Trainerkarussell



Die 60. Fußball - Bundesligaspielzeit verzeichnet bis Sonntagabend den 10. Spieltag. Damit ist es durchaus erlaubt, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Vor allem hinsichtlich der von den 18 Klubs engagierten Trainer und damit deren Bilanzen:

- 1. FC Union Berlin: Der aus der Schweiz stammende Urs Fischer hat bei dem zweiten Hauptstadtverein großartiges vollbracht. Mit eher überschaubaren finanziellen Mitteln formte er eine erfolgreiche Mannschaft. Auch wenn es auf internationalen Parkett noch nicht so rund läuft - Urs Fischer sitzt fest im Sattel.

-   FC Bayern München: Nach dem der " Überverein " aus der bayrischen Metropole vor kurzem drei Spiele hintereinander nicht gewinnen konnte, rumorte es in der willfährigen Medienindsutrie. Die Hofberichterstatter des dort ansässigen Heimatkanals " Sport1 " ( einst Deutsches Sportfernsehen ), die dank der vollkommenen Zersplitterung des Übertragungsrechtebereichs wieder einige Brotkrumen vom Tisch bekamen und immerhin das Samstagabendspiel der Zweiten live senden dürfen sowie die Drittverwertung aus den beiden Ligen am Sonntagmittag erhielten, orakelten bereits von einer " Mini - Krise ". Das landeseigne " Fachmagazin " aus Nürnberg, analysierte in nahezu wissenschaftlicher Weise, wie es zu der kleinen Leistungsdelle kommen konnte und der schwarze öffentlich - rechtliche BR sonderte besorgte Kommentare hierzu ab, wobei die Frage zu klären war, warum der " Formeinbruch " ausgerechnet während der Wiesn - Zeit zu verzeichnen ist. Bei allem Geschisse um diesen Klub: Julian Nagelsmann hat auch beim FC Bayern Pattex unter dem Allerwertesten geklebt bekommen - schließlich war er der bislang teuerste Trainer - Transfer der BuLi - Historie.

- SC Freiburg: Siebzehn Jahr, graues Haar, könnte der Fußballfreund zum Freiburger Trainer Christian Streich dichten. Da ein Ende der Tätigkeit ( Volker Finke lässt herzlich grüßen ) nicht in Sicht sein dürfte, könnte der Freiburger den einsamen Rekord seines Vorgängers und der ihm folgenden Bremer ( Rehhagel, Schaaf ) noch knacken. Ein weiter so dürfte angesichts der aktuellen Tabelllage keine Überraschung sein, alles andere bei der Trainerpersonalie sehr wohl.

- TSG Hoffenheim: Nachdem in den letzten Jahren der Klub das Image der Beliebigkeit erhielt und eher eine " Graue Maus " zu werden drohte, denn ein international wettbewerbsfähiger Klub, sorgte der jetzige Coach Andre´Breitenreiter für eine gewisse, auch personelle Festigung im und um das Mannschaftsgefüge. Die Ergebnisse zeigen dieses. Wie lange noch? Kurzfristig dürfte dessen Job in Sinsheim nicht gefährdet sein.

- SG Eintracht Frankfurt: Mit österreichischen Trainer hatten bereits andere (west)deutsche Fußballvereine sehr gute Erfahrungen gesammelt ( Max Merkel, Ernst Happel lassen von oben mit arbeiten ), so dass Oliver Glasner eine weiter Perle in der Kette darstellen könnte. Nach dem " VW - Klub " in Wolfsburg, nun die " Diva " am Main. Sein Stuhl dürfte so kaum wackeln und ein anderer Coach diesen einnehmen - es sei denn, er steht selbst auf und geht nach Europa.

- VFL Borussia Mönchengladbach: Quo vadis, Daniel Farke? Die Ergebnisse er von ihm zusammengestellten Mannschaft lassen zurzeit eine Berg - und Talfahrt erkennen. Während der Anspruch, der von der Vereinsführung diktiert wurde, den eines " Spitzenklubs " in der Tradition der vielen vergangenen Jahre vorgab, erreichte Farke´s Vorgänger Adolf " Adi " Hütter in der letzten Spielzeit nur Rang 10. Zu wenig, setzt ein Außenstehender den enormen Aufwand innerhalb des Klubs mit einem solchen Ertrag in Relation. Ob Daniel Farke mehr aus dem zur Verfügung stehenden Personal heraus kitzeln wird, dürfte angesichts der instabilen Leistungen und Ergebnisse sehr fraglich sein. Gladbach flog gestern Abend beim Zweitligisten Darmstadt aus dem Pokal. Schiedsrichter - Leistung hin, Gezeter dazu her. Endscheiden is´ immer noch auf´m Platz und da war meine ehemaliger Lieblingsverein schwach.    

