Papa geht einkaufen
Bald droht wieder Weihnachten. Wäre nicht der Ukraine - Krieg, wäre nicht Gas -Putins Gas - Lieferstopp und wäre nicht die trabende Inflation, der Bundesmichel könnte sich mit aller Kraft dem in 64 Tagen vor der Haustür stehenden Frohen Fest 2022 widmen.
Doch die Zeiten sind aktuell unsicher. So wahre Vorfreude auf das angebliche Familienfest will da dann doch nicht aufkommen. Die Energiekosten, die Lebenshaltungskosten, die latent vorhandene Angst des so genannten Mittelstandes, dadurch in Existenznöte zu geraten, in die Hängematte der sozialen Daseinsabsicherung in Form von staatlichen Transfers abzurutschen ist virulent.
Im " bösen " Osten treibt dieses ungute Gefühl, dann doch heraus gekegelt zu werden, durch das Raster fallen zu können, den vorbei fahrenden Zug des materiellen Wohlstands und der nach außen hin gezeigten Dazugehörigkeit verpassen zu können ist groß. Sie trieb und treibt immer noch Zehntausende auf die Straßen.
Im immer noch besser gestellten Westen, den ehemaligen Alt - Bundesländern, zeigt diese sich irgendwie in anderer Form. Hier wird nicht so häufig und zu laut gegen die vermeintlich falsche Energiepolitik, die gleichzeitig mit einer angeblich verfehlten Russlandpolitik in einem Kontext gebracht wird, herum gemotzt. Demonstrationen gibt es zwar auch, aber eher gegen Russland und Streiks sind derzeit nur von den eher besser bezahlten Flugzeugpiloten der " Lufthansa " sowie von " Eurowings " angesagt.
Das Land befindet sich 64 Tage vor Weihnachten irgendwie und immer wieder gefühlt in einem Krisenmodus. Das bestätigte sich auch in einer Meldung, die ich heute in aller Frühe um die Ohren geschlagen bekam. In der Lebensmittelbranche gibt es seit einiger Zeit heftiger Streitereien zwischen den Herstellern und den Handelsgiganten. Es geht - wie sollte es auch anders sein - um Moneten, um Profite und wohl ein klein wenig auch um Macht.
Die Lebensmittelindustrie wollte im Zuge der allgemeinen Preissprünge noch weiter an der Schraube drehen und die Angebotspreise für einige Tausend Artikel schubweise anheben. Der Handel indes möchte dabei nicht mit machen In den letzten Monaten hat dieser nämlich einen kontinuierlichen Umsatzrückgang zu verzeichnen. Im August diesen Jahres sank er um satte 8,8 % im Vergleich zum August des Vorjahres.
Das dürfte zwar unter die Rubrik " Jammern auf sehr hohen Niveau " fallen, zeigt aber dennoch, dass so mancher Kunde sich beim Einkauf zurück hält. Damit hat zunächst der Handel zu " leiden ", denn der muss ja die georderte Ware an die Frau, den Mann bringen. Was in den Zehntausenden Regalen liegen bleibt, wird entsorgt oder den Tafeln zugeführt. Das bedeutet wiederum, die Gewinnmarge ist geringer.
Nun streitet sich eben Handel mit Hersteller, weil Ersterer befürchtet, bei noch höheren Preisen bleibt noch mehr Ware in den Regalen liegen. Weil der Handel aber die teuren Einkaufspreise nicht tragen möchte, bestellt er weniger oder erst gar nicht mehr. Die Konsequenzen daraus kann der Kunde an großen Lücken im Sortiment erkennen.
Mit diesen Informationen im Gepäck, starteten wir am gestrigen Freitag unseren routinemäßigen Wocheneinkauf in der hiesigen " PENNY " - Filiale. Der Discounter ist ja bekanntlich ein Ableger des visavis thronenden " REWE " - Konzerns, der wiederum ein breiteres Sortiment an so genannten Markenwaren zu höheren Preisen im Angebot führt, wobei die Qualität der gesamten Warenpalette keineswegs durchgängig besser sein dürfte. Wie dem auch sei, wir sind keine " REWE " - Fans. Das waren wir bereits zu der Dresdner Zeit nicht. Das Image der dort in der Nähe, also an der " Kesselsdorfer Straße " liegenden Filialen, war hier wohl auf jugendlich - frisch getrimmt worden, denn während der überschaubaren Anzahl von " Mini - Einkäufen " sah ich eher " Fjällräven " - " Eastpak " - " Jack Wolfskin " - Rucksäcke tragende Kunden mit nicht gelifteten oder stark geschminkten Gesichtern in den Gängen der pickepacke vollen Regalen herum wuseln.
Wir waren einst " Netto " - Stammkunden, Auch wenn die dortige Filiale(n) an der Tharandter Straße alles andere als Vorzeigegeschäfte waren. Der eingesetzte Marktleiter, der seine Teilzeit beschäftigten, zumeist älteren Frau, knechtete, war ein arroganter Möchte - gern - Karrierist, ein Laffe, ein arrogantes A... dazu. Dennoch blieben wir hier über viele Jahre Kunde. Nur bei den " Weihnachtseinkaufsorgien " sind wir in den Morgenstunden zu der " Kaufland " - Filiale an der " Kesselsdorfer Straße " gefahren und waren wenig überrascht, dass bereits sämtliche Parkplätze belegt waren und wir uns quasi in die letzte Ecke quetschen mussten. " Kaufland " war im Ausnahmezustand und obwohl von " Tante Corona " und " Gasputin´s " - Kriegsverbrechern weit und breit nichts zu hören und sehen war, galt an jenem Tag des Weihnachtseinkaufs der Gorbatschow´sche Grundsatz des " Wer zu spät kommt,... " alle Male.
