch nebligen, eher kühlen Morgen, entwickelte sich alsdann ein herrlich Herbsttag.
Nahezu prädestiniert zum Laufen. Bei knapp zweistelligen Temperaturen legten wir nach zirka 14 Tagen Zwangspause zum ersten 10 Kilometerlauf los. Die Sonne blinzelte noch durch den morgigen Dunst, als wir die zwei Seen - Runde starteten. Vorbei an den längst abgeernteten Feldern führte uns der bekannte Klosterweg zum Hollerner See, den wir nach etwa einem Kilometer reichten. Die Bäume, Büsche und Sträucher hatten ihr Blattkleid in rötliche bis gelbliche Farben geändert. Nur die Grasflächen zeigten sich in dem satten Grün von einst. Auf den Wegen lagen herunter gefallene Blätter, die durch den Regen einen glitschigen Belag bildeten. Sie werden bald verrotten und später vom nächsten Novemberwind fort getragen werden.
Wo sich noch vor drei Monaten ein Korn-, Kartoffel - oder Maisfeld über Hunderte Meter erstreckte, ist nur noch Ackerkrume zu sehen. Ab und zu werden allerdings die abgeernteten Flächen von Winteraussaat unterbrochen, die bereits ein grünen Belag gebildet hat. Auf zwei Feldern hat der Landwirt sogar jetzt blühenden Winterraps eingesät, der demnächst wieder abgeerntet werden kann.
Bayern ist ja immer noch ein großes, von der Agrarwirtschaft umspanntes Land, auch wenn hier andere Wirtschaftszweige längst den Ton angeben. Nicht wenige, vormals arme, verarmte Landwirte oder Bauern sind inzwischen Multimillionäre, weil sie dank CSU - Mauscheleien in den Bauausschüssen sowie den Gemeinderäten ihr Land an meist bietende, auf Profit orientierte Investoren, sowie die Gemeinden oder gar an sich selbst, nämlich über eine eilends gegründete juristische Person extrem gewinnbringend verkloppen durften. Doch die Landwirtschaft geht längst auch andere Wege. Sie hat den Naturschutz entdeckt, den biologischen Anbau mitsamt seinen auf Nachhaltigkeit getrimmten Formen, wie auch der Art gerechten Tierhaltung. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Wir laufen auf dem Fuß - und Radweg entlang, der jetzt wieder einen unmittelbaren Blick auf das nahezu spiegelglatte Wasser zulässt. Einige Enten und Blesshühner ziehen über Teile des Sees, dessen Wasserstand nach dem heißen, sehr trocknen Sommer, überall deutlich sichtbar, wieder angestiegen ist. An dessen Seiten nun das Schilf, der Rohrkolben oder das Laichkraut, die Seesimse und das Sumpfgras sich langsam wieder zurück ziehen. Sie verwelken, verfaulen und bilden damit jene Schwebstoffe am Grund des Sees, die auch Nahrung für Fische und andere hier lebende Tiere sind.
Hier, wo noch vor zirka einem Vierteljahr die Sommersonne uns sehr heiße Tage bescherte und damit Tausende an die beiden fußläufig belegenen Seen trieb, herrscht jetzt absolute Stille. Ein paar Krähen aus dem benachbarten Unterschleißheim hatten sich auf das längst erneuerte Gras, dass inzwischen wieder jene satte grüne Farbe angenommen hat, niedergelassen. Eifrig pickten sie an den Resten, die von hier Feiernden achtlos liegen gelassen wurden, herum. Ich sehe Weißbrotstücken in den Schnäbeln der als " Gesundheitspolizei der Natur " benannten Vögel verschwinden. So mancher Rest Grillfleisch, Wurstenden oder auch Chips, Popcorn, Schokoladen - bis Müsliriegel, haben jene schwarz Gefiederten, die sich in einer Kolonie in der Nähe des Unterschleißheimer Gymnasiums seit Jahrzehnten befinden, Von dort aus fliegend laut krächzend durch und über ihr Revier, dass sich bis Eching, Garching bis Haimhausen erstreckt. Sie besuchen dabei die vielen Felder, sitzen auf Bäumen in der Nähe der begrünten Plätze oder lassen sich an den beiden Seen nieder. So, wie auch an diesem Donnerstagmorgen zu unserem 10 Kilometer - Lauf.
Wir haben die inzwischen aufgebaute Gaststätte " Hecht & Sonne " am Hollener See erreicht. Die Anlage ist verwaist. Das Laub der Bäume rundherum hat auch hier eine bunten Deckschicht gebildet. Beim Queren raschelt es unter unseren Füßen. Wo einst die Stühle des Biergartens das Bild prägten, herrscht nun Leere. Der Betreiber hat diese an den Seiten zusammengestellt und wird sie dort vor dem kommenden Winter mit einer Plane schützen. In knapp einem halben Jahr, dann, wenn die kräftige Frühlingssonne sich blicken lässt, stellt er sie wieder an die massiven Holztische, um den zu erwartenden Gästen eine Sitzgelegenheit anzubieten.
Die Gaststätte " brummte " in den Sommerwochenenden. Bei Vorbeilaufen erkannten wir lange Menschenschlangen stehen, die an dem Verkaufsstand auf ihre bestellten Getränke, einen schnelle Imbiss oder ein Eis warteten. Nun steht dort niemand mehr. Der Gastronom bietet aber auf seiner Internetseite auch in den Herbst - und Winterzeiten seine Dienste für Feiern an. Der beheizte Innenraum der Gaststätte ermöglicht dieses. Eine solche Einrichtung kann nicht nur vom Sommer existieren, denn die Betriebskosten fallen auch davor und danach an.