- 1. FC Köln: Der hemdsärmelige Steffen Baumgart ( vulgo: der Tiger - im Tank - ) hat es geschafft, aus den latent abstiegsbedrohten Kölnern ein durchweg funktionierendes Gefüge zu konstruieren. Bereits in Paderborn konnte er zeigen, wie ein Durchschnittsverein erfolgreichen Fußball zelebrieren darf. Ob der FC Köln auch zu höheren Weihen geeignet ist, liegt aber eher an der Personaldecke und die ist nicht unbedingt den internationalen Ansprüchen geformt worden. Dennoch wird des Steffen´s Platz nicht gefährdet sein.

-  BVB 09 Borussia Dortmund: Mit Edin Tersic ist ein Neuer, aber Alter im Amt, aber seit der Bundesligagründung sind es nach Hermann Eppenhoff und Willy " Fischken " Multhaupt deren 45, die sich hier die Klinke in die Hand gaben. Darunter so klangvolle Namen wie der verstorbene Udo Lattek, der Ex - DFB - Trainer Ribbeck und auch Matthias " Motzki " Sammer. Jetzt soll Edin für den erfolglosen Marco Rose die heißen Kartoffeln aus dem Feuer holen. Die vorformulierten Ansprüche im schwarz - gelben Umfeld sind sehr hoch; die Ergebnisse des BVB scheinen diesen nicht gerecht zu werden. Auch Edin Tersic muss schnellsten liefern, sonst droht ihm der Stuhl vor die Tür gesetzt zu werden. 

- SV Werder Bremen: Mit dem norddeutschen Coach Ole Werner scheint der " Wiederaufsteiger " den richtigen Griff getan zu haben. Nicht nur, dass er nach dem - unnötigen - Zweitligaabstieg, nach dem " Corona " - Kasperle - Theater um seinen Vorgänger Markus Anfang, von diesem eine eher orientierungslose Truppe übernehmen musste, die er wieder auf Kurs zu bringen hatte, auch der von außen heran getragene  Aufstiegsanspruch spielte dabei eine gewichtige Rolle. Der Trainer hat beide Hürden souverän übersprungen. Nur mit der Einhaltung des einstigen Heim - Nimbus scheint es noch nicht so ganz zu klappen. Dennoch blieben die vereinsintern herausgegeben Ziele realistisch denn die heißen einzig und allen Klassenerhalt.    

- Rasenballsport Leipzig: Die Trainer  -  Kontinuität innerhalb des sächsischen Fußballvereins dürfte endgültig der Vergangenheit angehören. Seit dem Wegloben von Julian Nagelsmann hat RB bereits drei weiteren Spielleiter verschlissen. Ob Marco Rose den hohen Ansprüchen der Klubführung gerecht werden kann, bleibt abzuwarten. Wenn die Leipziger auch weiterhin auf europäischen Terrain mit mischen möchten, sollte hier endlich Ruhe einkehren. Marco Rose dürfte indes erfahren genug sein, um die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen.

- FSV Mainz 05:  Mit Bo Svensson ist ein Ex - Spieler als Coach verpflichtet worden. Der Däne besitzt reichlich Berufserfahrung und kennt den Klub aus Profispieler - Zeiten sehr genau. Immerhin hat er in der vergangenen Saison erreicht, das die Mainzer keine Abstiegssorgen bekamen. Bleibt dieses weiter so, wird sein Arbeitsplatz nicht gefährdet sein.

- FC Augsburg: Der Verein hat ja bereits im Juni 2022 einen Trainerwechsel von Markus Weinzierl zu  Enrico Maaßen vollzogen. Augsburg wird immer als möglicher Abstiegskandidat benannt. Das wird auch für den aktuellen Coach wie ein Damoklesschwert über ihn schweben. Deshalb dürfte der Arbeitsplatz keineswegs sicher sein.