Die Regale waren zwar nie leer, obwohl es in den Gängen brechend voll war, doch bei den " Thüringer Klossteig ", den " Thüringer Bratwürsten " oder am Gemüsestand im Rotkohl - Kasten gab es schon mal Engpässe. Schließlich war, ist und bleibt das Heilige Fest der Liebe, Freude, Geschenke und der Ehekräche ein Highlight im Leben eines jeden Bundesbürgers. Der darf nämlich dann so richtig Saufen, Schlemmen und Schleimen ( bei den Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern etc. ).
Tja, das wird bei uns jetzt nicht mehr so aufwendig gehandhabt. Schließlich wohnen die Kinder und Enkelkinder nur 10 Autominuten von uns weg. Und auch das regelmäßige Lebensmitteleinkaufen gestaltet sich jetzt eher einfacher. Dafür sind jedoch die Preise inzwischen durch die Decke gegangen.
Da gurkten wir nun an dem gestrigen Freitagvormittag durch die drei Gänge der " PENNY " - Filiale und dabei fiel uns auf, dass einige Regale deutliche Lücken aufwiesen. Es fehlten beispielsweise die Produkte einiger Teigwarenhersteller, die Molkereiartikel waren auch nicht so prall gefüllt, wie wir es noch vor dem Krieg in der Ukraine kannten und ebenso zeigten die Tiefkühlwaren deutliche Freiräume. Dann, ich blieb beinahe als Salzsäule erstarrt vor den Regalen in denen sich Klopapier stapelte, stehen - es gab kein Toilettenpapier mehr! Warum denn nicht?
Okay, die teuren Produkte von " Hakle " gibt es hier längst nicht mehr, denn " Hakle " aus Düsseldorf ist insolvent. Wenngleich in " Eigenverwaltung ", um sich " neu " aufzustellen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Oktober bis Dezember - Gehälter von der Solidargemeinschaft in Gestalt der Insolvenzkasse abgedeckt werden. Aber, bei den übrigen Herstellern läuft es doch auch weiterhin wie geschmiert und abgeputzt. Oder, etwa doch nicht?
Tatsächlich irritierten mich die leeren Auslagen in der überschaubaren Hygieneartikel - Abteilung schon ein wenig. Warum ausgerechnet Klopapier wieder rar sein sollte, erschloss sich mit zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht.
Wäre da nicht das all wissende Internet, ich hätte nicht heraus gefunden, warum es nun ausgerechnet das Nationalheiligtum der Deutschen in den " Corona " - Phase sein soll, das zum vermeintlich kostspieligen Gut geworden ist. Es liegt zwar nicht an den Hamsterkäufen, wie sie damals als Ausdruck des irrationales Handeln galten, nein, es sind " nur " die hier gestiegen Rohstoffpreise, die zu einer rapiden Teuerung dieser Artikel geführt haben. Bereits Ende August stellte sich heraus, dass der Holzmarkt durch die Preisentwicklung ebenfalls i Wallung geraten wird. Zwei Monate später steht der Kunde erneut vor beinahe leeren Regalen.
Kopfschüttelnd wandte ich meinen Blick von diesem Bereich ab. Kein Klopapier mehr! Und dieses ausgerechnet vor Weihnachten?
Beim Gang zu der Kasse des ansonsten nur sehr schwach besuchten Supermarktes schob eine ältere Frau einen beinahe leeren Einkaufswagen an mir vorbei. Wenig später folgte ein jüngerer Mann. Sein verchromtes Vehikel war prall gefüllt. Oben lagen vier " No Name " - TiKo - Pizzen.
Ein Würgegefühl kam bei Besehen des Chemie - Drecks in mir hoch. Bäh! Doch ein zweiter Blick in den stählernen Wagen gab mir dann Aufschluss und erklärte, warum er ausgerechnet vier Pizzen kaufen wollte. Es schien ein Familienvater zu sein, der den Wochenendeinkauf zu erledigen hatte. Unter den Pizzakartons standen Fruchtsaftpackungen, daneben Nudel, Mehl, Eier. Ich erkannte Schnittbrotpackungen, Marmelade, Äpfel, Tomaten.... Der Einkauf eines typischen Vier - Personenhaushalts, eben.
" Papa geht einkaufen !", dachte bei mir, als der Mann sich zum Kassenlaufband begab. Dort legte er brav seine eingesammelten Artikel auf das Band. Er muss wohl um die 70 Euro berappen. Mehr als wir. Alkoholische Getränke oder Zigaretten lagen nicht auf dem Band, sonst wären locker 100 Euronen fällig geworden.
Doch der Einkäufer scheint offensichtlich weder Trinken und schon gar nicht Raucher zu sein, sondern einfach nur Papa. Und der musste an jenem Freitagvormittag bei " PENNY " den Einkauf erledigen. Ob er sich wohl auch über die klaffenden Lücken in den Regalen geärgert hat?
APRYL FOOL - Another Time - 1969:
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