Einige Hundert Meter weiter führt uns der Weg entlang der abgeernteten Felder. Wo einst der Mais mannshoch stand, sind nur noch Strünke zu erkennen. Die Erntemaschine hat die Pflanzen bis auf wenige Zentimeter oberhalb der abgeschnitten ( " geköpft " ). Bald wird der kümmerliche Rest untergepflügt und dient als Humus für die folgende Frucht. Mittlerweile muss der Landwirt sich nicht mehr an eine von den Ministerien und insbesondere der EU vorbestimmte Fruchtfolge halten. Aufgrund des " Ukraine - Krieges " sind diese Bestimmung im kommenden Jahr aufgehoben worden, damit mehr Getreide sowie auch das extrem teuer gewordene Viehfutter angebaut werden können.
Der erste See ist jetzt umrundet. Wir überlegten kurz, ob wir zusätzlich den Echinger See noch umlaufen sollten. Der Fitnessstand nach beinahe 2 Wochen Pause ist noch nicht so gut, um sich auch 10 Kilometer zumuten zu können. Wir entschlossen uns auch diesen See zu umrunden und liefen an der Baustelle an der Schleißheimer Straße, Ecke Klosterweg, nach rechts in Richtung Obere Hauptstraße, von dort am Südfriedhof und der Feldstraße vorbei, zu den Gebäuden der KITA.
Auch dort lag eine dichte Laubdecke auf den Wegen. Die Bäume hatten zum Teil ihr Blattwerk komplett abgeworfen; auf anderen war die Hälfte des einst grünen Laubs herunter gefallen. Das noch vor einigen Wochen dichte Blattwerk zeigte durchsichtige Stellen, in denen die Sonne durch blinzelte. Wie die meisten Männer ihre Haare im dritten Lebensabschnitt nach und nach verlieren und sich Glatzen oder kahle Stellen bilden, so ergeht es jetzt den Hunderten Bäumen, an denen wir vorbeilaufen. Auch die Kastanien haben einen Großteil der Hand großen Blätter verloren. Das Laub bildete auf dem Wegen eine glitschige Schicht und raschelte beim Durchqueren der Flächen.
Hinter dem Gelände des Tennisvereins, dessen 1. Mannschaft in einer vergangenen Spielzeit mitsamt unseres honorigen Herrn Bürgermeisters Sebastian Thaler in die nächst höhere Liga aufgestiegen ist, hat ja - wohl dank des besonderen Einsatzes des Herrn Bürgermeisters - eine nigelnagelneue Tennishalle erhalten. Nun, viele bayrische Gemeinden - so auch die unsrige - haben Geld, viel Geld sogar, damit lassen sich Träume alsbald erfüllen.
Wir laufen weiter durch den Dr. Enßlein - Park. Das Areal wurde nach dem im letzten Jahr verstorbenen Ex - Bürgermeister der Gemeinde benannt, der zwei Dekaden lang die Geschicke der Kommune gelenkt hatte. Der SPDler hat das Bild Echings nicht nur 20 Jahre lang mitgestaltet, sondern sich dabei auch auf dem sozialen Sektor einen Namen gemacht. Im Andenken an seine Person und sein Schaffen wurde dieser Teil Echings nun umbenannt:
Als Zugezogene waren uns nur Fragmente aus der Echinger Historie bekannt. Doch dafür gibt es auch das Internet, das eben nie vergisst.
Nach dem Passieren der Garchinger Straße bewegen wir uns in Richtung der A9. Der Echinger See ist jetzt erkennbar, denn das ausgedünnte Blattkleid der vielen Bäume, Sträucher und Büsche gibt den Blick über den See frei. Hier tummelten sich vor drei Monaten Tausende anlässlich der " Brass Wiesn´", einem lokalen Massenbesäufnis, dass in diesem Jahr ein Todesopfer sowie einen Schwerverletzten verzeichnete. Nichts für Läufer, dafür mehr für Biersäufer!
Nach einem leichten Anstieg und etwa 1, 5 Kilometer Strecke stehen wir erneut an der Garchinger Straße. Unsere Uhren zeigen eine Laufstrecke von 8 Kilometern an. Das in Sichtweite befindliche Mallertshofer Holz lassen wir jetzt linksseitig liegen und nehmen den Weg entlang des Volleyballfeldes, des " Dr.Enßlin - Park " sowie der Skater - Anlage, zur Heidestraße.
Die beiden aufgestellten Baukräne an der Schleißheimer Straße, Ecke Klosterweg, sind wieder in unserem Blickfeld. Nach dem erneuten Queren der " Obere Hauptstraße ", laufen wir an der Baustelle, die zur Errichtung von einem Doppelkomplex mit Eigentumswohnungen eingerichtet wurde, vorbei. Ja, die Gemeinde Eching erfreut sich eines regen Zulaufs. Sie ist nicht nur wegen des hohen Freizeitwerts und der exzellenten Infrastruktur beliebt, sondern weist auch andere Vorzüge, wie ein überschaubares Gesamtbild auf, das eben vom ländlichen Leben mit geprägt wird.
Nach etwas mehr als 10 Kilometern stehen wir vor der Haustür. Geschafft - ohne sich geschafft zu fühlen. So beenden wir unseren vorgezogenen " Halloween - Lauf 2022 "; denn übermorgen der letzte Oktobertag dieses so ereignisreichen Jahres, das in 64 Tagen sein Ende findet.
Der " Silvester - Lauf " ist schon eingeplant!
F. D. Projekt - Time Traveller - Timeless - 2006:
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