- VFL Wolfsburg: Der " VW - Verein " aus Niedersachsen dürfte mit dem bisherigen Verlauf der Saison kaum zufrieden sein. Schließlich hat Coach Nico Kovac bereits erfolgreich große Klubs, wie den FC Bayern und davor die Frankfurter Eintracht trainiert. Noch dürfte sein Sessel bequem sein. Bei den " Wölfen " rotiert das Trainer - Karussell seit Dieter Hecking erneut schneller

- VFB Stuttgart: Die Stuttgarter Vereinsführung zog die Notbremse und jagte Matarazzo fort. Ein Nachfolger ist indes noch nicht gefunden. Der vor dem Saisonstart formulierte Anspruch der Klub - Oberen hat mit Sicherheit den Abstiegskampf nicht eingebunden. Weshalb der Coach nunmehr gegangen wurde. Immerhin gewannen die Stuttgarter die beiden letzten Pflichtspiele souverän: allerdings gegen Mannschaften ( Bochum, Bielefeld ), die aktuelle eine noch geringere Punkteausbeute vorweisen. Nun soll es also Michale Wimmer als eher Namenloser richten. Er ist seit " Riegel " - Rudi Gutendorf der 53.; seit Ralf Rangnick immerhin der 25. Coach in der Landeshauptstadt - open end!

- Hertha BSC Berlin: Aus dem selbst ernannten " Big City " - Klub wurde zunehmend ein m Rande des Abgrunds agierendes Investionsgebilde eines " windigen " und ahnungslosen " Unternehmers " aus der Kohl - Ära. Wer sich den Hassadeuren verschreibt, den versklavt ihre Geltungssucht? Mit nahezu unsinnigen Spielerverpflichtungen sollte die " Alte Dame " in die Sphären der " Spitzenvereine " gehievt werden. Eine teure Fehlplanung. Statt europäischer Vereine finden sich im Olympiastadion eher " graue " Mäuse aus der Bundesliga ein, um der Hertha die Punkte abzuknöpfen. Ob Sandro Schwarz die Mannschaft auf Kurs bringen wird, ist eher fraglich.

- Bayer 04 Leverkusen: Boah, ey,  wie konnte es nur passieren, dass aus einem Verein, der über Jahre von den Medien als mit zu den angeblich " Großen " der Liga eingeordnet wurde, aktuell ein im Tabellenkeller herum krauchender wurde? Die Fehler liegen wohl in der Vergangenheit? Jetzt wird der Spanier Alonso geholt, um die Mannschaft zurück in die Erfolgsspur zu hieven. Seit Christoph Daum, der es im " Werks - Klub " am längsten aushielt, haben sich immerhin 20 Trainer in mehr als 20 Jahren die Klinke in die Hand gegeben. Darunter solche Größen, wie Ribbeck, Vogts, Völler, Labbadia, Skibbe... Ob der Ex - Real Madrid - Profi Ruhe in die Mannschaft bringen kann, ist eher fraglich.

- FC Schalke 04: Was soll ein Fußballfreund zu den " Knappen " noch großartig Neues schreiben? Nach dem 0:3 im Bundesliga - Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim war der Stuhl des Trainers Kramer schon am Kippeln. Nach dem " grottigen " Kick im Pokal in Hoffenheim, der deshalb mit 1:5 in die Büxen ging, musste Frank Kramer als 60. Trainer seit der Bundesligagründung 1963 / 1964 in Gelsenkirchen seinen Platz räumen. Labbadia soll dem Klub bereits eine Absage erteilt haben. Der vakante Feuerstuhl bei Schalke ist nicht mehr so beliebt. Auch bei den längst Abgelegten in dem Milliardengeschäft Fußball nicht. Wer soll es nun richten? 

- VFL Bochum: Die Folgespielzeit nach der Aufstiegssaison soll bekanntlich noch schwieriger sein. Trifft das für den Bochumer Klub tatsächlich zu? Wer nach 10 Punktspielen nur magere 4 Punkte auf dem Konto hat, dabei die wenigsten Treffer ( 9 ) erzielen konnte, aber die meisten Tore kassiert hat ( 27 ) ist - zumindest auf dem Papier nicht bundesligareif. Der neue Trainer Thomas Letsch hat ein sehr schwieriges Amt übernommen. Immerhin ist Bochum dank eines mageren 1:0 gegen den Drittligisten Elversberg im DFB - Pokal eine Runde weiter gezogen. Doch am Sonntag stellt sich der Tabellenführer 1. FC Union Berlin vor. Die weisen zurzeit 23 Punkte bei 18:6 Toren auf. Noch Fragen?

Warum Erfolge immer nur der Mannschaft, Misserfolge häufig nur dem Trainer zugeschrieben werden müssen, ist mir auch nach 60 Spielzeiten, die ich mehr oder weniger intensiv verfolgen durfte, schleierhaft. Das Gesamtgefüge muss passen, sonst bleibt ein Trainer ein einsamer Rufer in der Wüste. Beim VFB Stuttgart nennt sich dieses Konstrukt " Funktionsteam ". Bei aller Verwissenschaftlichung: Entscheiden ist immer noch auf´m Platz, der nächste Gegner ist der Schwerste und der Ball bleibt immer noch rund!

                  






 


    


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